Witten. Steigende Jahrestemperaturen hin, Klimawandel her: Michael Kapmeyer aus Witten züchtet Bananenstauden. Das steckt hinter der irren Geschichte.
Michael Kapmeyer hat den Kopf voller Ideen, als Händler, als Ehrenamtler, als ehemaliger Kommunalpolitiker. Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass der 45-jährige Wittener auch den grünen Daumen hat. Die Bananenstauden an der Steinstraße im Wiesenviertel gehen auf seine Initiative zurück. Sieht er Deutschland auf dem Weg in eine Bananenrepublik?
Michael Kapmeyer lacht. So weit sei es längst noch nicht. Überhaupt will der bekennende Grüne, der lange zum Vorstand der Wittener Ortsgruppe gehörte, nicht in den Chor derjenigen einstimmen, die nur das Schlechte sehen – auch nicht mit Blick auf den Klimawandel. Michael Kapmeyer erlaubte sich „vor fünf, sechs, sieben Jahren“ einen Klima-Scherz, orderte Saatgut im Netz und pflanzte im Innenhof hinter seinem Laden angesichts steigender Jahrestemperaturen kurzerhand eine Bananenstaude. Schnee und Eis können der tropischen Pflanze nichts anhaben: Sie ist winterhart. „Der Wurzelballen“, weiß Michael Kapmeyer, „hält bis minus zehn, minus 15 Grad durch.“
Wittener nutzt ausgediente Baggerreifen als Pflanzkübel
Ein ausgedienter Baggerreifen dient als Pflanzkübel. Die Pflanze spross, trotzte dem deutschen Winter und ist inzwischen rund drei Meter hoch. Und das ist längst nicht alles.
Michael Kapmeyer ist unter die Züchter gegangen. Vier Sprösslinge zieht er im Hinterhof, der mit wild wucherndem Grün ein bisschen wie ein Stadt-Dschungel wirkt. „Bis September kann man die Ableger noch auspflanzen.“ Im ersten Winter müssen sie noch ins Haus geholt werden. Später macht ihnen Kälte wenig, lediglich der Stamm muss per Bast-Matte geschützt werden.
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Bananenstauden hat Michael Kapmeyer auch in Beeten an der Steinstraße gesetzt. Wer Interesse hat, kann Schösslinge von ihm haben – gegen eine kleine Aufwandsentschädigung.
Apropos Geschäft. Die Beschränkungen des Handels in der Corona-Zeit haben Michael Kapmeyer hart zugesetzt. Doch der Tausendsassa hat aus der Not eine Tugend gemacht – und sein gärtnerisches Talent zur Grünzeug-Pflege in Wittens Werkstadt eingesetzt. „Ich habe da am Ticketschalter gesessen“, erzählt Wittens wohl bekanntester Hutträger, „Kulturveranstaltungen unter bestimmten Bedingungen, ich war auch ein bisschen Hausmeister. Und damals hat die Werkstadt ihre Deko von Plastikblumen auf echte Blumen umgestellt. Und ich wurde gefragt: Willst Du Dich auch darum kümmern?“ Michael Kapmeyer wollte – und konnte. Bis heute arbeitet er nebenbei für die Werk Stadt. „Ich bin da einmal die Woche“, berichtet der Grün-Fan, „wenn meine Freundin Yoga macht, kümmere ich mich um die Pflanzen“. Und wer kümmert sich um die Früchte?
Darum muss Bananenzüchter aus Witten im Supermarkt einkaufen
Tatsächlich wachsen an Michael Kapmeyers Stauden manchmal Früchte. Nur: Essen kann man sie nicht. „Die japanische Faserbanane ist nicht auf Essbarkeit gezüchtet. Die Früchte sind ganz klein, haben Kerne und sind bitter“, sagt der Pflanzenfreund. Will er Bananen essen, muss er, wie andere Verbraucher auch, in den Supermarkt.
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