Mülheim. Noch immer platzen Kinderarzt-Praxen aus allen Nähten. Deshalb appellieren Mülheims Ärzte an Eltern, mit kranken Kindern Alternativen zu suchen.
Ungewöhnlich viele Kinder sind derzeit krank und brauchen länger, um wieder gesund zu werden. Weil das die Kinderarzt-Praxen an ihr Limit bringt, richten Ärzte aus Mülheim nun den Appell an Eltern, mit kranken Kindern auch auf Hausarzt-Praxen und den allgemeinärztlichen Notdienst auszuweichen und so die angespannte Lage zu entzerren.
„Hausärzte sind in der Lage, Kinder und Jugendliche ab einem bestimmten Alter zu betreuen und die Praxen der Kinderärzte damit zu entlasten“, verdeutlicht Dr. Stephan von Lackum, Hausarzt und Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Mülheim. Dass viele Eltern derzeit – auch aufgeschreckt durch das kursierende Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) – häufiger mit ihrem Nachwuchs die Kinderärztinnen und -ärzte aufsuchen, verursache die enorme Überbelastung.
Eltern können mit Kindern auch die Notdienstpraxis am St. Marien-Hospital aufsuchen
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Auch die Notdienstpraxis am St. Marien-Hospital könne mit kranken Kindern angesteuert werden, macht der Mediziner Müttern und Vätern Mut, im Notfall von der gewohnten Kinderarztpraxis oder der Kinder-Notaufnahme am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen abzuweichen. Und auch den Kinderkrankenschein, den Eltern bekommen können, die zu Hause ein krankes Kind betreuen müssen, können Hausarztpraxen ausstellen, betont von Lackum.
Dr. Olaf Kaiser, Obmann für Mülheim im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), fügt dem Appell noch eine weitere Bitte hinzu: „Eltern sollten mit Kindern, die nur einen leichten Infekt haben, nicht unbedingt in die Kinderarztpraxis kommen.“ Kinder, die nicht besorgniserregend krank sind, seien zu Hause am besten aufgehoben, so der Mediziner.
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Schulen bräuchten zudem kein Attest, wenn erkrankte Schülerinnen und Schüler dem Unterricht fernbleiben, betont Kaiser, der sagt: „Kinder mit fieberfreiem Infekt können problemlos zu einem Hausarzt gehen.“ Sei das Fieber überwunden, huste das Kind aber noch, müsse der kleine Patient in der Regel gar nicht zum Arzt. Säuglinge, Kleinkinder und Kindergartenkinder seien im Zweifel aber besser beim Kinderarzt vorzustellen.