Witten. Die Feuerwehr in Witten-Stockum wird 125. Am Samstag (28.9.) wird gefeiert - auch die gute Nachwuchsarbeit. Sören Meyer (27) erzählt.

Die Freiwillige Feuerwehr in Stockum feiert am Samstag, 28. September, ihr 125-jähriges Bestehen in der Sporthalle an der Pferdebachstraße mit einer großen Party. Die Einsatzkräfte blicken nicht nur auf eine stolze Vergangenheit zurück. Sie haben allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu sehen. Ein Beispiel dafür ist Sören Meyer. Nicht mal Gaffer bringen den 27-Jährigen von seiner Mission ab. In Kürze wechselt er zur Berufsfeuerwehr.

Der 27-Jährige begrüßt den Redakteur in vollem Ornat. Er verkörpert die Feuerwehr buchstäblich von Kopf bis Fuß. Vor dem Gespräch steht ein Rundgang an. Von außen betrachtet, ist Stockums Feuerwehrwache am Heuweg ein Gebäude aus den 60ern, der Siedlungsgenossenschaft Witten gehört es. Innen indes ist der Komplex hochmodern – schon deswegen, weil die Feuerwehr längst nicht nur Männer in ihren Reihen hat. Ob Umkleide oder Toiletten – Frauen und Männer haben ihre eigenen Räume.

Wache in Witten-Stockum ist kernsaniert

Stockums Wache ist seit der Kernsanierung vor fünf Jahren auf die Bedürfnisse moderner Einsätze ausgerichtet, Schulungen und Dienstbesprechungen inklusive. Öffentliches Geld, Feuerwehr-Spenden und privates Sponsoring, etwa vom Möbelhaus Ostermann, haben’s möglich gemacht. Wie ist Sören Meyer zur Feuerwehr gekommen?

Knirps erhält Feuerwehrauto: Das weckt Leidenschaft

Der groß gewachsene Blondschopf lacht. Ihn habe die Leidenschaft schon mit zwei Jahren gepackt, auf Langeoog: „Da bekam ich mein erstes Feuerwehrauto.“ Dann passierte lange nichts – bis 2011. „Damals war ich 14. Ich habe mit einem Kumpel zusammen bei der Freiwilligen angefangen. Er hatte mich angesprochen: Ey, Sören, ist das nicht auch etwas für Dich“, sagt Sören Meyer. Es war etwas für ihn: „Ich habe meine Uniform anprobiert – und meinen Aufnahmeantrag unterschrieben.“

Das Feuer für die Arbeit brannte bei ihm so hell, dass er zunächst zur 20-köpfigen Jugendfeuerwehr nach Herbede fuhr. Denn eine Gruppe für den Nachwuchs in seinem Heimatdorf gab es damals noch nicht. Das hat sich 2013 geändert. „Ich habe sozusagen zwei Jugendfeuerwehrgruppen gegründet“, erzählt Sören Meyer schmunzelnd. Gleich drei Freunde begeisterte fürs Mitmachen.

Hobby und Freundeskreis sind fast das Gleiche

Hobby und Freundeskreis waren eins. Da fiel das Lernen neben der Schule leicht. Mit 16 Jahren startete Sören Meyer mit Lehrgängen. Die Feuerwehr-Ausbildung besteht aus Modulen. Jugendliche haben bis zum 18. Lebensjahr Zeit, sie zu absolvieren. Als Sören Meyer volljährig wurde, wechselte er in die aktive Wehr. Mit ihm gingen allein in Stockum sieben weitere junge Leute diesen Weg. Und die Schule?

Leon, einer der Betreuer der Jugendfeuerwehrgruppe, zeigt am Rauchdemohaus beim Sommerfest der Löscheinheit Witten-Stockum, wie die Wehr arbeitet (Archiv).
Leon, einer der Betreuer der Jugendfeuerwehrgruppe, zeigt am Rauchdemohaus beim Sommerfest der Löscheinheit Witten-Stockum, wie die Wehr arbeitet (Archiv). © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Große Party

125 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Witten-Stockum: Das muss gefeiert werden. Am Samstag, 28. September, ist es so weit. Um 18 Uhr beginnt in der Sporthalle an der Pferdebachstraße eine XXL-Party. Comedian Ingo Oschmann ist dabei, die Partyband Almfeger spielt, und obendrein singt Schlagersänger Timo Schulte. Der Eintritt kostet 15 Euro. Vorverkauf: SB-Tankstelle Stockum und Autohaus Trappmann, beides an der Hörder Straße.

Sören Meyer machte in Hagen ein technisches Abitur, wollte zeitweilig Bauingenieur werden, machte eine Schreinerlehre und, als wäre all dies nicht schon genug, ließ er sich zum Rettungssanitäter schulen. Kein Wunder, dass der Ehrenamtler beinahe jede Art von Einsatz erlebt hat – vom Brand löschen über tragische Autounfälle bis zu Selbsttötungen.

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So hat Sören Meyer erfahren müssen, dass es im Einsatz längst nicht nur ums Handwerk geht, sondern mindestens genauso sehr um menschliche Schicksale. Derartige Einsätze lassen den jungen Mann nicht kalt. Nachbesprechungen sorgen dafür, dass er das Geschehen verarbeiten kann, und er weiß zu schätzen, dass die Feuerwehr psychologische Betreuung anbietet, falls Bedarf besteht.

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Spaß muss sein: Beim Sommerfest der Löscheinheit Witten-Stockum kommen auch Kinder und Jugendliche zusammen (Archiv). Am Samstag wird in der Sporthalle Stockum das 125-Jährige der Einheit gefeiert.
Spaß muss sein: Beim Sommerfest der Löscheinheit Witten-Stockum kommen auch Kinder und Jugendliche zusammen (Archiv). Am Samstag wird in der Sporthalle Stockum das 125-Jährige der Einheit gefeiert. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

An einen Einsatz erinnert sich der junge Feuerwehrmann besonders: An einen Unfall auf der Autobahn 448, bei dem ein Vater und sein Sohn ums Leben kamen. Was Sören Meyer empört: „Der Unfall lief den ganzen Tag im Radio. Er hatte unter einer Brücke stattgefunden. Und da kamen oben viele Leute zusammen, um sich anzugucken, was da unten los war.“

Auch wenn Gaffer den Feuerwehrmann nerven – Sören Meyer weiß, dass sein Einsatz nicht selten Leben rettet. Und nur das zählt. Der Stockumer macht aus seinem Hobby in Kürze einen Beruf. Die Entscheidung fiel vorm Abitur. Am 1. Oktober beginnt er bei der Berufsfeuerwehr in Essen. Ein weiterer Feuerwehrmann aus Stockum, Tim Tintschl (25), startet ebenfalls als Profi.

Helm, Schutzanzug, Einsatzfahrzeug: Sören Meyer, Feuerwehrmann bei der freiwilligen Feuerwehr in Stockum, kann alles gut erklären.
Helm, Schutzanzug, Einsatzfahrzeug: Sören Meyer, Feuerwehrmann bei der freiwilligen Feuerwehr in Stockum, kann alles gut erklären. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Sören Meyer will nach Essen pendeln

Sören Meyer liebt seine Heimat Stockum. Deshalb will er nach Essen pendeln. Staus auf der A 40 fürchtet er nicht. „Meine Arbeit“, sagt der künftige Berufsfeuerwehrmann lachend, „beginnt um 6.30 Uhr. Da ist noch keiner unterwegs.“

Hier finden Sie mehr Informationen über die Jugendfeuerwehr in Witten-Stockum.

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