Langenberg. Vor zwei Monaten schloss der Standort der Tafel Niederberg in Langenberg. Nun gab es eine Eröffnung mit Currywurst und ein ganz besonderes Novum.
Ein wenig besorgt schaut Elke Steer zum Himmel. Vorsorglich hat sie heute ihren knallgelben Regenmantel angezogen. Heute gibt es zur Eröffnung des neuen Tafelstandortes wohl vieles – Sonne leider nicht.
Tafelstandort in Velbert-Langenberg ist etwas Besonderes
Die ersten Tafelkunden finden sich schon ein, denn heute geht es nicht – wie sonst – nach einer bestimmten Reihenfolge. Und so heißt es: Wer zuerst kommt, kann auf jeden Fall mit vollen Tüten nach Hause gehen. Ein wenig umgewöhnen müssen sich heute alle.
Denn bislang hatte die Tafel Niederberg an allen Standorten in Langenberg, Velbert-Mitte, Heiligenhaus und Wülfrath die Essensausgabe in einem Gebäude ausgerichtet. Mit der Schließung am Kreiersiepen gibt es für die Bücherstadt nun aber ein Novum: Auf dem Parkplatz hinter der Bibliothek an der Donnerstraße steht ein Wagen mit einem Zelt daneben. „Es ist ein alter Marktstand eines Bäckers“, erklärt Tanja Högström, Koordinatorin der Tafel. „Den haben wir bei Kleinanzeigen gefunden“.
Essensausgabe findet ab sofort nicht mehr in Gebäude statt
Ab sofort dient er, gemeinsam mit dem Zelt, als Ausgabestelle für die Lebensmittel. „Wir sind sehr dankbar, dass uns der Männer-Turn-Verein angeboten hat, dass wir die Räume nutzen können“, sagt Elke Steer, Organisatorin am Tafelstandort Langenberg. „Allerdings ist das alles viel zu klein und wir nutzen es bislang eher als Sozialräume“, gesteht sie.
Doch da die Tafel bislang keinen Standort fand, wurde das Team kreativ und hat diese einzigartige Lösung konstruiert. „Wir hoffen auf eine gute Nachbarschaft“, sagt Tanja Högström und findet auch Vorteile am neuen Ort: „Wir sind hier wesentlich sichtbarer und das ruft bei dem ein oder anderen vielleicht ja auch die Tafel in Erinnerung.“
Immer mehr Tafelkunden in Velbert, immer weniger Essens-Spenden
Denn die Tafelkunden werden immer mehr und die Spenden sind zunehmend rückläufig. „Wir haben schon manches Mal das Problem, dass wir den letzten Menschen, die in der Schlange stehen, kaum noch etwas anbieten können“, bedauert Elke Steer.
80 bis 120 Menschen kommen wöchentlich zur Langenberger Tafel, versorgt werden somit 250 bis 300 Personen über das gemeinnützige Angebot. Während früher in solchen Situationen dann aus den Lagern noch haltbare Lebensmittel zur Verfügung gestellt wurden, ist das nicht mehr möglich: „Die Lager sind leer“, sagt Tanja Högström.
Ein Kunde ist dennoch zufrieden. „Heute gab es ganz viel Salat“, freut er sich: „Den esse ich besonders gerne.“ Und dann entdeckt er in der Brot- und Kuchenauslage auch noch eines seiner liebsten deftigen Gebäckstücke.
Dankbar ist auch eine Frau, die das Angebot der Tafel erst seit einem halben Jahr in Anspruch nimmt. „Früher hätte ich mich dafür geschämt“, sagt sie. „Aber ich habe meine Arbeit verloren und es ist alles so teuer geworden, dann ist das hier eine riesige Hilfe.“ Sie freut sich, dass sie hier frische Lebensmittel bekommt. „Ist natürlich nur gut für Menschen, die gern frisch kochen“, sagt sie mit einem Lachen. „Eine Fertigpizza gibt es hier nicht.“
Auch fertige Mahlzeiten wird es an diesem Standort nicht geben. Nur heute, denn zur Eröffnung hat die Tafel einen Currywurststand bestellt. Das Wetter meint es heute noch recht gut mit den Tafelgästen und den 16 Ehrenamtlichen, die im Einsatz sind. Starke Regenfälle bleiben aus.
Wetter könnte zum Problem für die Essens-Ausgabe in Langenberg werden
„Es wird künftig aber schon schwierig, wenn es stark regnet oder auch im Sommer bei großer Hitze“, weiß Elke Steer. Denn die gespendeten Lebensmittel werden aufgrund einer kurzen Haltbarkeit an die Tafel weitergeben. „Also müssen sie auch schnell aufgebraucht werden.“
Und da ist noch etwas. „Ich habe schon den Wunsch nach geschlossenen Räumen für uns. Das ist ja auch ein bisschen wie nach Hause kommen“. Dennoch sieht Tanja Högström auch eine Chance im mobilen Wagen der Tafel. „Wer weiß, wie sich alles entwickelt“, sagt sie. Mit dem ehemaligen Verkaufsstand einer Bäckerei können sie auf jeden Fall künftig überall im Einsatz sein. Dafür haben die Ehrenamtlichen sogar extra ein Fahrsicherheitstraining absolviert. Solange es aber den Standort an der Donnerstraße 13 gibt, bleibt es bei den bisherigen Ausgabezeiten, immer freitags von 12 bis 14 Uhr.