Witten. Einer der besten Bassisten der Szene gastiert mit einer Weltmusik-Sängerin aus Köln in Witten. Sie machen Musik für den guten Zweck. Worum geht‘s?

Die Geschichte handelt von der zerstörerischen Macht des Krieges und von der aufbauenden Kraft der Musik. Sie beginnt mit Mark Tokar (50) aus Lemberg, Ukraine, er gilt als Star in der Jazzszene. Er ist nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf seine Heimat zur Armee gegangen. In seiner Freizeit jazzt er weiter, will Menschen berühren – bald auch in Witten. Im Johanniszentrum an der Bonhoefferstraße gastiert er am Mittwoch, 25. September, 19 Uhr, mit der Sängerin Mariana Sadovska (Jahrgang 1972): Sie machen Weltmusik für den guten Zweck. Worum geht es?

Genau das erklären Nataliya Koshel und Alla Vaysband vom Wittener Verein Wolja, der für Kultur aus der Ukraine wirbt, beim Gespräch im Café Leye an der Bahnhofstraße. Beim Benefizkonzert soll Spendengeld zusammenkommen, das helfen soll, in der Ukraine einen Rettungswagen für Verletzte zu kaufen. Der Verschleiß sei groß, sagen Nataliya Koshel und Alla Vaysband übereinstimmend. „Rettungswagen werden immer wieder beschossen.“ Bombardiert würden auch Straßen. Ihr Zustand sei schlecht.

WhatsApp lässt Entfernung zwischen Witten und Ukraine schrumpfen

Der Krieg in der Ukraine scheint weit weg. Allein zwischen Witten und Lwiw im Westen des osteuropäischen Landes liegen 1400 Autobahn-Kilometer. Doch ein Anruf über WhatsApp lässt den Krieg nahe rücken. Mark Tokar hat sich an einem freien Tag Zeit für ein Gespräch genommen. Er spricht gut Englisch, antwortet kurz und knapp. Er sei Offizier und führe eine Einheit, die sich um Kriegsverletzte kümmere. Er selbst höre ihnen zu, fühle mit, versuche sie psychologisch aufzubauen, auch wenn er keine professionelle Ausbildung habe. Doch Reden, das vermittelt der Musiker im Gespräch, hilft.

Mariana Sadovska berührt ihr Publikum mit Weltmusik. Die Kölnerin greift auf Melodien ihrer Heimat Ukraine zurück.
Mariana Sadovska berührt ihr Publikum mit Weltmusik. Die Kölnerin greift auf Melodien ihrer Heimat Ukraine zurück. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Starke Gefühle weckt auch Musik. Das weiß Mark Tokar, und das weiß auch seine Gesangspartnerin. Mariana Sadvoska lebt längst in Köln, verheiratet ist sie mit einem Regisseur. Bereits vor Jahren haben die beiden gemeinsam auf der Bühne gestanden. Jazz trifft Weltmusik. Improvisation trifft Folklore aus der Ukraine. Einen ähnlichen Weg hat einer der erfolgreichsten Jazzer der Welt mit der Musik seines Heimatlandes Norwegen beschritten: Jan Garbarek. Was bringt der Abend mit Mark Tokar und Mariana Sadovska in Witten?

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Das Publikum darf sich auf eine musikalische Wundertüte freuen. Sie ist gefüllt mit Musik, die traditionelle Melodien und moderne Sounds miteinander verbindet.

Nataliya Koshel ist Vorsitzende des ukrainischen Kulturvereins Wolja in Witten.
Nataliya Koshel ist Vorsitzende des ukrainischen Kulturvereins Wolja in Witten.

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Auch ein Benefizkonzert braucht Förderer. Der Verein Wolja hat Unterstützung gefunden. Hauptorganisator ist der Verein Europa GrenzenLos, dazu kommt das Ukrainische Institut. Unterstützung bieten auch die evangelische Johannisgemeinde, das Kommunale Integrationszentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises und das NRW-Förderprogramm Komm-An.

Gute Vorbereitung schafft gute Voraussetzungen für Improvisation. Für Barock-Fan Mark Tokar steht sie erklärtermaßen für Freiheit. Im Gespräch wird klar: Damit meint er längst nicht nur Musik.

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