Velbert/Langenberg/Neviges. Velberter klagen über unzuverlässige Post: Entweder bleiben Briefkästen leer oder sie enthalten fremde Sendungen. Jetzt nimmt die Post Stellung.

„Es wird Tag für Tag frustrierender“, klagt Dirk aus dem Siepen aus Langenberg. Seit über zwei Wochen herrsche in Velbert-Langenberg Chaos bei der Postzustellung. „Ich bekomme entweder gar keine Post, oder sie landet bei den falschen Adressen“, erklärt er. Einmal habe er Post von völlig fremden Menschen in seinem Briefkasten gefunden. „Meine Nachbarin musste schon einen ganzen Stapel fremder Briefe in der Straße verteilen.“

Besonders besorgniserregend sei die Lage für ihn, weil wichtige Dokumente, wie Krankenkassenunterlagen oder Unterlagen für die nächste Ratssitzung, nicht ankommen würden. Im Internet erhält er viel Zuspruch. „Fremde Post in unseren Briefkasten, oder wir bekommen wochenlang keine“, schreibt ein Nutzer. Besonders betroffen sei Langenberg, aber auch aus anderen Stadtteilen gibt es Beschwerden. Auf Nachfrage der Redaktion äußert sich nun die Post.

Postsprecherin Britta Töllner: „Haben nicht in der gewohnten Qualität zugestellt.“

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Postsprecherin Britta Töllner räumt ein: „Leider haben wir in den letzten beiden Wochen in zwei Zustellbezirken in Velbert-Langenberg nicht in der gewohnten Qualität zugestellt. Dafür möchten wir uns bei den betroffenen Kunden entschuldigen.“ Betroffen seien unter anderem die Kuhstraße, Genossenschaftsstraße und Kreiersiepen. In diesen Bezirken wurde eine „nicht ortskundige Kraft“ eingesetzt, was zu „Kommunikationsproblemen, Verwechslungen und Verzögerungen“ geführt habe, erklärt Töllner. Sie versichert, dass Kollegen vor Ort bereits mit Hochdruck daran arbeiten, die Situation zu stabilisieren, und ab Freitag, 16. August, alles wieder reibungslos verlaufen sollte. Zudem werde in den kommenden Wochen eine erfahrene Zustellkraft eingesetzt, die mit der Region vertraut sei.

Auch aus der Nierenhofer Straße und Wilhelmshöher Straße mehren sich die Beschwerden. Joachim Wiggen berichtet, dass er manchmal eine Woche lang keine Post erhalte. Er vermutet, dass die Zustellbezirke zu groß seien, um sie an einem Tag vollständig zu bedienen. „Nachdem wir wieder eine Woche lang keine Post bekommen hatten, obwohl wir wichtige Arztrechnungen erwarteten, bin ich zum Verteilerzentrum gefahren und habe dort zwölf Briefe abgeholt“, erzählt er.

Post an der Nierenhofer Straße: „Auch hier schulen wir nach“

Der Grund für die Zustellungsprobleme an der Nierenhofer Straße liege darin, dass in dem Bezirk, der einen Teil der Straße umfasst, eine junge Nachwuchskraft als Vertretung eingesetzt wurde. „Auch hier schulen wir nach“, erklärt die Postsprecherin. Dennoch betont sie, dass das Briefaufkommen generell sinke und daher nicht mehr täglich Post erwartet werden kann. Werbliche Sendungen, sogenannte „Dialogpost“, haben eine Regellaufzeit von vier Tagen und werden häufig gebündelt an wechselnden Wochentagen, meist zwischen Dienstag und Samstag, zugestellt. Dies könne den Eindruck erwecken, dass „ein Schwung“ an Sendungen auf einmal eintrifft, fügt sie hinzu.

Auch in Neviges soll es ähnliche Probleme geben. Eine Leserin berichtete der Redaktion, dass sie seit dreieinhalb Wochen keine Post mehr an der Denkmalstraße erhalte. Ihre Anrufe beim Kundenservice würden erfolglos bleiben, Pakete seien teilweise mit dem Vermerk zurückgeschickt worden, dass ihre Adresse nicht existiere. „Natürlich gibt es die, seit 45 Jahren schon!“, erzählt sie mit einem Lachen.

Post in Neviges: Handelt sich um Missverständnis

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Auch hier hat die Post reagiert: Vor dem Haus der Leserin befinde sich ein weiteres Wohnhaus mit derselben Hausnummer. Die Leserin hatte eine Beschilderung bei der Stadt beantragt, um auf das hintere Haus hinzuweisen, doch dies wurde bislang nicht umgesetzt. Nun habe die Post eine Lösung mit der Betroffenen gefunden, sodass die Zusteller künftig bei der Zustellung einen Hinweis mit Wegweiser erhalten.

Unterdessen stehen größere Veränderungen in der Postzustellung bevor. Durch die zunehmende Nutzung digitaler Medien bestehe, so Sprecherin Töllner, keine dringende Notwendigkeit mehr, Briefe am nächsten Werktag zuzustellen, wie es früher der Fall war. „Folgerichtig sieht das neue Postgesetz keine Briefzustellung am nächsten Werktag im Rahmen des Post-Universaldienstes mehr vor“, erklärt sie. Das Gesetz, das ab Januar 2025 in Kraft tritt, soll sich den veränderten Kommunikationsgewohnheiten anpassen. Was bedeutet das konkret? Künftig sollen mindestens 95 Prozent aller Briefe innerhalb von drei Werktagen und 99 Prozent innerhalb von vier Werktagen zugestellt werden müssen. Diese Umstellung erfolge schrittweise. „Grundsätzlich streben wir dabei an, Laufzeiten so kurz wie möglich zu halten und die Vorgaben gegebenenfalls, wenn möglich, auch zu unterschreiten“, ergänzt Töllner.

Zustellungs-Chaos in Velbert: Das können Betroffene tun

Eine Laufzeitgarantie gebe es nicht, daher übernehme die Post auch keine Haftung für Verspätungen: „Die normalen Standardbriefe sind nicht nachzuweisende Sendungen, dementsprechend gibt es keinen Ein- oder Auslieferungsnachweis.“ Töllner empfiehlt weiterhin, sich bei Problemen an den Kundenservice zu wenden. Auf der Website deutschepost.de/kundenservice werden häufig gestellte Fragen beantwortet. Dort findet man auch ein E-Mail-Kontaktformular sowie Telefonnummern.

Um sicherzustellen, dass ernsthafte Probleme in der Postzustellung erkannt werden, empfiehlt es sich, bei anhaltenden Schwierigkeiten, die der Postdienstleister nicht beheben kann, eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Dies kann online unter bundesnetzagentur.de erfolgen.

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