Mülheim. Umbruch bei der Polizei in Mülheim: Das frühere Präsidium an der Von-Bock-Straße soll aufgegeben werden. Die Suche nach Alternativen läuft.

Erst kam im November die Schließung der Heißener Polizeiwache am Fünter Weg. Nur wenig später wurde gemeldet, dass die Wache in Dümpten ihre Pforten für immer schließt. Und mittlerweile verdichtet sich innerhalb wie außerhalb der Polizei das Gerücht, dass auch die Mülheimer Polizeihauptwache an der Von-Bock-Straße, das ehemalige Polizeipräsidium, ebenfalls geschlossen werden soll. Gibt die Polizei die Stadt endgültig auf? Die Redaktion ist dieser Frage nachgegangen.

Eine Anfrage beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW blieb bis heute gänzlich unbeantwortet und die Stadtverwaltung verweist kurz und knapp darauf, dass die Anfrage besser an die Polizei gerichtet werden solle. Von dort kommen tatsächlich etwas mehr Informationen – viele Details sind aber noch unklar.

Polizei plant in Mülheim ein neues Dienstgebäude

Wie Polizeipressesprecherin Sylvia Czapiewski mitteilt, ist tatsächlich die Aufgabe der Liegenschaft an der Von-Bock-Straße geplant. „Zum aktuellen Zeitpunkt können wir bestätigen, dass entsprechende Planungen für ein neues Dienstgebäude aufgenommen und im vergangenen Jahr auch Haushaltsmittel beantragt wurden“, so Czapiewski. Ein konkretes Datum sei aber noch nicht absehbar, ergänzt die Pressesprecherin noch. Schließlich sei über die nötigen Haushaltsmittel für einen Neubau noch nicht entschieden worden. Wenn der Finanzminister grünes Licht gibt, braucht es anschließend „ein europaweites Ausschreibungsverfahren“, in dem das günstigste Angebot den Zuschlag erhält.

Aus gut unterrichteten Kreisen kommt der Hinweis, dass man sich so schnell keine Sorgen machen müsse, dass bald keine Polizei mehr an der Von-Bock-Straße zu sehen sein werde. Das Land sei knapp bei Kasse, sodass ein Auszug noch reichlich auf sich warten lassen dürfte. Auch gäbe es passende Grundstücke nicht wie Sand am Meer, was den Weggang aus dem ehemaligen Präsidium ebenfalls kräftig ausbremsen würde. Bei einer Aufgabe der Liegenschaft sei zwar mit dem Weggang einiger zentralen Dienststellen nach Essen zu rechnen. Die Schutzpolizei werde aber sicherlich nicht das Stadtgebiet verlassen, hat die Redaktion erfahren.

Polizeikomplex an der Von-Bock-Straße war 1937 fertig

Der von Kämpchenstraße, Adolfstraße, Oberstraße und Von-Bock-Straße gerahmte Polizeikomplex wurde 1934 unter den Nationalsozialisten geplant, nachdem sich eine eher provisorische Unterbringung der Polizeizentrale in Räumlichkeiten der Deutschen Röhrenwerke (heute: Mannesmann AG) an der Wiesenstraße als unzweckmäßig erwiesen hatte. Im Winter 1935/36 wurde dann mit dem Neubau begonnen, dessen Richtfest mit Polizeiorchester und der gesamten Stadtprominenz gefeiert wurde. 1937 wurden die Bauten schließlich an das damalige Polizeiamt Mülheim übergeben. 190 Diensträume, 16 Garagen, 16 Gewahrsamszellen und eine eigene Fahrzeug-Werkstatt standen auf 6000 Quadratmetern zur Verfügung.

Ein Bild aus den Anfangstagen des Polizeistandortes an der Von-Bock-Straße in Mülheim: Eine Parade der Schutzpolizei anlässlich des Richtfests des Polizeiamts am 4. März 1937.
Ein Bild aus den Anfangstagen des Polizeistandortes an der Von-Bock-Straße in Mülheim: Eine Parade der Schutzpolizei anlässlich des Richtfests des Polizeiamts am 4. März 1937. © WAZ | Archiv

Die Mülheimer Polizei war seinerzeit nicht selbstständig, sondern Teil des Präsidiums Oberhausen. Erst unter den Alliierten wurde Mülheim nach dem Zweiten Weltkrieg als sogenannte Stadtkreis-Polizei selbstständig, weil Polizeibehörden damals auf Anordnung der britischen Militärregierung nur noch auf lokaler Ebene vorhanden sein durften. Allerdings wurde Mülheim erst 1983 zu einem Polizeipräsidium aufgewertet, 2007 verlor die hiesige Polizei abermals ihre Eigenständigkeit und wurde vom Polizeipräsidium Essen übernommen. Die historischen Bauten an der Von-Bock-Straße, die in knapp 90 Jahren viel gesehen haben, wurden wieder zu einer Hauptwache zurückgestuft.

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