Witten. Einzigartig in Witten: Die Lebenshilfe bietet sensiblen Kübelpflanzen in ihren Gewächshäusern ein Winterquartier. Noch ist dort etwas Platz.
Während die etwas unempfindlicheren Oleander- und Olivenbäumchen noch draußen die Oktobersonne genießen, haben einige Zitruspflanzen schon einen Platz im Gewächshaus an der Dortmunder Straße gefunden. Sie stehen sonst bei Müller, Meier, Schulze auf der Terrasse oder im Garten. Nun dürfen sie bei der Lebenshilfe in Witten überwintern. Die Gärtnerei bietet diesen Service an. „Das ist nicht so weit verbreitet und in der nahen Umgebung einzigartig“, sagt Gartenbau-Ingenieurin Annika Haas.
Noch ist ordentlich Platz in den vier Glashäusern. Doch bald wird hier ein mediterranes Paradies entstehen, wenn nach und nach an die 1000 Pflanzen die 500 m² große Fläche füllen. „Wir können die ja nicht alle auf einmal abholen“, so die 38-Jährige. Bei den übermannshohen Gewächsen rollt der Lebenshilfe-Laster zum Kunden. Wer nur kleinere Topfpflanzen besitzt, kann diese aber auch selbst vorbeibringen. Die wenigsten kommen mit nur einem Pflänzchen. Ein Stammkunde stellt seit Jahren gleich 30 Zitronen- und Orangenbäume hier unter.
Von der Agave bis zum Zitronenbaum
Eigentlich sind es vier Gewächshäuser, die zur Verfügung stehen. Denn die Bewohner benötigen unterschiedliche Temperaturen. Zitrusbäume mögen es etwa sieben bis zehn Grad warm, ebenso die Engelstrompeten und andere Besonderheiten, zum Beispiel die Tibouchina. Sie wird auch Prinzessinnenblume oder Veilchenstrauch genannt, hat lila Blüten und die Exemplare, die bei der Lebenshilfe stehen, sind riesig. Beim Transport kommt übrigens eine „Greifkarre“ zum Einsatz, eine Art Sackkarre mit Hebel und rundem Greifarm, der den Topf umfasst und es auch weniger kräftigen Menschen ermöglicht, die Last hochzuhieven.
Palmen, Granatapfelbäume, Fuchsien oder Myrten überwintern bei rund zwei Grad. Bei dieser Temperatur fühlen sich auch Oleander, Olive und Agave wohl. Sie können jedoch mal einen Nachtfrost ab, während es Bougainvilleen, Hibiskus oder Birkenfeige mit 14 Grad mollig warm mögen.
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Sie alle finden bei der Lebenshilfe ideale Bedingungen. „In Wohnungen ist die Luftfeuchtigkeit meist zu gering, es herrscht nicht die passende Temperatur und im Winter nimmt außerdem das Lichtangebot ab“, sagt Annika Haas. Und Heizungsluft mögen sie schon mal gar nicht. „All das schadet den Pflanzen auf Dauer.“
Die Kundschaft stammt überwiegend aus der näheren Umgebung, aber auch aus Remscheid oder Bergkamen. Gerade fahren Gabriele (65) und Uwe (57) Ritter auf den Hof. Einen Hänger mit 16 Pflanzen hinten am Auto. Sie kommen extra aus Haan - das liegt zwischen Düsseldorf und Wuppertal. „Sonst haben wir die Pflanzen bei uns in der Nähe untergebracht, aber die Möglichkeit besteht nicht mehr. Deshalb waren wir in großer Not“, erzählt Gabriele Ritter. Übers Netz sind sie in Witten fündig geworden.
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Agapanthus, eine Schmucklilie aus Madeira, haben sie beispielsweise dabei. Außerdem eine Duftgeranie, die im Sommer vor Insekten schützt. „Unser Liebling ist der Flaschenputzer, eine Pflanze aus Frankreich.“ Sie alle sind Urlaubs-Souvenirs - und gedeihen jetzt in ihrem Garten. Der sei wild und naturnah, betont Gabriele Ritter - obwohl der Gatte Gärtner ist. Abholen wollen sie ihre Schätze am liebsten erst, wenn im nächsten Mai die Eisheiligen vorbei sind.
„Manche Kunden können es dagegen gar nicht erwarten, ihre Pflanzen zurückzubekommen“, sagt Annika Haas. Deshalb beginnt ab Mitte April die Auslieferung. Wenn dann der Kollege mit einem Pritschenwagen voller Palmen an den Gebäuden der Lebenshilfe vorbeifährt, dann wissen alle Mitarbeiter: Es ist Frühling.
Gärtnerei bietet Service seit 2014 an
Die Gärtnerei der Wittener Lebenshilfe bietet den Überwinterungs-Service für Kübelpflanzen seit 2014 an. Sie hat dieses Angebot sowie den ersten Kundenstamm von der ehemaligen Gärtnerei Braun auf dem Schnee übernommen. Der Bedarf ist stetig gewachsen, so dass der Service inzwischen den Arbeitsschwerpunkt der Gärtnerei bildet. Dort arbeiten Menschen mit psychischen Erkrankungen, um den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu finden.
Die Kosten für den Service starten bei 17 Euro für eine Überwinterungs-Saison und richten sich nach dem Durchmesser der Pflanze. Ein Zitronenbäumchen mit 60 cm kostet etwa 20 Euro, eine Pflanze mit 140 cm um die 120 Euro. Noch ist Platz für ein paar Pflanzen, die jetzt allerdings nach Absprache selbst gebracht werden müssen. Weitere Infos: lebenshilfe-witten.de.
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