Witten. Jeder Wittener Ortsteil hat einen „Vollsortimenter“ und einen Discounter. Wie verträgt sich das? Und wie läuft‘s eigentlich im neuen Kaufland?

Vor knapp zwei Wochen hat die neue Kaufland-Filiale in Annen eröffnet - von der Kundschaft sehnlichst erwartet. „Wir sind zufrieden, wie es angenommen wird“, zieht Konzernsprecher Dominik Knobloch ein positives Fazit nach den ersten zwölf Tagen. In jedem Wittener Stadtteil gibt es nun mindestens einen sogenannten „Vollsortimenter“ und einen Discounter, die oft nah beieinander liegen. Schnappen sie sich nicht gegenseitig die Kunden weg?

Tobias Kesper und seine Schwester Julia Rode betreiben den Rewe in Witten-Rüdinghausen, der am 31. Januar 2023 neu eröffnet hat.
Tobias Kesper und seine Schwester Julia Rode betreiben den Rewe in Witten-Rüdinghausen, der am 31. Januar 2023 neu eröffnet hat. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Tobias Kesper hatte noch keine Zeit, sich die neue Kauflandfiliale in der Nachbarschaft anzusehen. Der Chef des Rewe-Supermarktes in Rüdinghausen hatte selbst erst mit seiner Schwester Julia Rode Anfang 2023 auf dem bisherigen Firmengrundstück an der Friedrich-Ebert-Straße neu eröffnet, größer und moderner. Die nahe Konkurrenz auf dem alten Real-Gelände bekommen sie schon zu spüren. „Klar merken wir das. Unser täglicher Umsatz ist minimal gesunken.“ Noch seien Ferien. Langfristig, so befürchtet Kesper, „werden uns zehn Prozent fehlen“.

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Etwas anders sieht das offenbar in der Neuen Mitte Bommern aus, wo sich Discounter Aldi von Anfang an direkt gegenüber des Edeka-Frischemarkts befindet. „Wir ergänzen uns gut“, sagt Christina Schwalemeyer, die im November 2023 in den Betrieb eingestiegen ist und gemeinsam mit Vater Ralf den Supermarkt führt.

Von Konkurrenz zwischen Aldi und Edeka am Bommerfelder Ring mag sie nicht sprechen. Eher von Nachbarschaft. „Wir teilen uns ja auch den Parkplatz.“ Manchmal kämen Kunden sogar mit Aldi-Einkaufswagen in den Edeka. „Das ist kein Problem - solange sie die nicht bei uns stehen lassen.“

Vater und Tochter: Ralf und Christina Schwalemeyer leiten gemeinsam den Edeka in der Neuen Mitte Bommern.
Vater und Tochter: Ralf und Christina Schwalemeyer leiten gemeinsam den Edeka in der Neuen Mitte Bommern. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Viele Kunden kaufen in Bommern also in beiden Geschäften ein. „Was man vielleicht bei Aldi nicht kriegt, bekommt man bei uns und umgekehrt“, sagt Christina Schwalemeyer. Edeka biete eine ganz andere Vielfalt, die ein Discounter gar nicht leisten könne. Dafür könne der Kunde dort günstig Ware kaufen. Natürlich lockt Edeka ebenfalls mit Angeboten.

„Man lebt nebeneinander und damit können wir gut leben. Man arrangiert sich“, sagt auch Dominik Grütter. Der Betreiber des 2016 an dieser Stelle neu eröffneten Edeka-Marktes in Herbede spricht vom Verhältnis zum nahe gelegenen Discounter Netto, der seinen Standort nur ein paar Hausnummern weiter ebenfalls an der Wittener Straße hat.

„Die Leute nutzen beide Märkte“, sagt auch Grütter. Er selbst wohnt über der Konkurrenz, sprich Netto - und sieht seine Kunden dort einkaufen. „Frische Ware und Markenware holen sie bei uns. Wer ein Schnäppchen braucht, geht in den Discounter.“ Für jedes Klientel müsse im Stadtteil ein Angebot vorhanden sein, sagt der Vorsitzende der Herbeder Werbegemeinschaft.

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Ein Dorn im Auge ist ihm allerdings das Bestreben des Discounters Lidl, in dem Ortsteil seine dritte Filiale in Witten eröffnen zu wollen. Noch ist laut der städtischen Wirtschaftsförderung nichts in trockenen Tüchern. Aber: „Das wäre schon eine Katastrophe“, sagt der Kaufmann. Dafür habe Herbede zu wenig Einwohner. „Der Bedarf an Supermärkten ist hier mit Edeka und Netto eigentlich abgedeckt.“ Er spricht auch für den Kollegen von Rewe Lenk im Hammertal. „Der ist schon durch die Baustelle an der Wittener Straße so gebeutelt.“

Bei Kaufland in Annen läuft es dagegen nach Konzernangaben gut. Das große Lebensmittelangebot, die vielen Waren für den täglichen Bedarf und das moderne Ambiente lockten die Kunden. Offenbar ist es für sie auch attraktiv, bei einem Einkauf weitere Besorgungen und Dienstleistungen direkt vor Ort mit erledigen zu können.

Apotheke in neuer Wittener Kauflandfiliale noch nicht geöffnet

Gemeint sind der Tabakladen oder das Blumengeschäft im Kaufland-Foyer - wie man es, Bäckerei inklusive, von anderen Vollsortimentern wie zum Beispiel Edeka in Bommern kennt. Die acht Selbstbedienungskassen würden ebenfalls gut angenommen, heißt es - vermehrt auch von älteren Menschen und vor allem, wenn nur wenige Dinge im Korb liegen.

Startschwierigkeiten gibt es offenbar nur, was die Eröffnung der angekündigten Vitasco-Apotheke im ehemaligen Real-Gebäude betrifft. Die Türen sind nach wie vor geschlossen. Kaufland-Sprecher Knobloch: „Wir befinden uns im Austausch mit unserem Mietpartner der Apothekenfläche. Sobald ein Eröffnungstermin feststeht, werden wir diesen kommunizieren.“ Gründe für die Verzögerung nennt er nicht.

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