Mülheim. Prozess in Mülheim: Ein teures Smartphone, das seinen rechtmäßigen Besitzer nie erreichte, hat wohl zu mächtig Stress zwischen Barbieren geführt.

Ein Fall, der sich Mitte April des vergangenen Jahres im Bereich Amselstraße/Sunderweg auf der Heimaterde ereignet hatte, hat nun zwei Friseure vor das Amtsgericht Mülheim geführt.

Ausgangspunkt war, dass ein Ladeninhaber in Essen-Holsterhausen ein teures Smartphone bestellt hatte. Als der Paketbote es bringen wollte, war der Geschäftsmann aber nicht da. Er fand danach einen Hinweiszettel, dass das Gerät in einem benachbarten Barbershop abgegeben worden sei. Als der Mann zum Frisiersalon hinüberging, um das Päckchen abzuholen, wusste der 33-jährige Chef des Salons, Murat K., davon nichts. Er konfrontierte seinen Mitarbeiter, Osman H., der die Sendung entgegengenommen haben musste, mit der Sache. Der behauptete, er habe das Päckchen zwar angenommen, danach aber sofort vor der Tür des Nachbarladens abgelegt.

Video-Aufnahmen zeigten Mülheimer Friseur, dass sein Angestellter wohl gelogen hatte

Nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ sah sich der Friseurchef die Video-Aufnahmen seines Shops vom fraglichen Tag an. Dort war zu sehen, dass sein angestellter Friseur den Karton keineswegs zum Nachbargeschäft gebracht, sondern zunächst im Keller des Salons deponiert und nach Feierabend mitgenommen hatte. Der Zufall wollte, dass die Freundin des Chefs Wind davon bekam, dass wiederum die Freundin des verdächtigen Angestellten unmittelbar nach dem Verschwinden des Smartphones ein neues, baugleiches Gerät auf einer Social-Media-Plattform zum Verkauf anbot. Für den Chef stand nun fest: Sein Angestellter musste das Gerät unterschlagen haben.

Gemeinsam mit einem weiteren 23 Jahre alten Friseur aus seinem Salon wollte er dem mutmaßlich untreuen Mitarbeiter eine Falle stellen. Man zeigte sich unter anderem Namen an dem Gerät interessiert und vereinbarte ein Treffen auf Mülheimer Boden in der Amselstraße. In diese Verabredung klinkte sich auch noch ein junger Kunde des Salons ein, der die beiden Friseure mit einigen Bekannten als Verstärkung zum Treffpunkt begleiten wollte. Diese Aktion führte letztlich dazu, dass der Friseurchef und sein 23-jähriger Mitarbeiter sich die Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung einfingen.

Überraschenderweise tauchte plötzlich der Chef zur Übergabe des Handys auf

An der Amselstraße stellte Osman H., der dort mit seiner Freundin auf den unbekannten Kaufinteressenten wartete, zu seiner größten Überraschung fest, dass nicht irgendjemand, sondern sein Chef mit einer über mehrere Fahrzeuge verteilten Mannschaft auftauchte. Richterin Kathrin Strohschein hörte unterschiedliche Darstellungen darüber, was dann passiert sein soll.

Auch interessant

Die beiden Angeklagten nahmen für sich in Anspruch, in friedlicher Absicht zum Treffpunkt gefahren zu sein, um Osman H. mit ihrem Verdacht zu konfrontieren und das Smartphone einzufordern. Geschlagen hätten sie den Mitarbeiter nicht. Vielmehr sollte der junge Kunde, der mit einigen Bekannten hinter den Friseuren hergefahren sei, verrückt gespielt haben und Osman H. aus dem Wagen gezogen und angegriffen haben. „Der ist ausgetickt. Ich wollte das nicht“, so Murat K. „Ich hatte vorher allen gesagt, dass wir die Sache friedlich regeln.“ Der Friseurchef will mäßigend auf den Kunden eingewirkt haben, damit dieser seinen Angriff unterlässt, sich beruhigt. Die Freundin von Osman H. habe die ganze Zeit aufgeregt geschrien und geweint.

Bei Osman H. stellte die Polizei mehrere Verletzungen fest

Nach den Angeklagten wurden drei Unbeteiligte vernommen. Zwei Freunde (19 bzw. 21), die zur Tatzeit in einem angrenzenden Park gesessen und dort Reifenquietschen und Schreie gehört hatten, sowie ein 61-Jähriger, der von der U-Bahnstation „Eichbaum“ kommend den Bereich passiert hatte. Übereinstimmend erklärten alle drei Zeugen, ein Auto gesehen zu haben, das auf dem Sunderweg – dort hatte sich das Geschehen zwischenzeitlich hin verlagert – von mehreren anderen Wagen eingekeilt gewesen sei. Das Fahrzeug, mutmaßlich von Osman H., sei an der Wegfahrt gehindert gewesen. Mehrere Personen, so die Zeugen, hätten aggressiv auf einen Mann eingewirkt, der am Boden gelegen habe. Bei Osman H. wurden von der Polizei hinterher mehrere Verletzungen festgestellt.

Der Prozess vor dem Mülheimer Amtsgericht wird Ende Januar 2025 fortgesetzt.
Der Prozess vor dem Mülheimer Amtsgericht wird Ende Januar 2025 fortgesetzt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Wer aber nun was am Tatort gemacht hatte, konnten die Zeugen auch nicht mit Sicherheit sagen, nur dass es einen Tumult und eine aggressive Menschentraube gegeben habe. Der 61-Jährige präsentierte zur Verblüffung von Staatsanwaltschaft und Gericht zahlreiche Fotos vom Tatort und kippte eine Tüte mit Spielzeugautos aus, um darzustellen, wie die Situation vor Ort gewesen sei. Die Verhandlung wird Ende Januar fortgesetzt. Dann sollen unter anderem zwei Polizisten, der mutmaßlich gewalttätige Friseurkunde, der deswegen gesondert angeklagt ist, sowie Osman H. und dessen Freundin gehört werden.

Prozesse in Mülheim - Lesen Sie auch:

Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!

>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-VersionApple-Version).