Witten. Die Pläne für den Kornmarkt in Witten stehen weiterhin unter keinem guten Stern. Die List AG wird dort nicht bauen. Und was passiert nun?

Die Spatzen pfiffen es schon von den Dächern, jetzt ist es offiziell. Mit der List AG hat sich wieder ein Investor für den Kornmarkt verabschiedet. Eigentlich wollte der Projektentwickler vier Wohnkomplexe eventuell mit Gastronomie und Dienstleistungen auf die seit Jahren als Parkplatz genutzte Filet-Fläche mitten in der Innenstadt setzen. Beginnt die leidige Investorensuche jetzt wieder von vorne?

Vor der List AG war schon Markus-Bau als Sieger der Ausschreibung in Witten abgesprungen

Stadtbaurat Stefan Rommelfanger war es, der die unerfreuliche Nachricht im Stadtentwicklungsausschuss überbringen musste. „Ich muss Ihnen leider berichten, dass sich die List AG zurückgezogen hat“, sagte der Beigeordnete. Das Projekt sei für die Firma aus Nordhorn nicht mehr wirtschaftlich. Dabei war die Sache schon weit gediehen.

Mit diesem Entwurf hatte Markus-Bau die Konzeptausschreibung für den Kornmarkt in Witten gewonnen. Als sich der Investor aus dem Verfahren zurückzog, sollten die Pläne des Zweitplatzierten zum Tragen kommen, der List AG.
Mit diesem Entwurf hatte Markus-Bau die Konzeptausschreibung für den Kornmarkt in Witten gewonnen. Als sich der Investor aus dem Verfahren zurückzog, sollten die Pläne des Zweitplatzierten zum Tragen kommen, der List AG. © Entwurf: Kemper, Steiner & Partner Architekten für Markus-Bau | Unbekannt

Die List AG war 2019 eingesprungen, als sich Markus Bau aus Bochum aus der Kornmarkt-Planung verabschiedet hatte. Markus Bau hatte als Wettbewerbssieger ursprünglich den Zuschlag für die Gestaltung des brachliegenden Grundstücks zwischen Lutherplatz und Johannisstraße bekommen, war dann aber wieder ausgestiegen. An die Stelle rückte der zweite Sieger der „Konzeptausschreibung“, wie sich das Verfahren nennt.

List AG hatte noch an Änderung des Entwurfs für den Kornmarkt in Witten gearbeitet

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Nach Kritik auch aus der Politik etwa an der Größe und den Abständen der nicht unumstrittenen vier Bau-Komplexe hatte die List AG ihren Entwurf noch überarbeitet. Doch das Ganze zog sich immer mehr in die Länge und der Stadtbaurat konnte nie verkünden, dass der längst erwartete Grundstücksvertrag endlich in trocken Tüchern war. Schon da gab es Signale, verstärkt durch die Corona-Krise, dass der Investor abspringen könnte. Was nun geschehen ist.

Ganz möchte der Baudezernent die Kornmarkt-Planung, die schon seit über 20 Jahren die Wittener Politik beschäftigt, nun aber nicht zu den Akten legen. Er erinnerte daran, dass mit dem damaligen Beschluss des Rates für einen Investor auch beschlossen worden sei, dass die Stadt einen Vorentwurf für einen Platz auf dem Kornmarkt vorlegt, „einen öffentlichen Platz mit Bäumen, Aufenthaltsqualität und dem Sackträgerbrunnen. Daran sollten wir in jedem Fall festhalten“, sagte er im Stadtentwicklungsausschuss. Die Stadt werde nach der Sommerpause einen Vorschlag machen, wie man mit einem solchen Platz umgehen und weiter verfahren wolle, natürlich unter enger Beteiligung der Politik.

Stadtbaurat aus Witten: „Trotzdem versuchen, Impulse zu setzen“

Seit Jahren Parkplatz: Die Zukunft des Kornmarkts in Witten ist nach dem Rückzug der List AG wieder ungewiss. Die Stadt will in jedem Falle an einer Neugestaltung des Platzes festhalten.
Seit Jahren Parkplatz: Die Zukunft des Kornmarkts in Witten ist nach dem Rückzug der List AG wieder ungewiss. Die Stadt will in jedem Falle an einer Neugestaltung des Platzes festhalten. © Archiv | Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Nach dem Kaufhof-Aus sieht der Baudezernent offenbar keinen Bedarf mehr für ein weiteres „innerstädtisches Büro- und Einzelhandelsgebäude“. Vielmehr solle man das Motto „Wohnen im Johannisviertel“ weiterverfolgen. Zusätzlich wünscht sich Rommelfanger eine Belebung der Fläche etwa durch Kultur und die Uni. Trotz der zuletzt negativen Entwicklung müsse man versuchen, „Impulse zu setzen“.

Rommelfanger denkt dabei weiterhin an private Investitionen im öffentlichen Raum. „Solche Impulse brauchen wir in Witten.“ Dass es gelingen kann, sehe man gerade am Karl-Markt-Platz. Dort wird nun tatsächlich gebaut.