Witten. Dieser Ausflug ins Muttental hätte dramatisch enden können. Ein Diabetiker erlitt einen Zuckerschock und wurde ohnmächtig. Was dann geschah.
Olaf hatte sich so auf diesen Ausflug gefreut. Er hatte sich den Bergbaurundwanderweg im Muttental vorgenommen. Doch der Diabetiker hätte den Trip womöglich fast mit seinem Leben bezahlt. Was war passiert?
Ennepe-Ruhr-Kreis bestätigt Rettungseinsatz in Witten
Der Wittener hat seine Geschichte aufgeschrieben und - leider nur anonym - schriftlich der WAZ zukommen lassen. Wir erzählen sie aber, weil sie glaubhaft ist, andere warnen könnte und zumindest der spätere Rettungseinsatz, der erfolgte, vom EN-Kreis bestätigt wurde. Und weil Olaf sich bei jemandem bedanken möchte.
Es war Donnerstag, der 18. Juli, als der Mann Anfang 50 allein zu seiner Wanderung aufbrach. „Ich fühlte mich für diesen Tag gut gerüstet“, schreibt Olaf. „Da konnte ich noch nicht erahnen, welch ein dramatischer Abschluss erfolgen sollte.“ Der Fußgänger, der offensichtlich allein unterwegs war, wollte die „34 Stationen“ des Bergbaurundwanderwegs besuchen und fotografieren. In den ersten drei Stunden war wohl auch noch alles einigermaßen in Ordnung.
Zuckerwert sank dramatisch
Doch als er dann - mittlerweile schon auf dem Rückweg - an der Ruine Hardenstein ankam, „habe ich von meinem Sensor den Alarm bekommen, dass mein Zuckerwert gefährlich sinkt“, schreibt Olaf. Der Diabetiker hatte zwar Traubenzucker und Getränke eingepackt, um seinen Zuckerwert stabil zu halten, „diesen Vorrat aber vorab schon auf der Strecke verbraucht“.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Der Wandersmann wurde immer schlapper und versuchte noch - „wohl schon leicht verwirrt - bis zur Zeche Nachtigall zu kommen, um dort etwas zu essen und trinken. Doch das hat er nicht mehr geschafft. In der Nähe des Anlegers der Ruhrtalfähre habe er „mehr taumelnd als gehend noch den Versuch unternommen, vorwärts zu kommen. „Aber es war einfach zu spät. Kraftlos habe ich mich neben der Strecke auf den Stein gesetzt, konnte mich aber nicht mehr aufrechthalten“, schildert Olaf dramatische Minuten.
Erinnerung war plötzlich weg
Er sei dann nach hinten ins Gebüsch gekippt und ohnmächtig zusammengebrochen. „Ab da fehlt mir die Erinnerung.“ Als Olaf wieder zu sich kam, waren zwei Rettungssanitäter bei ihm. Es sei diesen schnell gelungen, ihn wieder zu stabilisieren. Offenbar hatte irgendjemand den Bewusstlosen auf dem viel besuchten Ruhrtalradweg gefunden und den Notruf getätigt. „Olaf hätte sterben können“, sagt der Hausarzt und Diabetologe Dr. Arne Meinshausen (67), den wir auf den Fall ansprachen.
„Die Muskeln brauchen Zucker. Gerade bei körperlicher Betätigung können Betroffene schnell unterzuckert sein.“
Die Rettungssanitäter, mutmaßt Meinshausen, hätten vermutlich als Erstes den Blutzucker gemessen und den ohnmächtigen Patienten an den „Glukosetropf“ gehängt. Immer wieder komme es vor, warnt der Mediziner aus Herbede, dass Diabetiker unterrzuckert seien und in einen Schockzustand kommen. „Die Muskeln brauchen Zucker. Gerade bei körperlicher Betätigung können Betroffene schnell unterzuckert sein.“
Lesen Sie auch
- Tierarzt Muschynski übergibt Praxis nach 37 Jahren
- Smartphone killt Beziehungen - und nun?
- DRK-Rettungssanitäter Steven: Darum ist er ein stiller Held
Der Sensor, der bei Olaf gepiept hat, misst dauerhaft am Körper den Zucker. „Bei einer gefährlichen Unterzuckerung wird man bewusstlos“, sagt der Arzt - wie es in diesem Fall ja auch geschehen ist. Das Insulin, das sich Diabetiker spritzen, um den Zuckerspiegel zu senken, wirke nur für Stunden. Es sei aber auch möglich, dass Olaf im Vorhinhein zu viel gespritzt hatte und durch die Bewegung weniger benötigte.
Jedenfalls brachten die Rettungssanitäter den Mann nach der Erstversorgung offenbar ins Krankenhaus. Ohne näher auf den konkreten Fall einzugehen („Schweigepflicht“), bestätigt der EN-Kreis einen entsprechenden Einsatz an diesem Tag in diesem Bereich - genau um „15.39 Uhr“.
Olaf ist jedenfalls froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. „Auf diesem Weg möchte ich mich aus tiefstem Herzen bei dem oder den Menschen bedanken, die (...) mich fanden und meine Notsituation erkannt haben“, schreibt er. „Ohne diese Hilfe, ohne die Alarmierung des Rettungswagen hätte dieser Ausflug wahrlich in einer Tragödie enden können.“ Der Wanderer endet mit dem Satz: „Sie haben mir ohne Zweifel das Leben gerettet. DANKE!!!“
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.
Wer eine bewusstlose Person wie Olaf antrifft, sollte sofort den Notdienst alarmieren (Telefon 112). Und den Betroffenen in eine stabile Seitenlage bringen, so Dr. Meinshausen. Ist die Person ansprechbar und offenbar unterzuckert, sollte man ihr Zuckerhaltiges einflößen, Cola zum Beispiel, oder Traubenzucker geben.