Witten. . Die neuen Entwürfe sind unter Verschluss. Die Jury hat noch nicht getagt. Die Redaktion stellt Vorzeigeobjekte der Bewerber-Teams vor.
Das zweistufige Auswahlverfahren für den Kornmarkt steuert auf sein Finale zu. Nach dem Aufruf vom August an Investoren, Bauträger, Architekten und Arbeitsgemeinschaften, zunächst Referenzprojekte einzureichen, hatte die Stadt im Oktober vier Teams ausgewählt. Diese sollten bis zum 22. Dezember einen Architektenentwurf, ein Nutzungskonzept und ein Kaufangebot für den zukünftig „privaten“ Teil des Kornmarktes einreichen.
Prüfung auf Machbarkeit läuft
„Wir freuen uns, dass alle vier Teams, die noch im Rennen waren, ihr Konzept und ihr Angebot fristgerecht abgegeben haben“, bestätigt jetzt Stadt-Sprecherin Lena Kücük. Einzelheiten gibt die Stadt nicht preis. Die Jury werde am 8. Februar tagen. Vor diesem Termin würden selbst der Stadtbaurat und Amtsleiter, die dem Gremium angehören, nichts Näheres erfahren, so Kücük. So wolle man Vorfestlegungen verhindern und für einen „frischen und unbefangenen Dialog bei der Erstbefassung durch die Jury“ sorgen. Vorab würden nur Experten – etwa für Bauordnung oder Verkehrsplanung – die Vorschläge auf ihre Machbarkeit überprüfen.
Auch die WAZ-Leser müssen sich also noch gedulden, bis die Stadt die vier neuen Kornmarkt-Vorschläge veröffentlicht. Sie können sich aber bereits heute ein Bild von den vier Bewerber-Teams machen – anhand der Formensprache, die die Investoren und Architekten anderswo gewählt haben. Die Redaktion stellt hier eine Auswahl der Vorzeigeprojekte vor, die die Teams in der ersten Runde bei der Stadt eingereicht hatten. Die gewählte Reihenfolge ist zufällig.
Markus Bau und KSP
Die Markus Bau GmbH und die Architekten Kemper, Steiner und Partner (KSP), beide aus Bochum, hatten sich mit dem von KSP gezeichneten ev. Gemeindehaus in Haßlinghausen „beworben“. Mit seiner kubistischen Bauweise und großen Glasflächen steht es im klaren Kontrast zur Martin-Luther-Kirche. Alt und neu zu vereinen, darum wird es auf dem Kornmarkt gehen, der an die Johanniskirche grenzt. Gemeinsam realisiert haben Markus Bau und KSP das „Quartier 100“, Wittener Straße 100, in Bochum. Auf dem Gelände eines früheren Busdepots schufen sie einen Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen, Einfamilienhäusern und Gewerbeflächen.
Bücker Immobilien und bap
Die Bücker Immobilien GmbH (Nordkirchen) und das Wittener Büro für Architektur und Planung (bap) haben in Ennepetal gemeinsam 22 Neubauwohnungen erstellt – das erste von mehreren gemeinsamen Projekten. Diese sind trotz Hanglage barrierefrei. Sie sind außerdem zum Teil frei finanziert und zum Teil öffentlich gefördert. Barrierefrei und öffentlich gefördert sind auch die Wohnungen, die bap mit der Siedlungsgesellschaft Witten am Preinsholz gebaut hat.
GMP, Dienhart und Bick
Als Team treten die Gels, Müller + Partner Projektenwicklungs GmbH & Co. KG (GMP) Nordhorn, Ulrich Dienhart Projektenwicklungen (Münster) und Bick Architektur (Osnabrück) an. GMP hat ihr Meisterstück mit der Revitalisierung der 2001 geschlossenen Spinnerei Bussmaate in Nordhorn gemacht. An dem Gelände waren mehrere Entwickler gescheitert. GMP kaufte es 2010, schuf ein Wohngebiet mit Ein- und kleinen Mehrfamilienhäusern sowie Gewerbe und Werkstätten im denkmalgeschützten Spinnerei-Gebäude. GMP baute auch im historischen Ambiente des Alten Marktes von Nordhorn neue Apartments.
LIST und RKW
Die LIST AG (Nordhorn) triff gemeinsam mit „RKW Architektur +“ (Düsseldorf) an. In Baesweiler (Region Aachen) haben sie beim Bau eines Wohn- und Nahversorgungszentrums zusammengearbeitet. In Taunusstein (Raum Wiesbaden) hat LIST auf dem ehemaligen Gelände einer Metzgerei ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Zu den drei Gebäudeteilen gehören eine Bank und 16 Eigentumswohnungen, darunter ein großes Penthouse.
>> Die nächste Schritte
Der Jury gehören neben Stadtvertretern an: Karl-Dieter Hoeper (Standortgem. Mitte), Pfarrer Wolfram Linnemann (Johannis), Architektin Prof. Christa Reicher, Architekt Thomas Sebralla, Michael Neitzel (Institut für Wohnungswesen, Bochum).
Nach der Jury (8.2.) werden sich eine interfraktionelle Runde, dann der Ausschuss für Stadtentwicklung mit den Entwürfen befassen. Das Grundstück soll mindestens 700 000 Euro einbringen, der Kaufpreis zur Hälfte den Ausschlag geben.