Witten. Wittener Anwohner haben einen Wunsch: So schön wie der neue Karl-Marx-Platz soll auch der Ossietzkyplatz werden. Ideen für einen trostlosen Ort.
Sie liegen nur wenige hundert Meter entfernt voneinander an der Breite Straße nahe der Wittener Innenstadt. Doch die beiden Plätze könnten unterschiedlicher kaum sein. Während der Karl-Marx-Platz gerade neu gestaltet wurde, fristet der Ossietzkyplatz ein recht freudloses Dasein. Das soll nun anders werden, wünschen sich einige Anwohner. Sie wollen weniger Ratten und Müll, dafür mehr Grün und Blumen.
Auf Einladung der Caritas haben 15 Anwohnerinnen und Anwohner erste Vorschläge erarbeitet. Angesichts des benachbarten Karl-Marx-Platzes entstand der Wunsch: „Wir wollen auch sowas.“ Sozialarbeiter Rolf Kappel von der Caritas wohnt selbst um die Ecke und kann verstehen, dass sich mancher benachteiligt fühlt. Deshalb müsse sich was ändern.
Wittener Platz bietet trostlosen Anblick
Tatsächlich bietet der Ossietzkyplatz an diesem Freitagvormittag trotz des schönen Wetters einen trostlosen Anblick - zumal die Kioskbesitzer gerade Urlaub machen und die Bude deshalb nicht geöffnet ist. Graffiti ziert - oder besser: verunstaltet - die eigentlich schöne rote Klinkerfassade.
Die dreieckige Fläche ist von Parkplätzen und Straßen umgeben. An den Rändern der Bürgersteige wuchert zum Teil Unkraut. Dazu ein paar magere Rasenstücke, einige unbequeme Bänke unter durchaus schönen Bäumen - und eine Ecke mit Altkleider-, Papier- und Glascontainer. Sie ist der eigentliche Schandfleck auf dem Platz.
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„Heute morgen haben mich dort zwei Ratten begrüßt“, sagt Winfried Günneberg (66), der seit 40 Jahren den Laden für Kugellager und Werkzeuge an der Breite Straße betreibt. Mehrere frische Löcher bestätigen die Existenz der Tiere, von Ködern keine Spur. „Die würden sich dort nicht so tummeln, wenn die Leute nur Papier und Glas abladen würden“, sagt Günneberg, der durchs Schaufenster einen Panoramablick auf die Container hat. Immerhin: Täglich beseitige eine Kolonne der Stadt all den Müll, der rundum verstreut liegt.
Ursula Niggemeyer kommt gerade vorbei und möchte etwas in den Kleidercontainer werfen. Doch die Öffnung ist für die 66-jährige Rollstuhlfahrerin zu hoch. Außerdem ist der Behälter übervoll. Auch sonst lasse der Platz zu wünschen übrig. Den Karl-Marx-Platz dagegen finde sie „sehr gelungen“. Ach ja, und wenn sie sich noch was wünschen dürfte, dann wäre es ein Radweg an der Breite Straße, damit sie dort mit ihrem Liegerad sicherer unterwegs sein könnte. Denn an das hier geltende Tempo 30 - so auch das Gefühl vieler Anwohner - werde sich selten gehalten.
Neue Bänke, Blumen, ein kleiner Spielplatz
Neue Bänke und Blumen, das wünscht sich der 30-jährige Pawel, der gerade draußen vor dem Café Hilal sitzt. Und dass sich abends nicht so viele auf dem Platz aufhalten würden, um zu trinken. Und was gibt es für die Kleinen? Martina (42) und Nadescha (31) kommen jeweils mit einem Kinderwagen vorbei. „Ein kleiner umzäunter Spielplatz wäre schön. Sandkasten und Wippe, das würde schon reichen“, sagen die Mütter.
Ein Dorn im Auge ist den Anwohnern, die beim Treffen mit der Caritas dabei waren, auch die Telefonsäule mitten auf dem Platz. Sie ist seit rund anderthalb Jahren außer Betrieb. „Entschuldigung, zur Zeit gestört“ steht auf dem Display. Mittlerweile ist die Abdeckung kaputt, Kabel sind ungeschützt dem Regen ausgesetzt. Das könne ja auch gefährlich werden, so Rolf Kappel.
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Weitere Ideen: Die niedrige Hecke entlang der Breite Straße zu verlängern, um die gefühlte Distanz zum Verkehr zu vergrößern. Kostenlose Beutel für die Hinterlassenschaften der vielen Hunde anzubieten. Einen öffentlichen Bücherschrank aufzustellen sowie einen Hinweis auf den Namensgeber des Platzes, um an den Schriftsteller, Journalisten und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky zu erinnern. Und nicht zuletzt möchten die Anwohner unter der alten „Friedenseiche“ an der Ecke Breite Straße / Wideystraße eine Bank aufstellen, auf der sich mögliche Konfliktparteien versöhnen könnten.
Dabei sei viel eigenes Engagement der Anwohner gefragt, vermutet Kappel. An mögliche Kosten habe man jetzt noch nicht gedacht. Doch das Innenstadtbüro sei bereits auf die Initiative aufmerksam geworden und wolle bei möglichen Förderanträgen unterstützen.
Einziger Lichtblick übrigens - und das direkt gegenüber von den Containern: Rund um ein Baumbeet vor Haus Nr. 53 gruppieren sich große Töpfe mt Hortensien. Eine ältere Frau kümmert sich darum. Vielleicht findet ihr Vorbild ja bald Nachahmer.
Sommerfest am Ossietzkyplatz
Weitere Ideen zur Verschönerung des Ossietzkyplatzes sollen an diesem Samstag (3.8.) gesammelt werden. Dann veranstaltet dort das soziokulturelle Zentrum „Trotz Allem“, das seine Räume in der Nähe an der Wideystraße hat, von 14 bis 22 Uhr ein Sommerfest. Die Caritas ist mit einem Stand vertreten. Dort können Ideen vorgetragen und besprochen werden.
Das Fest lockt mit Musik, einer Hüpfburg und weiterem Kinderprogramm. Außerdem erhält jeder Besucher ein Postkarte von Karin Blümke. Sie zeigt eine Zeichnung des historischen Kiosks am Ossietzkyplatz, der früher mal Wilhelmplatz hieß.
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