Mülheim. Am Mittwoch hielt ein vermisster Neunjähriger aus Speldorf die Stadt in Atem. Er konnte gefunden werden. Die Polizei erklärt, wie sie vorgeht.
Er ist einen ganzen Nachmittag lang verschwunden gewesen: Am Mittwoch kehrte ein neun Jahre alter Junge aus Mülheim-Speldorf mittags nicht wie gewohnt von seiner Schule am Blötter Weg nach Hause zurück. Die Polizei suchte ihn daraufhin mit einem Großaufgebot. Gefunden werden konnte der Junge schließlich am frühen Abend in Hattingen – dank Hinweisen aus der Bevölkerung.
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Aus welchem Grund und auf welchem Weg es den Neunjährigen bis in die gut 35 Kilometer entfernte Nachbarstadt verschlagen hat, wollte die Polizei auf Nachfrage nicht näher erläutern. Sicher ist: „Sind Kinder vermisst, wird bei uns in der Regel sofort der große Apparat aufgefahren, da werden alle Hebel in Bewegung gesetzt“, sagt Sonja Kochem, Pressesprecherin der Polizei Mülheim/Essen.
Vermisster Junge: Mülheimer Polizei hat Umfeld kontrolliert
Kontrolliert würden, ergänzt Pressesprecher Matthias Werk, „mit Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen vom Streifendienst, also mit ordentlich Manpower“, dabei auch mögliche Anlaufpunkte, die die Eltern wahrscheinlich selbst schon auf dem Schirm gehabt hatten: standardmäßig die Adressen von Verwandten und Freunden sowie Lieblingsorte in der Umgebung und natürlich der eigentliche Schulweg.
Denn: „Man kann ja unter Umständen auch in der Umgebung den Treffer haben. Vielleicht will ein Schulkind die Großeltern besuchen, sieht vorher den Spielplatz, entdeckt dort einen Freund – und bleibt dann da.“ Kontrolliert wird also großflächig immer auch das Umfeld. „Wir schauen uns vor Ort um und gucken, an welchen Stellen das Kind vielleicht aus bestimmten Gründen den üblichen Weg verlassen haben könnte.“
Polizei Mülheim hat auch den Helikopter eingesetzt
Je nach Umfeld – offene Felder beispielsweise, Waldgebiete, enge Wege – kommen neben Streifenwagen unter Umständen auch Beamte auf Motorrädern, Fahrrädern oder Mantrailer mit ausgebildeten Suchhunden zum Einsatz. Nach dem Jungen hat am Mittwoch in Speldorf auch die „Hummel“ gesucht – der Polizei-Helikopter. „Große Flächen kann ein Hubschrauber einfach viel schneller absuchen, als wenn wir zu Fuß mit einer Hundertschaft über ein Feld laufen würden.“ Entscheidend, welche Maßnahmen getroffen werden, sei letztlich immer der „Faktor Zeit“.
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Anders gesagt: Jeder Vermisstenfall ist einzigartig. Wann welche Entscheidung getroffen werden muss, hängt dabei von vielen Faktoren ab. So sei, erklärt Werk, nicht nur bei Kindern höchste Eile geboten, sondern beispielsweise auch bei einem demenzkranken Erwachsenen, bei Menschen mit geistiger Behinderung oder einer Person, die lebenswichtige Medikamente innerhalb einer bestimmten Zeit nehmen muss. „Immer, wenn wir es mit Personen ohne Orientierung zu tun haben, mit Menschen, die nicht wissen, wo sie sind und die sich unter Umständen auch nicht verständlich machen können, spielt der Zeitfaktor eine enorme Rolle.“
Öffentlichkeitsfahndung ist immer eine Einzelfallentscheidung
Hinzu kommen die jeweiligen Rahmenbedingungen. „Vermisstenfälle im Sommer sind etwas anderes als im Winter, wenn es früher dunkel wird und kalt ist. Hier besteht deutlich schneller Lebensgefahr als in einer lauen Sommernacht, in der es länger hell bleibt, und wir einfach auch mehr Zeit haben.“ Liege das Altenheim, aus dem ein demenzkranker Senior verschwunden sei, unmittelbar an der Ruhr, erhöhe das die Gefährdungslage noch einmal deutlicher als wenn das Heim mitten in der Stadt ist. „Deshalb können unsere Maßnahmen selbst bei ganz ähnlichen Fällen unterschiedlich ausfallen.“
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Bei dem Speldorfer Jungen sei am Mittwoch Eile geboten gewesen: Der Neunjährige spricht kein Deutsch, hat kein Handy und es drohte dunkel zu werden. Abgewogen werden müsse dann ab einem bestimmten Punkt auch, ob eine Öffentlichkeitsfahndung ausgeschrieben werde. „Hier müssen wir ganz genau abwägen, wie stark der Grundrechtseingriff ist und wie hoch der Nutzen. Gerade bei Kindern ist das ein probates Mittel und es hat ja jetzt auch zum Erfolg geführt.“
Matthias Werk ist dankbar für die regelmäßig große Unterstützung durch Bürgerinnen und Bürger in Vermisstenfällen – hat aber noch ein Anliegen: „Wichtig ist, dass sich die Menschen an den Meldeweg halten, den wir in unseren öffentlichen Fahndungsaufrufen vorgeben, wir nennen da meist eine konkrete Telefonnummer. Und wenn es dort bei einer öffentlichen Fahndung heißt, bitte nicht ansprechen, der Gesuchte ist gefährlich, dann bitte auch daran halten.“
In Vermisstenfällen sei es zudem enorm hilfreich, die Gesuchten – gerade Kinder oder Demenzkranke – nicht aus den Augen zu verlieren und anzusprechen. „Ich weiß aus meiner Streifendienstzeit, dass man Demenzkranke relativ leicht in ein freundliches Gespräch verwickeln kann.“ Und noch eine Bitte hat Werk: „Es hilft, eine Vermisstenmeldung in den sozialen Medien zu teilen. Aber wenn der Fall dann geklärt ist, sollte das Foto dazu auch wieder gelöscht werden, um denjenigen dann wieder aus der Öffentlichkeit zu nehmen.“
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