Mülheim. Es gibt viele digitale Lehrmaterialien für den Instrumentalunterricht. „Digital-Agenten“ in der Mülheimer Musikschule checken sie gründlich.

„Memory“ kennt jeder. Dass es das Spiel auch in einer Hörvariante gibt, wissen nur wenige. Tippt man ein Kärtchen auf dem Tablet an, ertönt eine kurze Melodie. Nun gilt es, unter elf weitere Karten das Pendant zu finden, das genauso klingt. Dazu berührt man irgendein weiteres kleines Quadrat. Stimmt die Musiksequenz mit der vorherigen überein, bekommt man einen Punkt, ansonsten ist der oder die Nächste dran.

„Die Drei- bis Vierjähigen sind ganz heiß auf dieses Spiel“, wissen Udo Schwartz und Holger Koch, Verwaltungsleiter und Lehrer für Tasteninstrumente an der Städtischen Musikschule. Man könne es gut in der Elementaren Musikpädagogik (ab zwei Jahren) einsetzen – einfach mal zehn Minuten damit spielen. „Es fördert das aufmerksame Hören, die Konzentration und den Spaß an der Musik. Außerdem lernen die Kinder, wie die verschiedenen Instrumente klingen.“

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„Es gibt fantastische Sachen, aber auch viel Schrott im Netz“

Digitale Medien im Musikunterricht? Die klassische Instrumentallehre könne damit bereichert und aufgelockert werden, erklären die beiden technikaffinen Männer. Sie sind mit einem Spezialauftrag unterwegs, betraut von der Musikschulleitung und dem Landesverband der Musikschulen, finanziell gefördert vom Land NRW. Als „Digitalagenten“ sollen sie nach Hardware und Software fahnden, die man zum Erlernen eines Instrumentes gut nutzen kann. „Es gibt fantastische Sachen, aber auch viel Schrott in Netz, Lehr- und Lernmaterial, das man als Musiklehrer oder -schüler erstmal nicht einordnen kann“, weiß Celia Spielmann, Leiterin der Mülheimer Musikschule. Und Udo Schwartz erläutert: „Wir versuchen, aus einem Wust an Apps, Tutorials und anderer Software herauszufiltern, was wirklich hochwertig und hilfreich ist.“

Neue digitale Angebote für den Musikunterricht werden in der Musikschule Mülheim getestet.
Neue digitale Angebote für den Musikunterricht werden in der Musikschule Mülheim getestet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mit den Corona-Lockdowns fing eigentlich alles an. „Damals haben wir uns die Frage stellen müssen: Wie können wir den Unterricht digital gestalten?“, erinnert sich Udo Schwartz. Es war der Anfang eines Prozesses, der den Musikunterricht verändert hat, der mittlerweile so viele digitale Lehr- und Lernmaterialien hervorgebracht hat, dass selbst die Musikpädagogen den Überblick verloren haben. Hier setzen Schwartz, Koch und ihr Kollege Bozidar Jovanovic (Klavier- und Keyboardlehrer) an. Sie checken die Angebote. beraten die Kollegen, laden zu Fortbildungen ein, unterstützen beim Installieren und der Anwendung der Software, usw.

Mülheimer Musikschule verfügt über moderne Hard- und Software

„Zunächst einmal hat die Musikschuloffensive aber auch dazu geführt, dass wir moderne Hardware bekommen haben. Tablets, Laptops, Smartboards, Videokonferenzsysteme mit speziellen Kameras, hochwertige Mikrofone, USB-Sticks und vieles mehr. Wir sind jetzt wirklich sehr gut ausgestattet“, sagt Celia Spielmann. Es gibt nun auch eine zentrale, digitale Info-Pinwand, auf die jede Lehrkraft und jeder Lernende zugreifen kann. Ähnliche Kommunikationsplattformen existieren auch für die einzelnen Orchester.

Spielerisch lässt sich der Spaß am Musik machen fördern und erhalten,.
Spielerisch lässt sich der Spaß am Musik machen fördern und erhalten,. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Digital-Agenten können mit einem gewissen Stundenumfang agieren, sie sind eigens für ihren Job geschult worden. Holger Koch, auch Leiter des Tonstudios in der Musikschule, ist begeistert bei der Sache. Er zeigt auf seinem Tablet „Playground“, eine kostenlose Einstiegs-App, mit der kleinere Kinder spielerisch Klänge erzeugen können. Eher für fortgeschrittene Musikschüler ist der „Amazing Slowdowner“ gedacht. Man kann das Programm zum Covern von Rock- oder Popsongs nutzen, das digital erzeugte Playback zum Üben langsamer abspielen lassen. Es gibt Apps, die Notenlesen lehren, die das Stimmen des Instrumentes ermöglichen, mit denen man Gehörbildung betreiben kann, uvm. Manche Einstiegsversion ist sogar kostenlos zu haben.

Mülheimer Musiklehrer und -schüler sind offen gegenüber neuen Methoden

„Wir können digitale Angebote in der Unterrichtstunde einsetzen, aber sehr sinnvoll sind sie auch für das Üben Zuhause. Man kann den Kindern beispielsweise kleine Videos zur Verfügung stellen. Sie können dann zusammen mit den Musikern im Film musizieren“, so Koch und Schwartz. Das mache mehr Spaß als alleine zu üben. Die neuen Methoden ermöglichten es insgesamt, die Lernenden „noch besser ganz individuell zu fördern“. Lehrer wie Schüler seien „offen für spannende digitale Angebote“.

Können Apps, Tutorials und Co. – vielleicht sogar einmal ein Roboter (KI) – also die Klavierlehrerin oder den Gitarrenlehrer ersetzen? „Auf keinen Fall“, sagen die Digital-Agenten. Wer versuche, sich das Spielen eines Instrumentes autodidaktisch auf digitalem Wege beizubringen, gelange nur bis zu einem bestimmten Punkt. Er laufe auch Gefahr, sich etwas Falsches anzutrainieren. „Wir brauchen die Musiklehrer. Wenn es an die Feinheiten der Spieltechnik und der Interpretation geht, ist persönlicher Rat unerlässlich.“ Außerdem spiele beim Musizieren auch das soziale Miteinander eine wichtige Rolle, in der Musikschule finde man Gleichgesinnte, könne in Ensembles spielen, knüpfe auch Freundschaften.

Mülheimer Musikschule jetzt auch auf Instagram und Youtube vertreten

Damit möglichst viele Kinder und Jugendliche den Weg zur Musikschule finden, haben die Digital-Agenten auch Social-Media-Kanäle eingerichtet. „Wir können nun zielgruppenspezifisch Werbung machen. Auf Instagram und über Youtube (beispielsweise mit Instrumentenportraits) erreichen wir Kinder und junge Leute besser, können unsere Veranstaltungen ankündigen und unsere Arbeit vorstellen.“ Wer nun neugierig geworden ist, kann nachschauen unter: www.instagram.com/musikschule_mh/ oder www.youtube.com/@MusikschuleMuelheim oder kultur.muelheim-ruhr.de/musikschule

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