Neviges. Neben dem Dom in Velbert-Neviges plant ein Landschaftsarchitekt einen prächtigen Gemeinde-Garten. Es gibt weitere Visionen für die Dom-Umgebung.
Rasen zum Spielen nicht nur für Kinder, eine Terrasse zum Verweilen, im Sommer sogar mit Rosenduft. Dazu große Obstbäume, die eine Art Kreuzgang bilden: Der zurzeit noch triste und ungenutzte Platz zwischen Dom und Pfarrheim „Glocke“ soll umgestaltet werden zu einem reizvollen Garten für die katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens. „Ein Treffpunkt für alle in der Gemeinde, hier kann man zusammenkommen, sich aber auch zurückziehen“, sagt Landschaftsarchitekt Martin Straßen, der den Garten im Auftrag der Gemeinde plant. „Ein wichtiges Thema werden die Rosenbeete sein“, so der bundesweit tätige Landschaftsplaner.
Gelungene Nachbarschaftshilfe
Abbé Thomas, Pfarrer und Wallfahrtsleiter, kannte den Platz lange Zeit nur vollgestellt mit Bau-Containern, Kränen und Bauwagen – hier wurde fünf Jahre lang alles angeliefert, was für die 6,85 Millionen teure Sanierung des Domdaches benötigt wurde. Als die aufwendigen Arbeiten im August 2021 beendet gewesen seien, sei ihm der leere Platz erst so richtig aufgefallen, erzählt Abbé Thomas. Und er hatte eine Idee: „Ich fand den Platz schön, gelegen zwischen Dom und Pfarrheim. Ich dachte, ob man den nicht nutzen könnte?“ Mit dieser Frage im Kopf klingelte er nebenan an – wohl dem, der solche Nachbarn hat: Praktischerweise ist direkt neben der „Glocke“ das Wohnhaus und auch Büro des Landschaftsarchitekten Martin Straßen und seiner Frau Astrid Born-Straßen, die zurzeit gerade den Grünen Pfad vom Schloss in Richtung Altstadt plant.
Die Planung ist eine Spende
Bei dem Experten, der schon mehrmals mit seinem Team erfolgreich beim Wettbewerb „Gärten des Jahres“ mitgemacht hat, rannte Abbé Thomas mit seinem Anliegen offene Türen ein. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit. Der Dom, das Kloster, die Pfarrkirche, dieses ganze Ensemble, das ist so wichtig für Neviges. Dieser Garten soll all das verbinden.“ Als Zeichen der „hervorragenden Nachbarschaft“ spendet Martin Straßen fast die komplette Planung, lediglich die Vorplanung habe die katholische Gemeinde als Auftraggeberin bezahlt – alles natürlich mit Zustimmung des Bistums Köln.
Ja, sie seien ein gutes Team, die drei Abbés der Bruderschaft St. Martin, Gemeinde-Verwaltungsleiterin Andrea Rehrmann und Landschaftsarchitekt Martin Straßen: „Das macht unglaublich viel Spaß, überhaupt ist in Neviges gerade so eine positive Aufbruchstimmung“, sagt der Fachmann, der darauf brennt, seine Ideen in die Tat umzusetzen. Im Spätsommer bzw. Herbst sollen die Arbeiten auf der etwa 1500 Quadratmeter großen Fläche zwischen Dom und Pfarrheim beginnen.
Bäume bilden einen Kreuzgang
Neu gegründeter Ausschuss
Der Kirchenvorstand der katholischen Gemeinde ist in sämtliche Planungen involviert. Außerdem wurde eigens ein „Programmausschuss zur Aufwertung der Wallfahrtsstätten“ gegründet.Der Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten und die Sparkasse HRV (Hilden, Ratingen, Velbert) spenden die neuen Bänke für den Gemeindegarten.
Und so soll der neue Gemeindegarten aussehen: „In der Mitte eine Rasenfläche, bei Bedarf für Andachten oder Veranstaltungen für die Pfadfinder oder auch einfach für Kinder zum Spielen“, so der Landschaftsplaner. „Wir brauchen auch Platz für Zelte, wenn Jugendliche kommen“, wirft Abbé Thomas ein. Rundherum sollen große Obstbäume eine Art Kreuzgang bilden, die Bäume dazu habe er schon „in der Hinterhand“, sagt Straßen. Ganz wichtig seien die vier Rosenbeete, an die eine kleine Terrasse mit Rosenbögen grenzen wird. Denn das Rosenfenster des weltbekannten, im Juni 2021 verstorbenen Dom-Architekten Gottfried Böhm soll auch draußen aufgegriffen werden. „Es geht uns um gestaltete Natürlichkeit, bloß nichts Künstliches. Die Pflanzen und auch die Bäume sind mit ihrem Austrieb, der Blüte und dem Verwelken ein Zeichen für den immer wiederkehrenden Lebenslauf“, erläutert der Architekt. Oder, wie es Abbé Thomas poetisch sagt. „Der Garten, das ist ein Paradies.“
Visionen für die Löher Straße
Neben diesen sehr konkreten Plänen haben Gemeinde und Landschaftsarchitekt noch eine Vision, die jedoch nur erfüllt werden kann, wenn die Stadt Velbert dazu grünes Licht gibt. Denn es handelt sich hier um städtischen Grund und Boden. Der Dom hat an der Löher Straße einen Nebeneingang, dessen Tür kaum auffällt. „Sie ist ein Kunstwerk mit den vielen darauf abgebildeten Händen. Und die Tür ist auch wichtig, sie führt barrierefrei zu der ersten Empore des Doms“, erläutert Martin Straßen. Die Idee: „Wir würden hier gern einen kleinen Platz schaffen und den Verkehr auf der Löher Straße drum herum leiten. Es würden zwei Auto-Stellplätze wegfallen.“ Dazu Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach: „Die Kirche hat den Fachbereich Stadtentwicklung informiert, wir werden die Idee aufgreifen.“ Man bleibe im Gespräch. Auch diese Vision sei ein weiterer Mosaikstein, Neviges attraktiver zu machen, so Architekt Martin Straßen: „Man muss sich Gedanken machen: Wie kommen die Menschen in den Dom? Und dass diese wunderbare Tür von parkenden Autos zugestellt wird, ist einfach schade.“