Mülheim. Wie lange man zum nächsten Supermarkt oder zum Hausarzt braucht, hängt in Mülheim vom Wohnort ab. Ein Stadtteil ist besonders auffällig.

Wer in der Stadtmitte oder der Altstadt wohnt, der ist besonders schnell beim Hausarzt oder im nächsten Supermarkt – und braucht dafür kein Auto. Kein Bereich in Mülheim schneidet in der großen Studie zur Daseinsvorsorge des Regionalverbandes Ruhr so gut ab. Stadtmitte und Altstadt kommen in einem von den RVR-Experten erstellen Index auf einen Wert von 69,8 – dahinter folgen Speldorf (65,7), Dümpten (61,6), Broich (61,1) und Styrum (60,4).

Der nach Relevanz und Frequentierung gewichtete Index gibt an, wie gut ein Stadtteil mit den Einrichtungen des täglichen Bedarfs ausgestattet ist. Schlusslichter in Mülheim sind Raadt (7) und der kleine Ortsteil Ickten (3,4), der aber im Wesentlichen aus einzelnen Bauernhöfen und Wohnhäusern besteht. Das ebenfalls ländlich geprägte Mintard ist nicht separat betrachtet worden, sondern wird Saarn zugerechnet (57,4). Der RVR hält sich nicht immer nicht an die offiziellen Stadtteilbereiche, sondern betrachtet die Ortsteile zum Teil kleinräumiger.

Wie langen brauchen Mülheimer zu Fuß?

Konkret hat der RVR für seine Studie unter anderem die durchschnittlichen Entfernungen ermittelt, die Menschen in den Stadt- und Ortsteilen benötigen, um zu Fuß die wesentlichen Einrichtungen der Daseinsvorsorge zu erreichen. Dazu gerechnet werden Supermärkte, Postfilialen, Apotheken, Haus-, Kinder- und Zahnärzte, Kindertagesstätten, Grundschulen, Bus- oder Straßenbahnhaltestelle sowie wie Bahnhöfe beziehungsweise Haltepunkte für den Schienenverkehr. „In den meisten Fällen ist die Versorgungssituation in Mülheim sehr gut“, fasst Dennis Hardt, aus dem Referat Regionalentwicklung des RVR, zusammen. Doch es gibt Ausnahmen.

Der Regionalverband hat der Redaktion auf Anfrage weitere Daten zur Verfügung gestellt, die über die Ergebnisse der öffentlich zugänglichen Studie hinausgehen. Sie geben die durchschnittliche Zeit an, die Mülheimerinnen und Mülheimer in ihren Stadt- und Ortsteilen zu den Einrichtungen benötigen – und zwar zu Fuß. Die Unterschiede sind dabei zum Teil groß. Wir geben nachfolgend einige Beispielwerte an – Ickten lassen wir außen vor, da die dünn besiedelte Ortschaft in fast allen Kategorien teils mit großem Abstand den letzten Platz belegt.

Alltagswege in Mülheim: Große Unterschiede in den Stadtteilen

So brauchen die Menschen in der Stadtmitte im Schnitt 7:12 Minuten zum nächsten Supermarkt, in Dümpten sind es 8:15 Minuten, in Saarn 10:24 Minuten – in Raadt ist man hingegen mehr als eine halbe Stunde (32:17 Minuten) unterwegs, wenn man Lebensmittel einkaufen und auf eine Autofahrt verzichten möchte. Wichtig zu wissen: Der RVR geht davon aus, dass die Menschen im Schnitt fünf Kilometer pro Stunde zurücklegen.

Etwas überraschend fällt das Ergebnis beim Weg zur Postfiliale aus: Hier schneidet Selbeck am besten ab (6:53 Minuten), Heißen, Dümpten, Styrum, Stadtmitte, Saarn, Fulerum und Broich liegen im Bereich zwischen 10 und 15 Minuten – Raadt fällt hingegen wieder deutlich ab (31:37 Minuten).

