Witten. Wittens Ratskeller steht seit fünf Jahren leer. Jetzt kommt das Restaurant Mondo hinzu. Droht der heimischen Gastronomie ein weiter Wegfall?
- Ratskeller ist anscheinend in noch schlechterem Zustand als es vor der Rathaussanierung der Fall war
- Neuer Pächter müsste für Kosten aufkommen
- Stadt prüft intern, ob der Ratskeller überhaupt wieder öffnet
In der Wittener Gastrolandschaft herrscht zumindest stellenweise Flaute. Der Ratskeller steht seit fünf Jahren leer, und vor wenigen Tagen hat das Mondo am Saalbau geschlossen. Damit fehlen auf der gastronomischen Landkarte der Stadt zwei echte Topadressen.
Das Mondo galt bis zu seiner Schließung als eines der besten Restaurants in der Wittener Innenstadt. Auch der Ratskeller genoss unter Wittenern einen guten Ruf. Bis man hier wieder etwas auf die Gabel bekommt, kann es allerdings noch dauern. Wenn es überhaupt dazu noch mal kommt. Versalzen uns die erforderlichen Sanierungen in dem Kellergewölbe die Suppe?
Für die beiden Schwergewichte der Wittener Gastrowelt sind unterschiedliche Träger verantwortlich. Während der Ratskeller in den Zuständigkeitsbereich der Stadt fällt, gehört das Mondo neben dem Saalbau zum Wittener Kulturforum. Beide Lokale sind von Sanierungsarbeiten betroffen.
Ratskeller Witten: Sanierung nicht Teil der Rathaussanierung
Während am Rathaus noch bis in den kommenden Sommer gearbeitet wird, soll die Saalbausanierung erst in zwei bis drei Jahren starten. Doch wer glaubt, dass mit dem Rathaus auch das Lokal unter dem schönen neuen Verwaltungstempel auf Vordermann gebracht wird, irrt. „Eine Sanierung des Ratskellers ist nicht im Rathaussanierungsprojekt enthalten“, so die Stadt auf Anfrage.
Das Lokal ist offenbar in einem noch schlechteren Zustand, als es vor der Rathaussanierung der Fall war. Durch die Arbeiten am Gebäude seien Schäden entstanden, die in dieser Form nicht abzusehen gewesen seien, sagt Wirtschaftsförderin Anja Reinken. Weil die Kellerdecke zwischenzeitlich abgestützt werden musste, kam es zu Schäden an Decke und Boden.
Damit im Ratskeller wieder getrunken und gespeist werden kann, muss einiges gemacht werden. Die Kosten dafür trägt jedoch nicht die Stadt Witten. Ein neuer Pächter soll dafür aufkommen. Diese Entscheidung, so Reinken, sei getroffen worden, bevor die Schäden bekannt waren. Inwieweit die Stadt einem Pächter etwa durch Mietererlass entgegenkommen kann, wäre im konkreten Fall zu verhandeln.
Ist der Wittener Getränkehandel Kuypers als möglicher Pächter aus dem Rennen?
Im vergangenen Jahr hatte der Getränkehandel Kuypers noch Interesse bekundet. Die Firma hatte das Lokal rund zwei Jahrzehnte lang betrieben. Das gesamte Inventar von den Stühlen über die Tische bis hin zur Küche gehört ihr. Beste Voraussetzungen für eine weitere Zusammenarbeit? Verkaufsleiter Ralph Klein möchte sich auf Anfrage nicht zur Zukunft des Ratskellers äußern.
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Wie geht es also weiter? Die Zeichen deuten derzeit eher darauf hin, dass die Küche kalt bleibt. Dass die Rathauseröffnung im nächsten Jahr nach über zehn Jahren Umbau und mehr als 30 Millionen Euro Kosten mit Speisen und Getränken aus einem dann ebenfals sanierten Ratskeller gefeiert wird, gilt jedenfalls als „eher unwahrscheinlich“, wie es heißt. Die Stadt prüft intern, ob der Ratskeller überhaupt jemals wieder öffnet.
Wie es mit dem leerstehenden Mondo am Saalbau weitergeht, entscheidet sich wohl Anfang August, sagt Markus Barisch vom Kulturforum. Derzeit verhandele man mit möglichen Pächtern. Es ist noch nicht klar, ob man im kommenden Monat Vollzug melden kann oder neu ausschreiben muss.
Abspaltung von Catering und Restaurantbetrieb möglich
Ein erschwerender Faktor bei der Pächtersuche sind anstehende Sanierungsarbeiten am Saalbau. Weil diese in wenigen Jahren beginnen sollen, kann das Kulturforum nur einen vergleichsweise kurzen Pachtvertrag anbieten. Deshalb wolle man möglichen Pächtern finanziell entgegenkommen. Auch eine Abspaltung des Caterings vom Restaurantbetrieb gilt als möglich. Während die im Saalbau gereichten Speisen meist aus der Mondo-Küche stammten, könnte diese Aufgabe auch ein Cateringunternehmen stemmen.
„Manche wollen alles machen, manche wollen gerne splitten, andere stoßen sich an den hohen Betriebskosten, manche bedauern die Pachtdauer“, fasst Barisch die Herausforderungen bei den Verhandlungen zusammen. „Die Gastroszene erlebt gerade eine schwierige Zeit, aber es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn wir keine Lösung finden würden.“
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