Oberhausen. Im maroden Gartendom in Oberhausen-Osterfeld, der ehemaligen Kohlenmischhalle, sollten Bau-Roboter getestet werden. Doch die Sanierung scheitert.
Wie lange die Stadtspitze es noch für sich behalten hätte, ist ungewiss. Fest steht, dass sie erst auf Nachfrage von SPD und Grünen in der Bezirksvertretung Osterfeld die Nachricht herausgerückt hat, dass die Sanierung des Gartendoms an der Vestischen Straße und dessen Umbau zum Schulungs- und Testzentrum für die Bauwirtschaft passé ist. Es gibt keine staatlichen Fördergelder dafür. Die Universität Duisburg-Essen, die mit neu entwickelter Robotertechnik dabei mitmachen wollte, wolle sich nun im Stadtgebiet Oberhausen woanders orientieren.
Der Einsatz von Robotern auf dem Bau sollte im Oberhausener Gartendom getestet werden
Dabei sollte dieses sogenannte „Kompetenzzentrum für die Bauwirtschaft“ Oberhausen als Technologiestandort stärken und den Einsatz von Robotern auf Baustellen salonfähig machen: Roboter könnten künftig Stein auf Stein setzen, Wände verputzen und anstreichen. Die Baubranche bekäme ein ganz neues Image als Hochtechnologie-Branche - und Oberhausen ein bundesweit beachtetes Vorzeigeprojekt.
Noch im Sommer 2023 hatte der damalige Chef-Stratege im Rathaus, Ralf Güldenzopf, die Roboter-Idee für den Gartendom, der früheren Kohlenmischhalle der Zeche Osterfeld, erläutert. Zwar hat er nicht den Eindruck erweckt, als sei die Sache bereits in trockenen Tüchern. Allerdings zeigte er sich zuversichtlich, dass es gelingen würde, vor allem die Wirtschaftsförderer beim Land NRW dafür zu gewinnen. Güldenzopf ist inzwischen zur NRW-Staatskanzlei nach Düsseldorf gewechselt.
Zweimal habe man die Förderung für den unter Denkmalschutz stehenden Gartendom beantragt, zweimal sei sie abgelehnt worden, musste Immobiliendezernent Michael Jehn nun gegenüber den Osterfelder Bezirkspolitikern zugeben. Ein dritter Versuch sei aussichtslos. Zwar stehe die Städtebauförderung dem Wunsch, Fördergelder für die Sanierung des Baudenkmals zu gewähren, offen gegenüber. Aber dafür müsse erst einmal eine neue Idee entwickelt werden, wozu das achteckige Gebäude künftig verwendet werden soll. Im Rathaus selbst habe man dafür keine Verwendung.
Gartendom steht als ehemaliges Gebäude der Kohlenmischanlage unter Denkmalschutz
Ursprünglich waren darin verschiedene Kohlesorten für die Kokerei der Zeche Osterfeld gemischt worden. Weil diese herkömmliche Technik in einem für die 1980er Jahre sehr modernen Gebäude erfolgte, steht es unter Denkmalschutz, kann nicht abgerissen werden: Der Gartendom ist Europas größte Holz-Stahl-Konstruktion. Und da die auffällige Halle heute der Stadt Oberhausen gehört, muss die dafür aufkommen. Der Kaufpreis betrug übrigens im Jahre 2013 für den Gartendom über drei Millionen Euro.
Die NRW-Bauwirtschaft, die ins ehemalige Trickfilmzentrum gegenüber eingezogen ist, wollte im Gartendom Baufachleute und Lehrlinge ausbilden - sowohl in der Bedienung von Baumaschinen als auch an den neu entwickelten Bau-Robotern. Die Universität Duisburg-Essen wollte das mit ihrem Forschungswissen begleiten. Dazu sollte der Gartendom von innen mit Büros und Seminarräumen ausgebaut werden.
Kosten der Dachsanierung verdoppeln sich voraussichtlich
Wie zurzeit an vielen Stellen in Oberhausen, sind auch die kalkulierten Kosten für die Sanierung des Gartendoms enorm gestiegen. Bis zum Sommer 2023 war noch von 3,5 Millionen Euro dafür die Rede. Jehn nannte jetzt den doppelten Betrag, also rund sieben Millionen Euro allein an Sanierungskosten. Das Dach hat eine Außenhaut aus Glas und Stahlblech, die auf Holzbalken ruht. Diese Balken sind miteinander verleimt, die Verklebungen haben sich an einigen Stellen gelöst.
Als besonders kostenträchtig gilt es, dass die Balken von innen nur über ein Gerüst erreicht werden können, um entweder Leim in die Zwischenräume zu spritzen oder aber sie miteinander zu verschrauben. Siebenmal müsste das Gerüst im achteckigen Gartendom ab- und wieder neu aufgebaut werden.
Die Universität Duisburg-Essen hat auf Nachfrage nicht erläutern wollen, an welchem Ort in Oberhausen sie künftig ihre Forschungen zur Robotertechnik unternehmen will. Klar ist aber auf jeden Fall: Derzeit weiß niemand, was aus dem Gartendom werden soll: Das Gebäude steht bereits seit 2001 ungenutzt in der Gegend herum, gilt aber als Landmarke für den Stadtbezirk Osterfeld.
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