Witten. Die Erkältungssaison ist in vollem Gange. Zwei Aromatherapeutinnen aus Witten setzen dabei auf ätherische Öle. Was ist dran?
- Schule für Naturheilkunde in Witten bietet Onlinekurse über Aromatherapie
- Immer mehr Menschen interessieren sich dafür
- Welche gesundheitsfördernden Wirkungen man sich von ätherischen Öle und Co verspricht
Deutschland schnieft, und Witten hustet. Ganz gleich, ob Erkältung oder Bronchitis, Grippe oder Corona – mit dem Herbst beginnt die Infektionssaison. Janin Folgmann (43) und Andrea Bruhns (53) aus dem Wittener Ortsteil Bommern sagen: Dagegen ist ein Kraut gewachsen. Immer mehr Menschen finden ihre Onlinekurse über Aromatherapie dufte. Sogar Interessierte aus den USA schnuppern hinein.
Ortstermin an der Uferstraße in Bommern. Dort ist die Praxis von Heilpraktikerin Janin Folgmann und Aromatherapeutin Andrea Bruhns: die Schule für Naturheilkunde. Es liegt was in der Luft, ein ganz besonderer Duft: Der Reporter kann ihn nicht genau identifizieren. Nur so viel kann er sagen: Welche Aromen auch immer in dem wohnzimmerartigen Raum freigesetzt worden sind – sie wirken gesprächsanregend. Was hat Janin Folgmann und Andrea Bruhns auf den Geschmack gebracht?
Kopfschmerzen? Ätherische Öle halfen
„Ich arbeitete schon seit vielen Jahren mit ätherischen Ölen“, erzählt Andrea Bruhns. „In meiner Kindheit habe ich angefangen, überall dran zu riechen“, sagt die gebürtige Niedersächsin. Schnell merkte sie, dass ihr Düfte halfen, wenn es ihr nicht gut ging. In den 80er Jahren fing Andrea Bruhns an, eigene Parfüms auf der Basis von Duftölen herzustellen. Raumdüfte folgen. Andrea Bruhns vermittelt seither ihre Kenntnisse und Erfahrungen auch als Dozentin.
Die gesundheitsfördernde Wirkung ätherischer Öle erlebte Nasenmensch Andrea Bruhns am eigenen Leib, als sie heftige Kopfschmerzen plagten: „Das war für mich der Moment, in dem ich gemerkt habe, wie sich etwas in meinem Kopf geöffnet hat. Meine Spannungen sind weniger geworden. Und ich dachte: Tolle Sache.“ Janin Folgmann kam während ihrer Ausbildung zur Heilprakterin mit Aromatherapie in Berührung: „Ich fand das Thema super-spannend. Ich bin genauso duftaffin wie Andrea.“
Öle bekämpfen Bakterien und Viren
Andrea Bruhns und Janin Folgmann sehen bei naturreinen ätherischen Ölen eine Vielzahl von Nutzen, körperlich wie seelisch, egal ob innerlich oder äußerlich angewendet. Wenn erhitzte ätherische Öle inhaliert werden oder als Raumduft verdampfen, reagiert das menschliche Gehirn blitzschnell: Gesundheitsfördernde Wirkungen der Aromen sind Grundlage der Therapie - im Herbst etwa beim Kampf gegen Atemwegserkrankungen.
Offener Treff
Janin Folgmann und Andrea Bruhns laden am Montag, 18. November, 18.30 Uhr, zu einem offenen, kostenlosen Treff zum Thema Aromatherapie ins Clubheim des Kanuvereins Wasserfreunde Witten, Uferstraße 5, im Wittener Ortsteil Bommern ein. Das Ende ist offen.
So sei Lemongras, heißt es, wirksam gegen Viren und Bakterien, es stärke überdies das Immunsystem. Empfohlen wird auch das ähnlich wirkende Ravintsara: das Öl des Kampherbaums. Das Öl wirke zudem schleimlösend und belebend. Cajeputöl aus Indonesien wird als Alternative zu Eukalyptus oder Thymian eingesetzt. Der Wirkstoff Cineol hat den Ruf, eine Wunderwaffe gegen Krankheiten zu sein – von Atemwegsinfekten über Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen bis hin zu Magenkrämpfen.
Teebaumöl hat sich längst einen Ruf als therapeutischer Klassiker erworben. Es lindert Beschwerden in Hals, Nase und Ohren sowie im Verdauungsapparat. Gegen Fieber werden Bergamotte, Eukalyptus, Pfefferminze oder Zitrone angeraten. Ölen wie Oregano und Thymian wird sogar eine Wirkung zugeschrieben, die Antibiotika ähnelt.
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Einige private Krankenkassen bezahlen Aromatherapie
Die beiden Aromaöl-Expertinnen verweisen darauf, dass auch bei medizinischen Produkten der Naturheilkunde die Dosis das Gift macht. Ätherische Öle seien hochkonzentriert. Sie sollten „niemals unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden“. Zudem sollten die Öle nicht mit Schleimhäuten in Berührung kommen. Vorsicht sei bei Kindern, Schwangeren und empfindlichen Personen geboten.
Während der Einsatz ätherischer Öle bei Atemwegsinfektionen unstrittig ist, ist ihr therapeutischer Nutzen noch nicht in allen Bereichen des Gesundheitswesens anerkannt. Die Kosten für Aromatherapie bei Heilpraktikern oder Heilpraktikerinnen werden nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wie Barmer-Sprecher Tobias Klingen auf Anfrage mitteilt. Die Wirksamkeit der Aromatherapie sei noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
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Einige private Krankenkassen sehen das anders. Die Barmenia, beispielsweise, übernimmt Heilpraktiker-Rechnungen und bezahlt auch Aromatherapie. Das Interesse in der Bevölkerung sei jedenfalls riesengroß, betont Janin Folgmann. Sie sei in ungezählten WhatsApp-Gruppen: „Wenn ich mal länger nicht aufs Handy gucke, habe ich in einer Stunde über 100 Nachrichten.“ Sie und Andrea Bruhns beantworten alle Fragen. Und sie gehen weiter ihren Weg: immer der Nase nach.
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