Oberhausen. Insgesamt 60 Termine widmen sich bis zum 15. September der Freiheit und 75 Jahren Grundgesetz: von Mahnwachen bis zum Minigolf-Triathlon.
Angesichts der jüngsten Wahlergebnisse muss man wohl feststellen: Die Demokratie hat‘s nötig - dass man sie gebührend feiert. In Oberhausen jedenfalls wird aus dem Internationalen Tag der Demokratie am Sonntag, 15. September, eine ganze „Woche der Demokratie“, denn die Fülle von insgesamt 60 Terminen ließe sich wahrlich nicht in einen Tag quetschen. Hier eine Auswahl aus der Vielfalt von Mahnwachen, Vorträgen, Ausstellungen, Konzerten - und nicht zuletzt der zweiten Auflage des Minigolf-Triathlons.
So gibt‘s bereits am Sonntag, 8. September, eine Woche vor dem eigentlichen Fest-Sonntag, im Bürgerzentrum Alte Heid eine Ausstellung zu „100 Jahre Frauenwahlrecht“, eröffnet mit einem Vortrag um 11 Uhr in den Räumen über dem einstigen Bunker des Knappenviertels. Am Montag, 9. 9., könnte die Wahl zwischen acht Terminen bereits schwerfallen. Ein Highlight verspricht das „Politdating“ um 17 Uhr im Ratssaal, moderiert von Gerburg Jahnke: Die Kabarettistin befragt Oberhausener Ratsfrauen nach ihrer politischen Arbeit. Im nahen Gewerkschaftshaus, Friedrich-Karl-Straße 24, beleuchtet um 18 Uhr Mark Saalfeldt vom DGB Bildungswerk die „Entwicklung des Rechtsextremismus in NRW“.
Ein Kunstpädagoge bietet am Dienstag, 10. 9., von 12 bis 17 Uhr einen kreativen Tag in der Anlaufstelle der Kurbel, Mülheimer Straße 49. Junge Menschen, „die viele Hilfesysteme durchlaufen haben“, wie es im Portal demokratiebuero.de heißt, sollen zugunsten der Demokratie kreativ werden. Am Nachmittag von 15 bis 18 Uhr feiert zudem das Bertha-von-Suttner-Gymnasium ein „Friedensfest“ mit Demokratie-Rallye, Friedenslabor und Courage-Konferenz.
Zivilcourage in der DDR: „Das schweigende Klassenzimmer“
Die stets engagierte Lichtburg, Elsässer Straße 26, hat einen für diese Woche idealen Jugendfilm ausgewählt und zeigt am Mittwoch, 11. 9., um 18 Uhr „Das schweigende Klassenzimmer“. Der Spielfilm von Lars Kraume entstand 2018 nach dem gleichnamigen Sachbuch von Dietrich Garstka, der die wahre Geschichte seiner Schulklasse erzählt: Einige DDR-Abiturienten entscheiden sich 1956 während des Ungarischen Volksaufstands im Unterricht zu einer Schweigeminute für die Opfer. Die Solidaritätsbekundung hat krasse Folgen: Die hoffnungsvollen Gymnasiasten werden zu „Staatsfeinden“.
In ihrer noch neuen Anlaufstelle Marktstraße 47 lädt die Polizei Oberhausen am Donnerstag, 12. 9., von 10 bis 13 Uhr dazu ein, mit ihr ins Gespräch zu kommen, dort Polizistinnen und Polizisten zu befragen. Mutige Demokraten im Einsatz gegen ein Unterdrückungs-System porträtiert Klaus Pirke im Gespräch mit André Wilger von der Geschichtswerkstatt um 18 Uhr in der Elektrozentrale des Zentrums Altenberg. Und der noch ohne eigene Adresse wirkende Wissenschaftscampus NRW zelebriert um 19 Uhr in der Bar des Theaters einen „etwas anderen Festakt“ zu 75 Jahren Grundgesetz: in Gestalt einer unkonventionellen Diskussionsrunde.
„Faktencheck Antisemitismus“ in der Gedenkhalle Oberhausen
Für den mit Abstand größten Auftrieb dürfte am Freitag, 13. 9., die Demokratieaktion aller 53 Oberhausener Schulen sorgen, die zur Mittagszeit gleich an vier Orte strömen: zum Friedensplatz, zur Gesamtschule Osterfeld, zur Sterkrader Bahnhofstraße und zum Schmachtendorfer Marktplatz. Im entschieden kleineren Rahmen, aber für heikle Gespräche bedeutungsvoll, beginnt am Nachmittag um 17 Uhr der „Faktencheck Antisemitismus“ in der Gedenkhalle Schloss Oberhausen. Projektleiter Jörg Rensmann informiert über die Arbeit von RIAS, die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus.
Der deutsch-ukrainische Freundschaftsverein Gromada e.V. informiert am Samstag, 14. 9., von 12.30 bis 15.30 Uhr in Vorträgen und Ausstellung bei der Ruhrwerkstatt, Grevenstraße 36, über den „Aufstieg der Demokratie“ ihres seit zwei Jahren umkämpften Staates in der geografischen Mitte Europas. Als „mahnende Liebeserklärung“ gestalten um 19 Uhr im Theater Oberhausen der Schauspieler Roman Knizka und das Bläserquintett „Opus 45“ ihre Ode an die bundesdeutsche Verfassung.
Minigolf-Slogan: „Spiel nicht mit dem Grundgesetz“
„Spiel nicht mit dem Grundgesetz“ ist am Sonntag, 15. September, dem Internationalen Tag der Demokratie, der kämpferische Slogan für Oberhausens zweiten Minigolf-Triathlon, ausgetragen zwischen Bert-Brecht-Haus und dem Supermarkt der Ideen. Denn die dort liebevoll gestalteten Holzbahnen verweisen auf prägnant formulierte Grundrechts-Paragraphen von „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ bis „Eine Zensur findet nicht statt“. Wie die Premiere im Vorjahr firmiert auch dieses Turnier als „Weltcup“.
Und für die vielen Mitwirkenden beschließt von 11 bis 13 Uhr ein „Demokratiebrunch“ in der Schlosserei des Zentrums Altenberg die ereignisreiche Woche: als gute Gelegenheit für Austausch und Bilanz.
Als „Nachschlag“: Demokratie in Zahlen und Fakten
Als „Nachschlag“ gibt‘s noch am Monatsende, Montag, 30. September, um 18 Uhr im Bert-Brecht-Haus einen informativen Vortrag: Die Autoren des zweiten Demokratieberichts NRW, Andrea Blätte und Susanne Pickel, NRW School of Governance, berichten dann als Gäste von „Arbeit und Leben“ über politische Lebenswelten der Menschen in Nordrhein-Westfalen.