Mülheim. Die Volontärin backt im Akkord, der Politik-Reporter schwört auf Omas Improvisation. Und ein Rezept hat gar die Flucht aus Ostpreußen erlebt.
Der Duft von frischgebackenen Plätzchen gehört für viele untrennbar zur Vorweihnachtszeit. Doch hinter jeder Keksdose steckt nicht nur ein Rezept, sondern auch eine Geschichte – sei es die Tradition, die über Generationen weitergegeben wird, oder der Moment, in dem man mit der Familie in der Küche steht.
Wir blicken hinter die Kulissen und teilen nicht nur unsere liebsten Plätzchenrezepte aus der Redaktion, sondern auch die ganz persönlichen Geschichten, die sich um das gemeinsame Backen ranken. Denn oft sind es die kleinen Momente, die den Geschmack von Weihnachten besonders machen.
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3-2-1 Mürbeteig-Rezept (von Tamara Tadsen)
Jedes Jahr backe ich ein Wochenende lang im Dezember meine Plätzchen. Immer nach Totensonntag. Denn dann beginnt die Weihnachtszeit erst für mich – auch wenn man Lebkuchen schon im September kaufen kann und die Weihnachtsmärkte gefühlt immer früher öffnen. Ich nehme mir dann zwei komplette Tage Zeit, von morgens bis abends. Der Schlaf kommt dabei an letzter Stelle.
Meine Küche ist ein Schlachtfeld aus Mehl, Eiern und geschmolzener Schokolade. Über Stunden wird geknetet, gebacken und verziert. Ein Jahr, da habe ich knapp zehn Kilogramm produziert. Während meiner Backwut höre ich nur das MTV-Unplugged-Album der Band Mando Diao – auf Dauerschleife. Bis ich fertig bin. Und eine Wahrheit muss ich noch beichten: Ich mag Kekse eigentlich gar nicht. Mir gefällt nur das Backen.
„Ich mag Kekse eigentlich gar nicht. Nur das Backen.“
Die Zutaten: 300 g Mehl, 200 g Butter, 100 g Zucker, 1 Ei, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Prise Salz. Verschiedene Ausstechformen, Schokolade und alles zum Verzieren (Perlen, Streusel, Glitzer, Mandelstifte, etc.).
Zubereitung: 3. 2. 1. Auf die Plätzchen, fertig, los! Alle Zutaten werden gut miteinander vermengt und geknetet, bis eine Teigkugel entsteht. Diese dann für ein paar Stunden in den Kühlschrank legen – oder über Nacht. Die Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben und den Mürbeteig ausrollen. Mit verschiedenen Formen die Kekse ausstechen. Im Backofen bei 180 Grad für etwa 10 Minuten backen. Sobald die Plätzchen abgekühlt sind, können sie mit Schokolade und bunten Streuseln nach Belieben verziert werden.
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Schoko-Crossies (von Tamara Tadsen)
Die Zutaten: 120 g Cornflakes, 120 g Mandelstifte, 300 g Vollmilchkuvertüre, eine große Schüssel, Backpapier.
Zubereitung: Da meine Familie etwas wahnsinnig ist und Schoko-Crossies liebt, richte ich mich weniger an die Gramm-Angaben, sondern beachte das Mischverhältnis. Die Schokolade im Wasserbad schmelzen. In einer großen Schüssel Cornflakes und Mandelstifte nach und nach hinzufügen und verrühren, bis alles mit Schokolade überzogen ist. Mit zwei Löffeln Häufchen formen, auf Backpapier legen und abkühlen lassen. Mein Tipp: Schokocrossies einfach zum Abkühlen nach draußen stellen – geht besonders schnell.
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Allerbeste Zimtsterne – ever (von Dennis Vollmer)
„Oh Graus!“, in der Backstube. Der komplette Teig für Omas Zimtsterne dahin: Die Mandeln, der Puderzucker, der Zimt und das Eiweiß wollen sich nicht zu einem festen Teig versöhnen. Alles schwimmt irgendwie zusammenhanglos in der Rührschüssel. Oma perplex, der Sechsjährige frustriert – there goes Christmas. Aber findig, wie Omas so sind, zaubert „Omi“ ein Paket Oblaten aus dem weißen Holzküchenschrank. Die dienten dem Sechsjährigen bislang immer für heimliche wissenschaftliche Forschungsprojekte - um herauszufinden, warum so viele in der Kirche für den „Leib Christi“ anstehen, obwohl er so unbekömmlich fad schmeckt und sich nach kurzer Zeit nur mit Zitronensprudel vom Gaumen trennen lässt.
Nun aber dienen die Oblaten als Träger für die schlappe Teigmasse. Omi und der Sechsjährige klecksen das Zeug einfach drauf, auf den Guss wird verzichtet. Das Backofenfernsehen startet bei etwa 120 Grad mit einem lehrreichen Experiment, denn der Teig beginnt zu wachsen, bis er nach etwa 20 Minuten seine Grenzen erreicht hat und fest wird. Und direkt in den Mund damit. Ergebnis: Eine Geschmacksexplosion aus Mandelstücken und Zimt bricht sich nach dem Knacken der Baiser-artigen Hülle die Bahn auf der Zunge – die allerbesten Zimtsterne ever. Nur leider nicht rekonstruierbar.
