Witten. Wittens Landwirte sahen der Kartoffelernte nach Regenmonaten mit Schrecken entgegen. Jetzt ziehen sie Bilanz. Womit Verbraucher rechnen müssen.

Der Regen wollte im ersten Halbjahr kein Ende nehmen. Die Kartoffeln litten besonders. Mancherorts konnten sie gar nicht in schlammige Böden eingebracht werden, andernorts faulten die tollen Knollen weg. Was Niederschläge nicht schafften, besorgten oft Insekten und Pilze. Kein Wunder, dass Dirk Liedmann aus Witten-Annen beim WAZ-Gespräch Ende Juni so trübe dreinblickte wie drei Tage Regenwetter. Inzwischen hat das Team der Kornkammer Haus Holte sämtliche Kartoffeln reingeholt, und Liedmanns Miene hat sich aufgehellt.

Am Wochenende standen die letzten Flächen an, teils in Annen, teils auf Dortmunder Stadtgebiet. Schweres Gerät war im Einsatz: ein Kartoffelvollernter. „Da standen ein paar Leute obendrauf und holten das Gröbste raus.“ Vier Sorten haben Dirk Liedmann & Co. auf Hänger verladen: „Marabel, vorwiegend festkochend, Otolia, Laura, das ist eine rotschalige Sorte, und Gunda.“ Auf dem Hof steht eine Anlage. Dort wird nachsortiert. Bodenreste werden mechanisch entfernt.

Im Hofladen in Gedern gibt‘s Kartoffeln

Mit dem Ergebnis ist Dirk Liedmann nicht zufrieden: „Nein“, sagt er auf Nachfrage. „Bei uns ist es die Hälfte der normalen Ernte.“ Dennoch klingt der Landwirt gut gelaunt. Nanu, warum denn das? „Die Menge ist zu wenig, aber die Qualität ist erstaunlich gut.“ Leckerschmecker können sich selbst überzeugen. Der Deutschen liebste Beilage ist freitags im Hofladen in Gedern zu haben.

Seniorchef Friedrich-Wilhelm Thiele vor dem 24/7-Kartoffelstand. Die neue Ernte vom Hof Niederste Mutte steht zum Verkauf.
Seniorchef Friedrich-Wilhelm Thiele vor dem 24/7-Kartoffelstand. Die neue Ernte vom Hof Niederste Mutte steht zum Verkauf. © WAZ | jürgen overkott

Ortswechsel. Auf dem Hof von Friedrich-Wilhelm Thiele an der Wengerner Straße in Bommern ist auch unter der Woche mittags Betrieb. Der Landwirt hat nicht nur Hofladen plus 24/7-Verkaufsautomat für Wurst und Grillfleisch, er hat auch einen Stand für Kartoffeln. Belana – festkochend und gelbfleischig - gibt es, abgepackt in Tüten à 2,5, 5 und 12,5 Kilogramm. Auch die festkochende Sorte Annabelle und die vorwiegend festkochende Sorte Solana sind verfügbar. Rund um die Uhr ist der Rohstoff für Pommes, Röstis und Kroketten verfügbar. Bezahlt wird bar. Eine Geldkassette neben dem Holzregal freut sich über Münzen und Scheine.

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Die Kartoffeln kommen von der Verwandtschaft, vom Hof Niederste Mutte, der Betrieb wird inzwischen nur noch im Nebenerwerb geführt. „Die Kartoffeln werden ziemlich biologisch angebaut“, erzählt Friedrich-Wilhelm Thiele. „Stickstoff kommt mit den Vorfrüchten in den Boden.“ Die regenreichen Monate zwischen Herbst 2023 und Frühsommer 2024 seien auf der Südseite der Ruhr kein großes Problem gewesen: „Wir haben Böden, auf denen wir nicht so schnell einsinken“, berichtet Friedrich-Wilhelm Thiele. Dennoch räumt auch der erfahrene Seniorchef des Hofs in Bommern ein: „Der Ertrag ist in diesem Jahr nicht das, was er sonst war.“ Was bedeutet das für Verbraucher?

Mittagspause bei Jedowski vor dem Toom-Baumarkt in Witten: Die Pommes-Preise dürften stabil bleiben.
Mittagspause bei Jedowski vor dem Toom-Baumarkt in Witten: Die Pommes-Preise dürften stabil bleiben. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Im Frühsommer war das Kartoffelangebot extrem knapp. Frühkartoffeln gab es im Handel nur in sehr geringen Mengen. Das hatte zur Folge, dass der Kilopreis selbst bei Discountern bei 1,50 Euro lag. Und nun?

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Kartoffelernte an der Dortmunder Straße in Annen: Dirk Liedmanns Team von der Kornkammer Haus Holte ist mit einem Vollernter im Einsatz.
Kartoffelernte an der Dortmunder Straße in Annen: Dirk Liedmanns Team von der Kornkammer Haus Holte ist mit einem Vollernter im Einsatz. © WAZ | jürgen overkott

Kartoffeln sind während des Sommers deutlich billiger geworden. Dieser Tage bewegt sich allerdings auf dem Markt trotz der Ernte wenig, wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im jüngsten Preisbericht feststellte, „unabhängig von den Kocheigenschaften“.

Mit diesen Preisen müssen Verbraucher rechnen

Im Wittener Einzelhandel macht sich das bemerkbar. Kartoffeln werden kaum als Aktionsware angeboten. Eine von wenigen Ausnahmen ist der Alnatura-Markt an der Bahnhofstraße. Dort kostet die Bioland-Tüte mit 2,5 Kilo Kartoffeln 3,49 Euro. Kaufland macht als einzige große Lebensmittelkette einen Aktionspreis: 2,5 Kilo Kartoffeln werden dort für 1,79 Euro verramscht.

Industriekartoffeln der Sorte Zorba kosten etwas weniger als noch in der Vorwoche. Imbisskundschaft sollte sich den Namen merken. Denn Zorba ist eine frühe, längliche Sorte, die für die industrielle Herstellung von Pommes frites bestens geeignet ist. Kurzum: Der Pommes-Preis bleibt stabil.

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