Witten. Ein Kita-Projekt in Witten soll helfen, sexuellem Missbrauch vorzubeugen und Kinder zu stärken. Wie das funktioniert und wer mitmacht.

Sexueller Missbrauch beginnt häufig schon im Vorschulalter. Doch Kinder haben in diesem Alter oft noch nicht einmal die richtigen Worte, um beschreiben zu können, was ihnen passiert. Oder das nötige Selbstvertrauen, sich zu wehren. Das wollen die städtischen Kitas in Witten ändern – und zwar mithilfe des Präventionsprojekts „Starke Kinder Kiste!“ der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel. Und wie der Name schon sagt, steckt alles dazu Nötige in einer Kiste.

Die steht aktuell in der Kita Luisenstraße. Rund fünf Wochen lang wird jetzt regelmäßig mit der Kiste und ihrem Inhalt gearbeitet, dann zieht sie weiter in die nächste Einrichtung. Darin findet sich neben Büchern für die Erzieherinnen und Erzieher auch Pixi-Bücher, CDs, Spiele und die Plüschkatze Kim. Und fünf weitere Gegenstände, einer für jede Woche. Spielerisch und mit viel Freude sollen die Kinder den eigenen Körper entdecken, aber auch die eigenen Grenzen und Gefühle.  

Mehr zum Thema

Kinder lernen, dass ihre Gefühle richtig und wichtig sind

Eine der wichtigsten Botschaften dabei: Der allergrößte Schatz, den es zu behüten gilt, ist man selbst. Oder etwa „Mein Körper gehört mir!“ und „Ich darf Nein sagen!“. Dabei steht die Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder im Mittelpunkt. Mithilfe einer Magnettafel, auf der ein kindlicher Körper abgebildet ist, lernen die Mädchen und Jungen etwa zum einen, alle Körperteile korrekt zu benennen. Zum anderen können und sollen sie mit roten und grünen Magneten die Stellen markieren, an denen eine Berührung entweder angenehm (grün) oder unangenehm (rot) ist.

Lesen Sie auch

„Die Kinder lernen, sich selbst zu schätzen“, sagt Claudia Kiefer, Leiterin der Kita Durchholz. „Sie erfahren, dass ihre Gefühle wichtig und richtig sind und dass man auch dazu stehen sollte.“ In ihrem Kindergarten war die Kiste schon zu Gast. Und sie habe deutliche Veränderungen wahrgenommen. „Die Kinder sind danach wesentlich achtsamer miteinander umgegangen“, so Kiefer. Denn sie hätten gelernt, die eigenen Grenzen zu benennen - und eben auch, dass andere Menschen auch ihre persönlichen Grenzen haben, die es zu respektieren gilt.

Unterscheidung zwischen guten und schlechten Geheimnissen

Der schwierigste Teil des Programms sei der, bei dem es um Geheimnisse gehe. Passend dazu gibt es in der Kiste einen „Geheimnissack“. Was ist ein gutes Geheimnis, was ist ein schlechtes? Diese Unterscheidung müssen die Kinder erst lernen. „Und selbst Erwachsenen fällt das ja oft noch schwer“, sagt Kita-Leiterin Kiefer. Wichtig dabei: Die guten Geheimnisse kann man für sich behalten und genießen. Die schlechten müssen nach draußen, also mitgeteilt werden.

+++ Familien-Newsletter: Keine Freizeittipps mehr verpassen! +++

In den Prozess werden auch die Eltern eingebunden. „Und das ist sehr wichtig“, sagt Kiefer. Auch, damit diese das neue Selbstvertrauen der Kinder besser verstehen und einschätzen können. Falls sich das Kind auf eimal die Jacke nicht mehr anziehen lassen will oder den feuchten Kuss von Oma oder Opa ablehnt.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.