Mülheim. In exponierter Altstadt-Lage steht ein altes Wohn- und Geschäftshaus zum Verkauf. Geht ein Stück Historie verloren oder investiert ein Liebhaber?
Es ist ein Grundstück an exponierter Stelle der Mülheimer Altstadt, gelegen zwischen den Traditionsgaststätten der Kortumstube und der Schatulle: Das Haus am Muhrenkamp 2, wo einst die beliebte Buchhandlung Tara beheimatet war, steht nach mehr als vier Jahren Leerstand zum Verkauf. Eine stolze Summe ist dafür ausgerufen. Eine stolze Summe aber wäre auch draufzupacken, um das alte Gebäude zu retten. Die Frage: Findet sich ein Liebhaber, der bereit ist, viel Geld in die Hand zu nehmen, um das Schmuckstück zu erhalten? Oder läuft es auf Abriss und Neubau hinaus?
Die frisch angebrachten Verkaufsschilder der als Maklerin tätigen Deutschen Bank dürften wohl einige neugierige Blicke auch bei Besuchern des Adventsmarktes auf das Wohn- und Geschäftshaus lenken. Laut Makler Dimitri Kaboth ist ein Preis in Höhe von 349.000 Euro aufgerufen für das nur 290 Quadratmeter große Altstadt-Grundstück; ein Bodenrichtwert von 560 Euro/m² sei ausgewiesen.
- Die Lokalredaktion Mülheim ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: Hier geht‘s direkt zum Channel.
Altes Haus in Mülheims Altstadt beheimatete lange eine beliebte Buchhandlung
Auch interessant
An diesem Morgen hat Kaboth die Schlüssel für die Immobilie in der Jackentasche. Er, der selbst in Nähe der Altstadt wohnt, weiß, dass das Gebäude, das er gerade im Auftrag des Eigentümers an eine Käuferin oder oder einen Käufer vermitteln soll, „generationenübergreifend bekannt“ sein dürfte. Es steht leer, nachdem Klaus Uwe Weinert im Corona-Jahr 2020 seine beliebte esoterische Buchhandlung Tara dort geschlossen hat. 20 Jahre zuvor hatte es der heutige Eigentümer von der Witwe eines orthopädischen Schuhmeisters erworben, der dort sein Geschäft unterhielt und auch mit seiner Familie gewohnt hatte.
Noch vor der alten Eingangstür zum Ladenlokal blickt Kaboth links und rechts die schöne Altstadtgasse entlang. Kortumstube, Schatulle, das neue Café Superette - „das hier könnte echt ein neuer Spot werden“, sagt der junge Makler. Vielleicht, so meint er, wäre ja hier im Fußgängerbereich der Altstadt genau der richtige Ort, um den Wein-Trend in Mülheim mit den Erfolgsformaten „Wein doch“ oder dem Wallstraßen-Fest „Schön hier“ aufzugreifen und ein Weinlokal zu eröffnen...
Altstadt-Haus in Mülheim: „Die Vermarktung wird mit Sicherheit anspruchsvoll“
„Ich habe schon oft mitbekommen, dass Mülheimer sich fragen, was wohl mit dem Objekt in Zukunft passiert“, so Kaboth. „Hier kann vieles entstehen, zum Beispiel ein neues Restaurant, Café oder alternativ Wohnraum.“ Gleichwohl weiß er: „Die Vermarktung wird mit Sicherheit anspruchsvoll.“
„Hier kann vieles entstehen, zum Beispiel ein neues Restaurant, Café oder alternativ Wohnraum.“
Das beweist sich, als der Schlüssel umgedreht und Kaboth zur Besichtigung des Hauses ins Innere führt. „Es ist halt ein Projekt“, umschreibt Kaboth an den Werbeslogan einer großen Baumartkette das, was in Immobilienanzeigen oftmals mit dem Label „Für Handwerker“ nett umschrieben ist: Hier wäre eine Kernsanierung nötig, um aus Ladenlokal und Räumen darüber wieder etwas werden zu lassen. Feuchtigkeit und Schimmel haben sich hier und dort breitgemacht, Decken und Böden wölben sich, sind marode. Hier und da bröselt es, blitzen Risse Wände hoch und runter. Die Hausinstallation: anno dazumal. Et cetera pp.
„Cooler schnitt“ des Ladenlokals im Erdgeschoss des Mülheimer Altbaus
Der aufgerufene Kaufpreis spiegelt mehr die Lage und den Grundstückswert als das, was dort steht. Das Baujahr taxiert Kaboth auf circa 1900. Vorkriegsunterlagen waren nicht mehr aufzutreiben. Ein Gang durchs Haus zeigt, dass Vorbesitzer immer mal wieder um- und angebaut haben müssen. Immer wieder gibt es Zwischenebenen, es ist verwinkelt, es tun sich überraschend immer wieder neue Räume auf, deren Wände in allerlei Pastellfarben daherkommen, auch mal ein Delfin zeigen. Steht man zum ersten Mal drin, weiß man kaum noch, wie man alleine wieder zum Hauseingang finden würde. Gar drei Spitzböden gibt es, mal einfacher, mal mit mehr Aufwand zu erreichen.
„Ich war jetzt fünf Mal drin, so langsam verstehe ich das Haus“, sagt Kaboth und lacht. „Cool“ findet er den Schnitt im Erdgeschoss, im ehemaligen Buchladen. Im hinteren Bereich gibt es eine Theke, die zur Küche einer schicken Gastronomie werden könnte.
Kein Denkmalschutz: Auch ein Neubau in Mülheims Altstadt ist denkbar
Ein Käufer hätte alle Optionen, frohlockt der Makler. Da das Haus und sein Garagen-Anbau nicht unter Denkmalschutz stünden, seien an prominenter Stelle in der Altstadt auch Abriss und Neubau möglich. Anfang des Jahrtausends sei eine Bauvoranfrage für ein Zweifamilienhaus seitens der Stadtverwaltung auch mal positiv beschieden worden. Gleichwohl bleibe es Aufgabe eines potenziellen Käufers, sich zu baulichen Dingen mit dem Bauamt ins Benehmen zu setzen.
Noch mehr Bilder aus dem Haus in Mülheims Altstadt
Stadtentwicklung in Mülheim - lesen Sie auch:
- Ruhrbania reloaded: Stadt kommt nun mit abgespecktem Paket
- Parkstadt: Stadt Mülheim bremst Investor Soravia vorerst aus
- Trotz Kritik an Koalition: Rat besiegelt Ja zum Flughafen
- Vallourec-Areal: Das sind Mülheims Pläne für neue Straßen
- Investor will inmitten Mülheims neuen Gewerbepark schaffen
- Abriss an Mülheims Hafen: Was ein Investor dort bauen will
- Projekt Mülheim-West: Stadt nimmt erste Teilfläche ins Visier
- Mülheims Hauptpost-Areal: Das sind die Spannungsfelder
Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!
>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).