Witten. Ursula Niggemeier aus Witten hat ihre Hündin Tessa verloren. Doch die Suche nach einem neuen Hund ist schwierig. Die 56-Jährige ist halbseitig gelähmt.

  • Ursula Niggemeier war noch keine 50, als sie ein Schlaganfall traf
  • Doch die Wittenerin hat sich ins Leben zurückgekämpft
  • Eines würde ihre Lebensqualität weiter verbessern: ein Hund

Vor neun Jahren änderte sich das Leben von Ursula Niggemeier von einem Tag auf den anderen. Ein Schlaganfall riss sie aus ihrem bisherigen Alltag. Seitdem hat sich die 56-Jährige ins Leben zurückgekämpft. Sie lebt heute wie berichtet selbst bestimmt in einer barrierefreien Wohnung der Bethel-Stiftung in Witten. Nur eines fehlt ihr: ein Hund. Denn ihre elfjährige Hündin Tessa ist Ende 2023 gestorben. Doch bislang war ihre Suche vergebens. „Viele haben Vorurteile und trauen mir das nicht zu“, sagt Niggemeier.

Denn seit ihrem Schlaganfall ist „Ursa“, wie sie von ihren Freunden genannt wird, halbseitig gelähmt und auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen. Im Zusammenleben mit Hündin Tessa war das kein Problem. Schon als Welpe war die spanische Wasserhündin in die Familie Niggemeier gekommen. Als Ursula nach langen Reha-Aufenthalten und zwei Jahren in einem Altenheim endlich wieder eine eigene Wohnung beziehen konnte, nahm sie Tessa wieder zu sich. Die hatte in der Zwischenzeit bei ihrem Ex-Mann gelebt. Die Ehe hat den Schlaganfall nicht überlebt. „Aber wir konnten uns die Freundschaft erhalten“, ist Ursa dankbar.

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„Ursa“ vermisst Liebe und Vertrautheit

Fortan trainierte die im Rollstuhl sitzende Frau Tessa darauf, ihr im Alltag zu helfen. So konnte der Hund etwa Türen öffnen oder schließen und heruntergefallene Gegenstände vom Boden für sie aufheben. „Und sie liebte es, Socken auszuziehen“, erinnert sich Ursa an ihre Alltagsbegleiterin. Nun fehle einfach die Liebe, die das Tier ihr gegeben habe. „Diese Innigkeit und Vertrautheit, wir haben uns einfach blind verstanden.“

Rollstuhlfarerin vermisst ihre Hündin in Witten
Ein Bild aus der Zeit vor dem Schlaganfall: Ursula Niggemeier und ihre verstorbene Hündin Tessa. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Tessa sei richtig energiegeladen gewesen und habe ausgedehnte Spaziergänge geliebt. Ursas neuer Hund soll deshalb auf keinen Fall eine „Couchpotatoe“ sein, sondern ein aktiver, lernwilliger Hund. Denn Ursa will unbedingt auch mit ihrem nächsten Begleiter trainieren - und vielleicht sogar zum „Agility“ gehen, wie ein Hindernisparcours genannt wird. In Witten gibt es dafür eine Indoor-Halle, die Ursula Niggemeier schon für sich ausgeguckt hat. Sie hofft außerdem auf einen etwas kleineren Hund, den sie bei ihren Ausflügen mit Bus und Bahn - etwa zum Kemnader See - auf den Schoß nehmen kann.

Zahlreiche Absagen bekommen

Schon kurz nach Tessas Tod im vergangenen Jahr hat Ursa nach einem neuen Tier gesucht - vor allem übers Internet, etwa in Facebook-Gruppen, oder auf den Seiten von Tierheimen und Tierschutzvereinen. „Eine Facebook-Gruppe hat mir aber die Aufnahme verweigert, weil ich im Rollstuhl sitze.“ Das mache sie fassungslos. „Dabei habe ich so viel Know-how und Wärme zu geben.“ Zusammen mit ihrem Ex-Mann hatte sie insgesamt drei Hunde - alle bestens abgerichtet.

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Auf rund 80 Tiere habe sie sich schon beworben - aber immer eine Absage bekommen. „Oft mit fadenscheinigen Ausreden.“ Mit einer Bethel-Mitarbeiterin war sie auch schon in Tierheimen in der Umgebung, auch das ohne Erfolg. „Die verkriechen sich hinter Ausreden“, ist ihr Eindruck. Dabei ist Ursula sicher: „Einen Hund kann ich alleine wuppen.“ Falls Klinik- oder Reha-Aufenthalte anstehen, würde auch immer der Ex-Partner einspringen.

Hoffnung noch nicht aufgegeben

Durch ihren Schlaganfall hat Ursa viel von dem verloren, was sie einmal ausgemacht hat, sagt sie selbst: das Zusammenleben als Familie, ihren Sport - und nun auch ihren Hund. Deshalb hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es doch noch etwas werden könnte mit der Adoption eines treuen Vierbeiners.

Rollstuhlfarerin vermisst ihre Hündin in Witten
Ursula Niggemeier und Tessa haben es sogar auf einen Flyer der Bethel-Stiftung geschafft. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Das Tierheim Witten, Wetter, Herdecke ist Ursas Suche gegenüber aufgeschlossen. „Wir unterstützen das!“, sagt Vorstand Wiebke Blomberg. Grundsätzlich sei man nicht abgeneigt, Tiere an Menschen im Rollstuhl zu vermitteln. „Der Hund muss einfach zum Menschen passen.“ Das sei die Grundvoraussetzung. Aktuell sitzen aber viele schwierige Hunde im Heim, die etwa schon gebissen haben. Trotzdem soll sich „Ursa“ doch telefonisch an der Wetterstraße melden. Damit sie dort vorgemerkt ist. Denn die lieben, netten Hunde sind immer sehr schnell vermittelt. Ursula darf also wieder hoffen. Tessa im Hundehimmel würde sich bestimmt auch freuen, wenn Frauchen wieder glücklich wäre.

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