Witten. Junge Wittenerin mit Down-Syndrom war für eine Freizeit in Grömitz angemeldet. Nun hat die Lebenshilfe die Fahrt abgesagt. Die Enttäuschung ist groß.

Die 14-jährige Amelie aus Heven hatte sich so sehr auf die Ferienfreizeit in Grömitz gefreut. Vom 10. bis 17. August sollte es für das Mädchen mit Down-Syndrom an die Ostsee gehen. Die Reise war vom Familienunterstützenden Dienst (FuD) der Lebenshilfe Witten angeboten - und vor rund einer Woche abgesagt worden. „Amelie ist todtraurig. Sie hatte sich schon monatelang darauf gefreut“, sagt ihr Opa Peter Mäder.

Per Post flatterte der Familie die Absage ins Haus. Danach hatte die Geschäftsführung der Lebenshilfe am 8. Juli entschieden, die Reise ersatzlos zu streichen. Die Begründung: Dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sei in Zusammenhang mit dem FuD ein Formfehler aufgefallen, so dass ein neuer Antrag gestellt werden muss. Dies sei mit bürokratischen Herausforderungen verbunden. Es sei unklar, wann man mit einer Bewilligung rechnen könne.

Dienst der Lebenshilfe Witten unterstützt im Alltag

„Es tut uns echt leid“, erklärt Lebenshilfe-Geschäftsführerin Friederike Groß-Böcker auf Anfrage. Ende Juni sei das Problem aufgeploppt, dann habe man die Umstände geprüft und den Betroffenen Bescheid gegeben. Ob Antragsfristen versäumt wurden oder wo genau das Problem sonst lag, dazu will die Lebenshilfe-Chefin sich nicht äußern. „Aber wir werden versuchen, schnell eine Lösung zu finden“, so Groß-Böcker.

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Der FuD mache aber nur einen kleinen Teil des Unternehmens aus. Er gehört zur „Aktives Wohnen und Leben gGmbH“, die wiederum Tochtergesellschaft der SoVD-Lebenshilfe ist. Der Dienst richtet sich mit seinen Angeboten an Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung, die bei ihrer Familie wohnen, sowie an deren Angehörige und unterstützt sie im Alltag. Er bietet zum Beispiel Koch-, Sport- und Bastelkurse an, vermittelt Schulbegleiter und organisiert mehrere Gruppenreisen im Jahr.

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Nicht nur Amelies Grömitz-Tour ist abgesagt worden, insgesamt können drei Fahrten nicht stattfinden. Die Reisen werden auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Ebenso finden sämtliche andere Angebote des FuD aktuell nicht statt.

Amelie, die die Kämpenschule besucht, ist schon mehrmals bei solchen Reisen dabei gewesen. „Es hat ihr immer gut gefallen“, sagt ihr Opa. „Mit Gleichaltrigen zusammen zu sein, die alle ihr Päckchen zu tragen haben, hat ihr gut getan.“ Die große Entäuschung seiner Enkelin sei nun das eine. „Aber ihre Eltern - wie alle anderen auch - haben sich ja darauf verlassen, dass die Kinder eine Woche lang betreut sind.“ Amelies Eltern sind beide berufstätig - und mussten nun schnell eine Lösung für die Betreuung ihrer Tochter finden - „was ihnen mit Ach und Krach gelungen ist.“

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Ab September soll beim FuD wieder alles wie gewohnt laufen, hofft die Geschäftsführerin der Lebenshilfe. Die im Herbst anstehenden Reisen werden also vermutlich planmäßig stattfinden. Amelie hilft das im Moment nicht weiter. Ein Trost: Sie ist gerade mit ihrer Familie weggefahren und macht Wohnwagen-Urlaub in Dänemark.

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