Sie ist mit Getränkekästen sozusagen aufgewachsen, eine Gaststätte hat sie aber noch nie geleitet. Joyce Kuypers (34) ist die neue Geschäftsführerin im Ratskeller.

Nachdem mit dem letzten Pächter, Saalbau-Gastronom Werner Schmidt, nach fünf Jahren kein neuer Vertrag zustande gekommen war, entschloss sich die Familie Kuypers als Verpächter, den Ratskeller fortan in Eigenregie zu betreiben. Bei vier Töchtern kam dafür nur eine in Frage, nämlich Joyce. Denn ihre drei Schwestern sind beruflich andere Wege gegangen.

2003 stieg die Mutter eines zweijährigen Sohnes in den elterlichen Betrieb ein, einen Getränkefachgroßhandel. Da hatte sie schon ein bisschen was von Deutschland gesehen: im Gelsenkirchener „Maritim” lernte sie Hotelfachfrau, später machte sie ihren Betriebswirt, danach war sie im Außendienst im ganzen Land unterwegs für „Care-Catering”, das Essen in Altenheime, Krankenhäuser und Betriebskantinen liefert.

„Doch für mich stand immer fest, dass ich in Witten bleiben möchte und auch irgendwann in den elterlichen Betrieb will”, sagt die blonde Ruhrstädterin. Sie sei sehr familien- und heimatverbunden. Gedrängt hätten sie ihre Eltern nicht dazu.

Einzelhandel, Großhandel, Gastronomie – Joyce Kuypers hatte in den letzten Jahren viel Gelegenheit, die Getränkebranche kennenzulernen. Das Familienunternehmen mischt überall mit. Sie spricht von einer „ganz eigenen Welt”. Eigentlich sei die Branche sehr klein und man treffe sich immer wieder. Eine Sparte, die hauptsächlich von Männern dominiert werde. Muss man da nicht trinkfest sein? „Vor 15 Jahren vielleicht ja”, sagt Joyce Kuypers. Das habe sich zum Glück geändert.

Dass sie mit ihren Gästen mal einen heben muss, wird ihr so schnell wohl nicht passieren. Denn als Geschäftsführerin bleibt sie im Hintergrund, „an der Front, das machen andere”. Den Service-Chef hat sie übernommen, auch zwei Azubis. Den Betriebsleiter brachte sie aus dem „Maritim” mit, wo beide zusammen gelernt haben. Allen früheren Mitarbeitern sei ein Übernahmeangebot gemacht worden, doch nur wenige hätten davon Gebrauch gemacht.

Treu will sie dem Konzept bleiben („lief gut”), das ihre Familie schon vor neun Jahren ersonnen habe, als sie den Zuschlag für den Ratskeller von der Stadt bekam: „Gut bürgerlich, ein Restaurant für jede Altersklasse.” An der Speisekarte hat sich nicht so viel geändert. Neu ist etwa der „Schwerter Senfrostbraten” oder das „Annener Lachsfilet”. Und die Preise? „Sind im Großen und Ganzen geblieben.” Auch Feten stehen weiter auf dem Programm, Beachparty, Weiberfastnacht, Oktoberfest, neu ist der Brunch an jedem zweiten Sonntag.

Apropos Veranstaltungen. Davon würde sich Joyce Kuypers einige mehr – mit Musik – auf dem Rathausplatz wünschen. Geht der Ratskeller denn mit gutem Beispiel voran? Gibt's Jazz zum Brunch? Durchaus vorstellbar, sagt die Wittenerin.

Sie selbst feiert ganz gerne, kommt dazu aber im Moment wegen ihres kleinen Sohnes nicht. Dass am Rathausplatz mit Café Cuba oder dem Impuls neuere Lokale eröffnet haben, freut sie. „Das belebt das Geschäft.” Was besser sein könnte, sei die Gemeinschaft der Gastronomonen. Letzte Frage, Frau Kuypers: Was essen und trinken Sie am liebsten? „Eintopf und Radler.”