Oberhausen. Drei Jahre hintereinander mussten Fernwärme-Kunden der Energieversorgung Oberhausen (EVO) Preissteigerungen hinnehmen. Jetzt gibt es die Wende.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Energiepreise nach oben schießen lassen: Öl, Gas, Strom - eine warme Wohnung in kalten Winterzeiten wurde für ganz Europa teuer. Wer seine Zimmer mit Fernwärme heizt, den traf das Börsen-Preishoch der wichtigsten Energieträger durch eine nachgelagerte Preisberechnung mit Verspätung.

Besonders die Kunden der Energieversorgung Oberhausen (EVO) traf die Kostenexplosion erst sehr viel später sehr deutlich, weil die EVO eine besondere nachgelagerte Preisformel bei ihren Fernwärme-Kalkulationen pflegt. Diese schaut auf die Preisentwicklung von mehreren vergangenen Jahren - und deshalb verteuerte sich die EVO-Fernwärme nochmals deutlich im Herbst vergangenen Jahres, als alle anderen Energien wie Strom, Öl und Gas am Markt wieder viel billiger zu haben waren.

Preis der Fernwärme ist bei der Energieversorgung Oberhausen (EVO) um 120 Prozent geklettert

Der Nettopreis ohne Mehrwertsteuer stieg bereits im Oktober 2021 um fünf Prozent an, im Oktober 2022 um 53 Prozent und im Oktober 2023 nochmals um 37 Prozent. Lag der Netto-Preis pro Kilowattstunde Fernwärme noch im Herbst 2020 bei 7,00 Cent, so waren es im Oktober 2023, also nur drei Jahre später, mehr als doppelt soviel: 15,33 Cent. Das bedeutet eine Preissteigerung von rund 120 Prozent in drei Jahren, von 2020 bis 2023.

Die kaufmännischen Beschäftigten der Energieversorgung Oberhausen (EVO) rechnen in der Zentrale an der Danziger Straße nahe der Oberhausener Innenstadt noch, wie stark die Fernwärme-Preise ab Oktober 2024 sinken können.
Die kaufmännischen Beschäftigten der Energieversorgung Oberhausen (EVO) rechnen in der Zentrale an der Danziger Straße nahe der Oberhausener Innenstadt noch, wie stark die Fernwärme-Preise ab Oktober 2024 sinken können. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Doch dass der Fernwärmepreis nur einen Weg kennt, nämlich nach oben - diesen bösen Verdacht der Kunden zerstreut die EVO mit ihrer nächsten Maßnahme. Denn auf Nachfrage der Redaktion zur künftigen Entwicklung des Fernwärmepreises versichert die Pressestelle des Energieunternehmens, das zur Hälfte der Stadt und zur Hälfte dem EON-Konzern gehört: „Wir können heute schon sagen: Es wird zum 1. Oktober eine Preisanpassung der Fernwärme-Preise geben. Wir werden die Preise senken.“ Die Fachleute an der Danziger Straße haben nun ihre Kalkulationsarbeit beendet, am Montag sollen alle Kunden und Kundinnen detailliert über eine Pressemitteilung informiert werden.

Preis der EVO-Fernwärme sinkt für einen Musterhaushalt im Mittel um 11 Prozent

Schon jetzt ist aber klar, was die Preissenkung für einen Musterhaushalt im Mittel bedeutet: Die Kosten sinken nach Angaben von EVO-Pressesprecherin Annette Friese um elf Prozent: „Unsere Oberhausener Kundinnen und Kunden werden also deutlich entlastet. Die gesunkenen Preise der Energiemärkte des vergangenen Jahres wirken über die genutzten Indexreihen mit Verzögerung auf die Preisformel der Fernwärme. Wie erwartet, führt diese Entwicklung zu einer Senkung der Fernwärmepreise zu Beginn des Monats Oktober.  

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Diese Preissenkung wird hoffentlich die Sorgen von EVO-Kunden reduzieren. In einer Mail schrieb uns ein Leser, der EVO-Fernwärmekunde ist: „Die Preisentwicklung der letzten Jahre wird von vielen EVO-Kunden mit großer Sorge zur Kenntnis genommen und wird viele sicher überfordern und in Existenznot bringen.“

Was durchaus eine nennenswerte Zahl von Fernwärme-Beziehern in Deutschland stört: Im Gegensatz zum Markt der Gas- und Stromanbieter herrscht bei der Fernwärme kein Wettbewerb der Anbieter untereinander. Man muss sich bei Abschluss des Fernwärme-Vertrags an einen lokalen Anbieter langfristig binden. „Wir sind in diesem Segment hoffnungslos ausgeliefert und können nicht zu günstigeren Anbietern wechseln. Ich kann Ihnen versichern - ein wirklich unbefriedigendes Gefühl der Hilflosigkeit“, schreibt der Oberhausener Leser.

Bundeswirtschaftsministerium legt Reform der Fernwärme-Verordnung vor

Die Bundesregierung sieht hier durchaus Handlungsbedarf. Die Fernwärme-Verordnung soll reformiert werden. Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck fordert eine andere Orientierung der Preise als an Gas und Öl, räumte aber im Februar 2024 im Bundestag ein: „Ich habe noch nicht das goldene Ei gefunden.“ Ein Fernwärmegipfel sollte im Laufe des Jahres Lösungen erarbeiten. Schließlich sollen alle Anbieter ihre Fernwärme schon in 20 Jahren komplett klimaneutral erzeugen, da kann es nicht sein, dass sich die Fernwärmepreise nach den Gaspreisen richten.

Mittlerweile hat das Bundeswirtschaftsministerium einen Referentenentwurf zur Novelle der Fernwärme-Verordnung vorgelegt: Die Reform soll die Preiskalkulation transparenter machen und die Verbraucherrechte stärken.

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