Witten. Ende einer Ära: Getränke Kuypers in Witten schließt nach 88 Jahren. Inhaber Hermann Kuypers geht in den Ruhestand. Nachfolger Fehlanzeige.
Der Getränkegroßhandel Kuypers stellt zum Ende des Jahres den Betrieb ein. Inhaber Hermann Kuypers geht mit fast 81 Jahren in den Ruhestand. Einen Nachfolger für das traditionsreiche Wittener Unternehmen gibt es nicht.
Seit 88 Jahren sorgt Getränke Kuypers schon für feuchte Kehlen in der Ruhrstadt und darüber hinaus. 1936 von Hermann Kuypers Sen. in Stockum gegründet, zog die Firma 1979 ins Gewerbegebiet an der Friedrich-Ebert Straße in Rüdinghausen. Die Kuypers waren nicht nur die langjährigen Pächter des Wittener Ratskellers. Sie belieferten auch zahlreiche eigene Getränkemärkte und die Gastronomie.
Langjähriger Chef von Getränke Kuypers in Witten nimmt schweren Herzens Abschied
Den Betrieb aufzugeben, falle ihm „wirklich nicht leicht“, sagt Hermann Kuypers. Der 80-Jährige hat schon als Kind im väterlichen Unternehmen mitgeholfen. „Das war mein ganzes Leben.“ Doch die Entscheidung sei getroffen. „Ich bin gespannt, wie das wird“, sagt er und meint damit seinen wohlverdienten Ruhestand.
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Mit gerade einmal 21 Jahren stieg Hermann Kuypers 1965 in die väterliche Firma ein. Sechs Jahre später war er Alleininhaber. Geplant war das eigentlich nicht. Der junge Kuypers machte zunächst bei Thyssen eine Ausbildung zum Maschinenschlosser und arbeitete dort auch weiter. Doch als der Vater krank wurde, übernahm er immer mehr Verantwortung im Familienbetrieb und gab seinen Job in der Industrie auf.
„Wir haben immer viel gearbeitet“
Mit ihm an der Spitze wuchs das Familienunternehmen schnell. „Wir haben bis ins Rheinland expandiert, Getränkemärkte eröffnet.“ Etwa in Siegen, Mönchengladbach oder Dortmund. In den 80er Jahren baute er den Gastronomie-Großhandel auf, belieferte später etwa Rewe-Filialen. Seit seinem Einstieg war Kuypers „jeden Tag am Ball“, wie er selbst sagt. In letzter Zeit hat er altersbedingt aber schon ein wenig runtergefahren. „Ich fange jetzt erst um 7 Uhr an.“
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Von seinen vier Töchtern habe keine seine Nachfolge antreten wollen. „Sie haben gesehen, wie viel wir früher gearbeitet haben. Das wollen sie für sich nicht.“ Doch was heißt das nun für Kunden und die weitläufigen Hallen von Getränke Kuypers?
Mitarbeiter sollen bei anderen Getränkehändlern unterkommen
Im Laufe der Jahre hatte Hermann Kuypers schon Teile des Geschäfts aufgegeben, etwa 2015 einen Großteil der eigenen Getränkemärkte. Ganz aktuell gehe es nun um zehn bis 15 Kunden, die er noch an Kollegen übergeben wolle. „Ich denke, bis Mitte, Ende November wird sich alles geklärt haben“, so der 80-Jährige.
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Auch seine Mitarbeitenden will er bei anderen Getränkehändlern unterbringen. Eine seiner Hallen an der Friedrich-Ebert-Straße ist langfristig an die „Trink und spare“-Gruppe vermietet, die dort schon einen Getränkehandel betreibt. Die weiteren Hallen sollen nun nach und nach leer gezogen werden. Hier steht aktuell etwa noch Ware.
Wie geht es im Ratskeller weiter?
Rund zwei Jahrzehnte lang hatte die Firma auch den Ratskeller betrieben. Das gesamte Inventar von den Stühlen über die Tische bis hin zur Küche gehört noch immer Hermann Kuypers. Doch die Gastronomie im Rathaus findet seit fünf Jahren keinen neuen Pächter. Die Räume sind mittlerweile auch sanierungsbedürftig. „Aber da tut sich von Seiten der Stadt ja gar nichts“, ärgert sich Kuypers. Und deutet an, dass es in seiner Familie vielleicht Interesse daran geben könnte. Seine Tochter Joyce Kuypers hat das Lokal von 2009 bis 2012 schon einmal geführt.
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