Witten. Die Wittener Berufsfeuerwehr hat 16 neue Profis. Eine Frau und ein Mann erzählen, was sie antreibt - und warum Sport Leben retten hilft.

  • Wittens Berufsfeuerwehr hat 16 Neuzugänge.
  • Sarah Schimanski und Kevin Höhnisch erzählen, warum sie dabei sind.
  • Eine abgeschlossene Ausbildung ist wichtig - und Sport.

Der Beruf fordert sie. 24-Stunden-Dienste sind bei der Berufsfeuerwehr keine Ausnahme, sondern die Regel. Wenn nachts in Wittens Hauptwache an der Dortmunder Straße das Licht angeht, müssen Sarah Schimanski (31) und ihr Kollege Kevin Höhnisch (33) sofort voll da sein. Und sie wissen nie, was kommt.

16 Feuerwehrleute beenden in Witten ihre Ausbildung und sind nun „Brandmeister“

Unfall, Brand oder Naturkatastrophe – jeder Einsatz erfordert ihre ganze Konzentration und volle Leistungskraft. Die beiden jungen Feuerwehrleute wissen das. Es macht ihnen nichts aus. Schließlich haben sie sich ganz bewusst für diesen Beruf entschieden. Mit 14 weiteren Nachwuchskräften beendeten sie gerade ihren Grundlehrgang. Und sind nun hauptamtlich bei der Berufsfeuerwehr. „Brandmeister und Brandmeisterin“ nennen sie sich.

Die Bochumerin Schimanski und der Sauerländer Höhnisch hatten ein Leben vor der Feuerwehr. Sarah hat Kraftfahrzeugmechatronikerin gelernt. Sie besitzt einen Lkw-Führerschein und darf selbst schwere Erdbaumaschinen bewegen. „Ich habe schon Fahrpraxis. Das ist bei Einsatzfahrten schon von Vorteil.“ Kevin ist ausgebildeter Elektroinstallateur. „Ich habe auf dem Bau gelernt, ganz klassisch.“ Anschließend bildete sich der 33-Jährige zum Techniker fort. Zuletzt war er im Vertrieb: ein Bürojob.

Abwechslungsreiche Tätigkeit gesucht - und in Witten gefunden

Die beiden jungen Feuerwehr-Profis wollten aber mehr. Sie empfanden ihre frühere Berufstätigkeit als zu wenig abwechslungsreich. Und erfüllten mit ihrer abgeschlossenen Ausbildung schon mal eine Voraussetzung, um bei der Feuerwehr anzuheuern. Handwerkliche Vorkenntnisse sind willkommen, Pflicht sind sie nicht. Sprecher Ulrich Gehrke: „Wir nehmen auch Leute aus dem IT-Bereich.“ Der persönliche Kontakt zu Menschen bei der Feuerwehr spielte für Sarah und Kevin aber auch eine Rolle.

Immer mehr Frauen

Die Feuerwehr war früher eine reine Männertruppe. Das ist längst passé. Immer mehr Frauen seien bei der Wehr zu finden, sagt Sprecher Ulrich Gehrke. Er betont, der Frauenanteil der Berufsfeuerwehr in Witten liege inzwischen bei fünf Prozent, bei der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtgebiet sogar bei zehn. Feuerwehr-Chef Mario Rosenkranz und seine Führungsriege legen, wie es heißt, extremen Wert darauf, dass der Umgang der Einsatzkräfte miteinander stets respektvoll sei.

101 Menschen sind bei der Wittener Feuerwehr beschäftigt, davon etwa 80 im reinen „Einsatzdienst“. Der geht über 24 Stunden. Im Jahresdurchschnitt kommt man auf eine 48-Stunden-Woche. Die Hauptamtlichen sind auch in den Rettungsdienst eingebunden.

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„Ich kannte einen Kollegen, der bei der Freiwilligen Feuerwehr war. Den habe ich von der Arbeit ein paar Mal zur Wache fahren müssen, weil er einen Einsatz hatte. Und da habe ich schon gemerkt: Ich habe schon Bock, da mitzugehen“, erzählt Sarah Schimanski. Sie fackelte nicht lange – und fing selbst bei den Freiwilligen an. Inzwischen hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht.

Sarah Schimanski mit Schlauchendstück und Kevin Hönisch mit Motorssäge: Die beiden Geräte stehen für wichtige Teile professioneller Feuerwehrarbeit, fürs Löschen von Bränden und Beseitigung von Sturmschäden.
Sarah Schimanski mit Schlauchendstück und Kevin Hönisch mit Motorssäge: Die beiden Geräte stehen für wichtige Teile professioneller Feuerwehrarbeit, fürs Löschen von Bränden und Beseitigung von Sturmschäden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Kevin Höhnisch hatte dagegen bis vor drei Jahren noch gar „keine Berührung mit der Feuerwehr“. Der 33-Jährige fing – nun ja – Feuer, als sein bester Freund zu den Einsatzkräften ging. „Er hat in Witten die Grundausbildung begonnen.“ Der Laufkumpel ist inzwischen auch ein Kollege.

„Wir nehmen auch Leute aus dem IT-Bereich.“

Ulrich Gehrke, Feuerwehr-Sprecher

Eine weitere Voraussetzung für den Beruf ist körperliche Fitness. Sarah Schimanski macht Kraftsport, spielt Squash und klettert. Kevin Höhnisch fährt Rad. Beim Laufen für den Marathon-Club Menden hat er schon vorzeigbare Erfolge erzielt. Körperliche Bestform ist bei der Feuerweehr aber kein Selbstzweck. Bei Einsätzen zählt oft Tempo, um Menschen aus Lebensgefahr zu retten. Und macht braucht einfach Power. Die Schutzausrüstung samt Atemschutzgerät wiegt nicht weniger als 25 Kilo.

Witten: Schutzausrüstung mit Atemschutzgerät wiegt 25 Kilo

Anderthalb Jahre sind Sarah Schimanski und Kevin Höhnisch auf ihren Beruf vorbereitet worden. Dazu gehört eine dreimonatige Ausbildung zum Rettungssanitäter. Nebenher haben die beiden Feuerwehrleute gelernt, wie wichtig Teamgeist ist – und wie sie mit Stress umgehen können.

Sarah Schimanski und Kevin Höhnisch betonen übereinstimmend, der Sport helfe ihnen dabei, nach der Arbeit wieder herunterzukommen. Außerdem wissen beide den Wert einer Hunde-Runde zu schätzen. Wenn tragische Einsätze mit Schwerverletzten oder gar Toten zu seelischer Belastung führen, hilft auch psychosoziale Beratung bei der Feuerwehr.

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Wittens Feuerwehr weiß zu schätzen, dass ihre Arbeit in der Bevölkerung anerkannt wird. Selten, ganz selten gebe es Gemecker, wenn Feuerwehrfahrzeuge vor geparkten Autos stehen. Sprecher Ulrich Gehrke: „Es ist noch nie jemand handgreiflich geworden.“ Sarah Schimanski und Kevin Höhnisch jedenfalls sind, wie sie betonen, noch nie dumm angemacht worden. Augenzwinkernd setzt Ulrich Gehrke hinzu: „Sie sind aber auch erst seit 14 Tagen da.“

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