Mülheim. Offene Gewalt gegen Frau ist auch in Mülheim alltäglich. Jetzt liegen konkrete Zahlen vor, wie häufig es in der Öffentlichkeit zu Attacken kommt.
Dieser Gewaltausbruch hat viele Menschen in Mülheim erschüttert: Im vergangenen Herbst attackierte ein 40 Jahre alter Mann eine 42-Jährige in der Nähe der Haltestelle Stadtmitte – laut damaligen Schilderungen der Polizei aus dem Nichts, völlig unvermittelt. Brutal prügelte und trat er auf sein Opfer sei, durch die Schläge und Tritt gegen den Kopf erlitt die Mülheimerin lebensgefährliche Verletzungen. Der Mann, ebenfalls Mülheimer, konnte noch am Abend festgenommen werden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Motive für diesen brutalen Angriff sind bisher unklar. Die Ermittlungen sind laut der zuständigen Staatsanwältin fast abgeschlossen, es soll zeitnah über die Anklage entschieden werden.
Solche Vorfälle sind kein Einzelfall, immer wieder erleben Frauen auch in Mülheim gewalttätige Übergriffe auf offener Straße – wenngleich nicht immer in dieser Brutalität. So berichtete die Polizei im vergangenen Jahr beispielsweise über eine 17-Jährige, die am Hauptbahnhof von einem Mann mit einer glühenden Zigarette beworfen wurde. Im Rahmen des Festivals „Schön hier“ war im September eine 22-jährige Mülheimerin schwer verletzt worden.
- Die Lokalredaktion Mülheim ist jetzt auch bei Instagram vertreten! Folgen Sie hier unserem Account.
Der Mülheimer SPD-Abgeordnete Rodium Bakum hatte das Thema nach dem Vorfall in der Stadtmitte politisch aufgegriffen und eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Mittlerweile liegt die Antwort vor und sie liefert einen Überblick darüber, wie häufig Frauen in Mülheim im öffentlichen Raum gewalttätigen Attacken aufgesetzt sind.
Gewalt gegen Frauen: Zwei unterschiedliche Definitionen
Die Landesregierung unterscheidet bei den Zahlen zwischen zwei Kategorien von Straftaten, da es in der Kriminalstatistik keine feste Definition zum Begriff „Gewalttaten“ gibt. Die höchste Kategorie bildet die „Gewaltkriminalität“ – darunter fallen unter anderem Tötungsdelikte, Vergewaltigungen, Raubüberfälle, schwere Körperverletzungen, Entführungen und Geiselnahmen. Teil der Statistik sind außerdem Fälle, die der „vorsätzlichen, einfache Körperverletzung“ zugeordnet werden – darunter fallen zum Beispiel leichte Schläge oder Tritte.
Auch interessant
Die zweite Kategorie kommt in Mülheim häufiger vor: Im Jahr 2023 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) gab es insgesamt 88 bekannt gewordene Fälle in der Öffentlichkeit, bei der eine Frau angegriffen wurde – 52 davon wurden als einfache Körperverletzung gewertet, 36 als Gewaltkriminalität eingestuft. Damit erreichten die Zahlen 2023 einen Höchststand im Vergleich der vergangenen sechs Jahren, die bei der Auswertung berücksichtigt wurden.
Sicherheit in Mülheim: So sieht es die Landesregierung
Im Jahr 2022 waren es 82 Fälle (Gewaltkriminalität: 28/einfache Körperverletzung: 54), im Jahr 2018 verzeichneten die Behörden 81 Gewaltdelikte (35/46), 2019 waren es insgesamt 69 (29/40). In den beiden Haupt-Corona-Jahren wurden 2020 noch 75 Fälle (36/39) registriert, 2021 nur 54 (12/42). „Die Entwicklung der Fallzahlen der Gewaltstraftaten im öffentlichen Raum in Mülheim an der Ruhr zum Nachteil von Frauen aus den Jahren 2018 bis 2023 zeigt keinen signifikanten Anstieg“, fasst die Landesregierung in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage zusammen. Die Sicherheitslage sei stabil.
Das sieht auch das für Mülheim zuständige Polizeipräsidium Essen so. Es gebe keine besonders auffälligen Kriminalitätsschwerpunkte in der Stadt, teilte ein Sprecher auf Anfrage der Redaktion mit. Schon seit 2015 ist kein Viertel oder Straße in Mülheim nach der Definition des Polizeigesetzes als „gefährlicher Ort“ eingestuft.
Gewalt in Mülheim: Mehr zum Thema
- Häusliche Gewalt: „Gänzlich unbeschadet geht da niemand raus“
- Zu viel Bürokratie: „Ein System gegen Opfer und für Täter“
- Mülheimerin: „Ohne meinen Hund würde ich nicht mehr leben“
- Guineer in Mülheim angeschossen: Der Fall bleibt rätselhaft
- Mehr Sicherheitsmaßnahmen gegen Gewalt an Mülheims Kliniken
Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!
>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier geht es zu unserem Instagram-Account +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).