Witten. Ein Mann aus Witten hat Zivilcourage gezeigt und einen Randalierer bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Das war nicht ungefährlich.

„Acht Straftaten in 45 Minuten - Polizei nimmt Wittener (36) vorläufig fest“. So lautet die offizielle Mitteilung der Polizei rund um einen Vorfall am Montag, 30. September. Ein Mann aus Witten hat sich dem randalierenden Täter entgegengestellt und festgehalten – und somit eventuell weitere Taten verhindert.

Doch von vorne: Seyhan Korkmaz besuchte am Montag seine Schwiegereltern zum Frühstück. Auf dem Rückweg zu seinem nach Hause in der Schulze-Deliztsch-Straße fuhr er mit seinem Auto an der S-Bahn-Haltestelle „Friedrich-List-Straße“ in Heven vorbei. Dabei sah er, wie ein Mann einen Gegenstand aufhob und in eine Scheibe der Haltestelle schmiss. Auch andere Zeugen sind nach Angaben der Polizei zuvor bereits auf den Tatverdächtigen aufmerksam geworden. „Ich habe ihn da herumzappeln sehen, die Warnblinker angeschaltet und habe sofort angehalten. Da ist er schon weggerannt und ich bin hinterher“, so der 42-Jährige, der in Witten besser unter seinem Spitznamen „Korki“ bekannt ist.

Polizei nimmt Randalierer in Witten

„Korki“ konnte den Mann fassen und festhalten. Anschließend rief er die Polizei. „Ich bin selber im Sicherheitsdienst tätig und weiß, wie man in solchen Situationen damit umgeht.“ Kurz darauf trafen die Beamten ein und nahmen den 36-jährigen Randalierer gegen 12.20 Uhr vorläufig fest. Ein freiwilliger Atemalkoholtest ergab bei dem polizeibekannten Mann zudem einen Wert von 0,46 Promille.

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Ganz ungefährlich war „Korkis“ Einsatz jedoch nicht. „Die Polizei hat sich bei mir bedankt. Ich weiß aber, dass der Schuss auch nach hinten hätte losgehen können“, sagt der 42-jährige Korkmaz. Heutzutage wisse man nie, ob jemand ein Messer oder etwas Ähnliches bei sich führt. „Ich wollte damit aber auch andere Menschen schützen. Wer weiß, ob er nicht noch jemandem etwas getan hätte, wenn er weiter durch die Stadt gezogen wäre.“

Polizei weist auf Gefahren hin

Die Polizei sieht Zivilcourage generell gerne, weist jedoch auch auf die Gefahren hin. „Man soll sich niemals selbst in Gefahr bringen, deshalb raten wir tendenziell eher davon ab“, sagt Sprecherin Marina Sablic. Insbesondere wenn es sich wie in diesem Fall „nur“ um eine Sachbeschädigung handele, solle man aufpassen. Helfen könne man auch auf anderen Wegen. „Zivilcourage ist auch aus der Ferne möglich. So kann man die 110 rufen oder eine detaillierte Täterbeschreibung geben. Das hilft den Kolleginnen und Kollegen vor Ort dann oft, so dass schnell eine Fahndung aufgenommen werden kann.“ Sablic betont aber auch, dass Zivilcourage generell immer gut und wichtig sei.

Ein 36-jähriger Mann hat an der S-Bahn-Haltestelle „Friedrich-List-Straße“ eine Scheibe eingeschmissen.
Ein 36-jähriger Mann hat an der S-Bahn-Haltestelle „Friedrich-List-Straße“ eine Scheibe eingeschmissen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ob die Polizei den Täter ohne den Einsatz von Seyhan Korkmaz gefasst hätte? Darüber lässt sich im Nachhinein nur spekulieren. Klar ist aber, dass der Randalierer an dem Tag noch weitere Spuren der Verwüstung hinterließ. So hat er nach Angaben der Beamten vor dem Vorfall an der Friedrich-List-Straße bereits laut fluchend die Außenspiegel von sechs Autos abgetreten. Zudem ergaben die Ermittlungen, dass er noch einen Ladendiebstahl begangen hatte. Wo genau, kann die Polizei noch nicht sagen. Aber eins scheint klar: Seyhan „Korki“ Korkmaz hat mit seiner Zivilcourage wahrscheinlich doch noch Schlimmeres verhindert.

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