Wer nicht, wie Dennis Vollmers Oma, improvisieren mag, kann auch Zimtsterne nach folgender Anleitung zubereiten:
Die (zweitbesten) himmlischen Zimtsterne zum Nachbacken
Die Zutaten: 500 g gemahlene Mandeln, 300 g Puderzucker, 2 Teelöffel Zimtpulver, 2 Eiweiß, 2 Esslöffel Mandellikör und etwas Puderzucker für die Arbeitsfläche. Für die Glasur benötigen Sie 1 Eiweiß und 125 g Puderzucker.
Zubereitung: Eine klebrige Angelegenheit: Mandeln, Puderzucker und Zimt mischen. Eiweiß und Mandellikör zugeben, alles verrühren und zu einem glatten Teig kneten. Den Teig portionsweise auf Puderzucker etwa 1 cm dick ausrollen, Sterne ausstechen und auf ein Backblech legen, dabei den Ausstecher in Puderzucker tauchen. Für die Glasur Eiweiß steif schlagen, Puderzucker einrühren, Sterne bepinseln und bei 150 °C (Ober-/Unterhitze) auf der untersten Schiene 10–15 Minuten backen.
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Kokosmakronen von Tamara Tadsen
Keine Sorge: Die Oblaten aus Dennis Geschichte finden ihre Verwendung bei diesen leckeren Kokosmakronen.
Die Zutaten: 200 g Kokosraspeln, 4 Eiweiß, Oblaten, 200 g Zucker (fein), 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Prise Salz. Vollmilchkuvertüre.
Zubereitung: Wer es nicht in den Armen hat, der hat hoffentlich eine Rührmaschine. Denn für die Kokosmakronen muss das Eiweiß zunächst steif geschlagen werden. Hier unbedingt den Schüssel-über-Kopf-halten-Test machen. Danach werden die Kokosraspeln und der Zucker langsam untergerührt. Zum Schluss noch der Vanillezucker. Mit einem Löffel wird nun die Masse in kleinen Haufen auf die Oblaten verteilt. Im Backofen bei 150 Grad für 20 Minuten backen. Nach dem Abkühlen die Hälfte in Schokolade dippen.
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Anekdote zur Weihnachtsentzauberung von Vera Moselage
Es geschah in meiner frühen Jugend. Ich nahm all meinen Mut zusammen, um meine Oma nach ihrem bestgehüteten Familiengeheimnis zu fragen. Es ging um ihre köstlichen, man könnte sagen: himmlischen Plätzchenrezepte, die seit Generationen in ihrer Familie weitergegeben wurden. So stellte ich es mir zumindest vor. Meine Oma kam aus Ostpreußen und, Herrgott, was konnte die Frau kochen. An jenem Tag nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte sie: „Omi, deine Terrassenplätzchen mit Johannisbeergelee-Füllung sind die besten auf der ganzen Welt. Wirst du mir irgendwann dein Familiengeheimnis anvertrauen? Jetzt zum Beispiel?“
Meine Oma lächelte gütig, wie nur sie es konnte, und sagte mit weicher Stimme: „Aber das ist doch gar kein Geheimnis.“ Pah, bodenlose Untertreibung, dachte ich. Das Rezeptbuch ist mit ihr, ihrer Mutter und zwei von vier Geschwistern über die zugefrorene Weichsel geflohen. Mit der Geschichte bin ich aufgewachsen. Und tatsächlich griff meine Oma dann auch zu diesem alten Buch mit dem Stoffeinband, in dem sie all ihre Rezepte notierte. Aber als sie die Seiten mit den Plätzchenrezepten aufschlug, sah ich keine Handschrift, sondern sorgsam eingeklebte Rezeptkarten von Dr. Oetker. Ausgeschnitten aus der Frauenzeitschrift.
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Terrassenplätzchen von Vera Moselage
Die Zutaten: 300 g Weizenmehl, 2 gestrichene Teelöffel Backpulver, 100 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Ei und 150 g weiche Butter. Für die Dekoration benötigen Sie etwa 80 g rotes Johannisbeergelee, ca. 2 Esslöffel Puderzucker, etwa 2 Tropfen Rumaroma und Geleekirschen, geviertelt.
Zubereitung: Trockene Zutaten mischen, Butter und Ei einkneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Zu einer Kugel formen und 30 Minuten kühlen. Backofen auf 160 °C Umluft vorheizen. Teig ausrollen, runde Plätzchen in verschiedenen Größen ausstechen und auf mittlerer Schiene ca. 10 Minuten backen. Gelee erwärmen, Plätzchen bestreichen und zu Türmchen stapeln. Puderzucker, Rumaroma und etwas Wasser zu Zuckerguss rühren, Plätzchen überziehen und mit einer geviertelten Geleekirsche toppen.
Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre schönsten Plätzchenmomente mit uns teilen! Senden Sie uns gerne Fotos von Ihren eigenen Kreationen oder, wenn Sie möchten, gleich Ihre Lieblingsrezepte mit dazu: redaktion.muelheim@waz.de.
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