Mülheim. Felix Klieser und das Württemberg Kammerorchester Heilbronn in der Mülheimer Stadthalle. Ausnahmemusiker geht offensiv mit seiner Behinderung um.
Festlich tönte es aus England, Frankreich, Italien und Deutschland: Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter seinem frisch gebackenen Chefdirigenten Risto Joost sorgte beim Sinfoniekonzert in der vollbesetzten Stadthalle gemeinsam mit dem Hornisten Felix Klieser für einen stimmungsvollen Abend zwischen Weihnachtsliedern und Corelli-Concerto.
Es war das persönlich zusammengestellte Weihnachtsprogramm des Solisten mit seinen Lieblingsstücken in neuem Gewand, arrangiert nämlich für Horn und Orchester. Ungewohnt mochte das sein, wenn die Arie „Bereite dich, Zion“ aus Bachs Weihnachtsoratorium nicht von einer Altistin gesungen wird, sondern von „Alex“ schmelzend geblasen.
Mülheimer merkten schnell: Geht nicht, gibt’s nicht bei Felix Klieser
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So nennt Felix Klieser sein Instrument, eine Spezialanfertigung auf einem fest montierten Ständer samt Stütze für die Ferse, denn der ohne Arme geborene Hornist bedient die Ventile des Horns mit dem linken Fuß. Und die rechte Hand, die eigentlich im Schalltrichter liegt und die Stopftechnik für die Anpassung der Klangfarben besorgt? Da gäbe es zum Ausgleich „50 Parameter“, erklärt Klieser im Einführungsgespräch, um die Modulation über Atemtechnik und Lippenspannung zu erreichen. Geht nicht, gibt’s nicht bei diesem Ausnahmemusiker, der offensiv mit seiner Behinderung umgeht, neben seinen Konzerten Bücher schreibt und Motivationstraining betreibt.
Und der seinem Horn so wunderbare Wärme und Legato-Kantabilität entlockt, dass Telemanns „Jesu, komm in meine Seele“ zur Andacht gerät. Melodisch weich strömend wie ein Alphorn wird Adolphe Adams „Cantique de Noël“ zum reinen Wohllaut, während die Trompetenarie „Großer Herr, o starker König“ zum virtuosen Horngesang mutiert.
Württembergisches Kammerorchester bewies seine Güteklasse
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Das Württembergische Kammerorchester wusste seinerseits den orchestralen Rahmen ebenso inspiriert wie filigran ausgeformt abzustecken und seine Güteklasse zu unterstreichen, hier mit einer dramatisch ambitionierten Sinfonie von Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel, dort mit dem berühmten Weihnachtskonzert von Corelli, das sich die zärtliche Pastorale „per la notte di natale“ nach Feierlichkeit und Fugato-Feuer bis zum Schlusssatz aufhebt.
Fast eine Uraufführung wurde schließlich das nach Mozarts Hornquintett von Cellist Georg Oyen eingerichtete Concertino für Horn und Streicher. Da ließ Klieser seinen Alex üppig aufblühen, schmettern und mit flinken Zehen virtuos funkeln. Und nachdem das Publikum schon zwischendurch mal leise mitsummte, durfte es in das zugegebene „O du fröhliche“ nach Herzenslust mit einstimmen.
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