Witten. Bei der mühsamen Suche nach Gewerbeflächen für Witten schielt die SPD in die Nachbarstadt. Aber würde Bochum etwas von der Opelfläche hergeben?
Das frühere Wittener Unternehmen Brock-Kehrtechnik, das sich erweitern wollte, fand die notwendige Fläche auf dem ehemaligen Opelgelände in Bochum-Laer. Auch der Bahnzulieferer Faiveley, der in Witten aus allen Nähten platzte, hat sich für das heutige Bochumer Gewerbegebiet Mark 51/7 entschieden. SPD-Ratsherr Holger Jüngst regt angesichts der Gewerbeflächennot in Witten ein interkommunales Gewerbegebiet auf der ehemaligen Opelfläche mit Wittener Beteiligung an.
Stadt Witten soll Kontakt mit Bochum aufnehmen
In einem Antrag fordert der Genosse die Stadt auf, in dieser Sache Kontakt mit Bochum und der NRW-Landesregierung aufzunehmen. Der SPD-Antrag soll voraussichtlich am 30. April auf der Tagesordnung des Wittener Wirtschaftsausschusses stehen. Jüngst, Geschäftsführer der Hagener Firma „A + H“, die Gewerbe-Immobilien entwickelt, wurde aktiv, als er las, dass Opel zum Jahresende aus der Entwicklungsgesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ ausgestiegen ist.
Die Opel Automobile GmbH und die Bochumer Wirtschaftsentwicklung hatten die Gesellschaft 2014 gegründet, um nach der Schließung des Autowerks in Laer die 70 Hektar große Werksfläche neu zu entwickeln und Firmen anzusiedeln. Mittlerweile sind 65 Prozent des Areals vermarktet. Es sollen bereits fast 70 Millionen Euro Fördergelder geflossen sein.
Aus Sicht von Holger Jüngst sind öffentliche Fördermittel notwendig, um auch Witten „und anderen umliegenden Kommunen“ den Einstieg in ein neues interkommunales Gewerbegebiet zu ermöglichen. Aus eigener Kraft könnten sich interessierte Kommunen nicht in Bochum engagieren. Würden solche Gelder dafür vom Land gewährt, so Stadtplaner Jüngst, könne das Land gleich mehrere Städte zu neuen Gewerbeflächen und damit mehr Einnahmen verhelfen.
Die Bochumer Wirtschaftsentwicklung winkt bei dem Vorschlag aus Witten allerdings bereits ab. Für sie stelle sich die Frage eines interkommunalen Gewerbegebiets nicht, so deren Sprecher Sven Frohwein.
„Bochum wird den kommunalen Anteil der Entwicklungskosten allein tragen“
Schon in den Jahren 2012 bis 2014 sei im Vorfeld der Opel-Werksschließung die Frage diskutiert worden, ob auf der Fläche, die heute Mark 51/7 heißt, ein interkommunales Gewerbegebiet entwickelt werden kann. Frohwein: „Die Stadt Bochum hat sich damals entschieden, mit Opel eine Gesellschaft zu gründen, die die Entwicklung des Geländes vorantreibt – die Bochum Perspektive 2022.“ Damals hätte sich keine andere Kommune bereit erklärt, sich finanziell zu beteiligen.
In diesem Jahr habe man für das Gewerbegebiet keinen neuen Förderantrag gestellt, sondern nur die Änderung eines bereits existierenden Förderantrags beantragt. „Bochum wird den kommunalen Anteil der Entwicklungskosten allein tragen“, so Sprecher Frohwein. Von der Entwicklung auf Mark 51/7 werde nicht nur Bochum, sondern natürlich auch die Region profitieren.
Witten wartet auf die Entwicklung der alten Thyssen-Deponie zu einem Gewerbegebiet
Vöckenberg-Planung ruht
Das angedachte, umstrittene Projekt Gewerbegebiet am Vöckenberg liegt auf Eis. Der Grund: Der Regionalplan Ruhr war nicht - wie vorgesehen - vor den Kommunalwahlen 2020 verabschiedet worden. Ohne Regionalplan stockt die lokale Planung. Mit 38 gegen 31 Stimmen hatte der Wittener Stadtrat im Februar 2019 der Ausweisung des Vöckenbergs als gewerblich-industrielle Fläche im Regionalplan Ruhr zugestimmt.Ob die Fläche überhaupt im Regionalplan bleibe oder ob sie dort rausfalle, sei noch nicht klar, sagte der Chef des Wittener Planungsamtes, Sebastian Paulsberg, auf Anfrage unserer Redaktion. Zu diesem Thema gebe es noch keine Rückmeldung der Regionalplanungsbehörde an die Stadt Witten.
Fest steht für Witten: Die alte Thyssen-Deponie an der Stockumer Straße soll als künftige Gewerbefläche entwickelt werden. Die Brutto-Gesamtfläche ist 100.000 Quadratmeter groß, also zehn Hektar. Für die Entwicklung der Fläche hat der Rat bereits im September 2019 grünes Licht gegeben.
„Das Bebauungsplanverfahren ist eingeleitet worden“, sagt Arne Merres, beim Planungsamt für die alte Deponie zuständig. Thyssen müsse dem Kreis das Sanierungskonzept noch zur Genehmigung vorlegen. Das sei derzeit in Vorbereitung. Die Stadt will sich aber noch nicht auf eine Aussage festlegen lassen, wann die Arbeiten auf der Deponie starten könnten. Planungsamtsleiter Sebastian Paulsberg: „Da ist noch keine zeitliche Prognose möglich.“