Witten. Die Bauarbeiten am Wittener Karl-Marx-Platz schreiten voran, doch es ist noch viel zu tun. Ein Gastronom kämpft um seinen Außenbereich.
Bald ist es so weit. Vor etwas mehr als einem Jahr machten Bürgermeister Lars König und Stadtbaurat Stefan Rommelfanger den ersten Spatenstich für die Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes. Nun lässt sich langsam erahnen, wie der Platz künftig aussehen wird. Schon zu sehen: eine echte Neuheit für Witten.
Düster, voller Autos und ein wenig siffig – der Karl-Marx-Platz, der früher noch Königsplatz hieß, war nun wirklich kein Schmuckstück. Außer der Germania-Statue in seiner Mitte und ein paar Stellplätzen hatte der Platz nichts zu bieten. Das wird bald anders. Haimo Hurlin vom Verschönerungsverein Hohenzollernviertel hatte die Umgestaltung mit angestoßen. Mit dem, was bisher gemacht wurde, ist er sehr zufrieden - und er verspricht noch mehr: „Man kann noch nicht alles sehen. Es wird auch noch was passieren, momentan gibt es hier noch viel Pflaster und wenig Grün“, so Hurlin.
Es wird schattig und grün in der Wittener City
Da, wo die Baufirma ihren Container aufgestellt hat, sollen bald fünf Dach-Platanen mit ihrer tellerförmigen Geäst Schatten spenden. Ursprünglich sollten dort Amberbäume stehen, die haben eine andere Wuchsform und eignen sich weniger als Schattenspender. Das hat die Initiative verhindert. „Die Stadt hatte ein Einsehen. Nun bekommen wir ein Blätterdach“, freut sich der Verschönerungsverein.
Aus dem ehemaligen Parkplatz mit seiner Zufahrtsstraße soll eine Liegewiese werden. Viel ist davon noch nicht zu erkennen. Stand jetzt liegt die Fläche brach und dient dem Bauunternehmen als Materiallager: Zwischen den Baumaschinen türmen sich Sand, Geröll und Pflastersteine auf. Schwer vorstellbar, dass man hier bald ein Sonnenbad genießen kann – aber es ist ja auch noch Januar.
Müllcontainer unter Tage
Verschwunden sind die vielen Papier- und Altglascontainer, die den schmuddeligen Eindruck noch verstärkten. Statt der wuchtigen Metallkästen zieren nun wesentlich kleinere Einwurfsäulen den Gehweg am unteren Ende des Platzes in Richtung Nordstraße. Wie sollen die mit dem ganzen Müll fertig werden? Ganz einfach:
Bei dem neuen System handelt es sich um sogenannte Unterflurcontainer. Die Einwurfsäule ist also nur die Spitze des Müllbergs, der eigentliche Sammelbehälter liegt unter der Erde. Das spart Platz und schont das Auge. Bei der Leerung werden die Bodenplatten geöffnet. Für Witten ist das System eine echte Neuheit, noch kommt es an keiner anderen Stelle zu Einsatz.
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„Ich fühle mich hier ein bisschen wie in Berlin“, sagt Friseurmeisterin Manuela Portas (50) und blickt durch ihr Ladenfenster auf die Germania-Statue. Sie betreibt einen Salon an der Gartenstraße. Die Statue komme mittlerweile wesentlich besser zu Geltung und erinnere sie an die Siegessäule, das gefällt der 50-Jährigen. Sie hat aber auch etwas zu beklagen: Wegen der aufgerissenen Bürgersteige könnten Kunden ihren Laden schlechter erreichen. „Das ist gerade für ältere Menschen ein Problem.“ Doch obwohl sie durch die Bauarbeiten Umsatzeinbußen verzeichnet, hegt sie keinen Groll auf die Arbeiter - im Gegenteil. „Manche lassen sich sogar hier die Haare schneiden.“
Gastronom beklagt Kundenschwund
Auch Diren Akdag (45), der Betreiber der Pizzeria Reyna, hat Kunden verloren. Wegen der Baustelle bliebe die Kundschaft aus, nur mit dem Liefergeschäft könne er sich über Wasser halten. Er ist auf die Arbeiter weniger gut zu sprechen: „Die haben draußen alles aufgerissen, ich hatte den Matsch direkt vor der Tür. Nichtmal ein Brett haben sie hingelegt, damit die Leute in meinen Laden kommen können.“
Außerdem fehlen ihm seit den Umbauarbeiten Parkplätze für Kunden und seine Lieferflotte. Seine Autos parken nun quer über das Stadtgebiet verteilt. Früher habe er zwei Kundenparkplätze vor der Tür gehabt, heute seien sie öffentlich und meist zugeparkt. Auch die geplante Außengastronomie macht ihm Sorgen. „Ich habe einen Antrag auf Sondernutzung gestellt“, sagt Akdag. Noch hat er keine Rückmeldung. Dass er die Vorgänge selbst anstoßen musste, findet er nicht richtig. „Sie haben den alten Garten plattgemacht. Niemand hat mit mir darüber gesprochen, wie es dann weitergeht.“
Ursprünglich sollten die Arbeiten im Januar 2024 abgeschlossen werden - so die Planung vor dem Spatenstich. So wie es jetzt aussieht, kann das nichts werden. Und nun? Die Stadt Witten gibt dazu keine Prognose ab: Mehrere Anfragen blieben unbeantwortet.
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