Zur nächsten Bushaltestelle ist es in Mülheim nie weit – selbst die wenigen Icktener können den Weg zu Fuß schnell schaffen. Das gilt für alle anderen Kategorien in dem Ortsteil nicht.
Zur nächsten Bushaltestelle ist es in Mülheim nie weit – selbst die wenigen Icktener können den Weg zu Fuß schnell schaffen. Das gilt für alle anderen Kategorien in dem Ortsteil nicht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der kleine Mülheimer Ortsteil am Flughafen weist im Prinzip gar keine Einrichtungen der Daseinsvorsorge auf, die fußläufig gut zu erreichen sind. Lediglich zur nächsten Bushaltestelle sind es für Raadter nur 4:16 Minuten, in dieser Kategorie sind aber alle Bereiche der Stadt gut angebunden, inklusive Ickten. Ansonsten brauchen die Raadter fast immer eine halbe Stunde – zum Kinderarzt sind es sogar 53:31 Minuten. Auf einen ähnlich schlechten Wert kommt Selbeck (51:12 Minuten), die kürzesten Wege haben Eltern und Kinder hingegen in Speldorf (9:30 Minuten).

Weg zum nächsten Bahnhof

Eine Besonderheit bilden die Haltepunkte des Schienenverkehrs, also für S-Bahnen und Regionalzüge. Davon gibt es in Mülheim bekanntlich nur drei (Hauptbahnhof, West und Styrum). Im letztgenannten Stadtteil sind die Wege am kürzesten, Styrumer und Styrumerinnen brauchen durchschnittlich 11.30 Uhr bis zum dortigen Bahnhof. Hier schneiden auch dichter besiedelte Stadtteile schlechter ab als in den anderen Kategorien der Daseinsvorsorge: In Saarn läuft man 52:55 Minuten, in Speldorf (43:32 Minuten), in Dümpten (40:48 Minuten), in Broich (35:32 Minuten) und in Heißen (35:32). Die Innenstadt kommt auf 16:40 Minuten, Selbeck bildet mit 58:33 das Schlusslicht, sogar hinter Ickten.

Bei den Hausärzten erreicht Speldorf (5:49 Minuten) ebenfalls das beste Ergebnis, knapp dahinter folgen die Stadtmitte, Dümpten, Heißen, Broich, Selbeck, Fulerum und Saarn (jeweils zwischen 6 und 8 Minuten). Auffällig ist hier Styrum, mit 12:01 Minuten ist der durchschnittliche Weg deutlich weiter als in den anderen dicht besiedelten Stadtteilen. Fehlen unter den Medizin-Kategorien noch die Zahnärzte: Hier schafft es Styrum wiederum auf Platz zwei (6:50 Minuten), nur die Stadtmitte ist besser (6:19 Minuten) – ansonsten gibt es eher wenig Überraschungen.

Wer in Raadt wohnt, hat es in Mülheim in der Regel besonders weit.
Wer in Raadt wohnt, hat es in Mülheim in der Regel besonders weit. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Bei den Apotheken haben erneut die Speldorferinnen und Speldorfer die kürzesten Wege (5:59 Minuten), gefolgt von Fulerum und Dümpten. Wieder fällt Raadt ab (31:58 Minuten), auch in Menden (23:32 Minuten) und Selbeck (18:42 Minuten) muss man schon einen längeren Spaziergang einplanen, wenn man zu Fuß ein Rezept einlösen möchte.

Bleiben noch die grundlegenden Bildungseinrichtungen für Kinder – ausgewertet hat der Regionalverband hier nur Kitas und Grundschulen, weiterführende Schulen bleiben außen vor. Bei den Grundschulen liegen alle dichter besiedelten Stadtteile unter einer Wegzeit von 12 Minuten, den Bestwert von 6:45 Minuten erreicht erneut die Innenstadt, den schlechtesten wiederum Raadt (28:05 Minuten). Nochmal kürzer sind die Strecken zu den Kindergärten, in der Stadtmitte brauchen Eltern (wenn denn die Kinder schnell genug laufen können) nur knapp über 4 Minuten, ansonsten maximal 7 Minuten in den Ballungsgebieten – Ausnahmen bilden Menden (15:56 Minuten) und natürlich Raadt (19:49 Minuten).

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