Mülheim. „Ich wollte etwas Positives schaffen“, sagt Tamina (17) aus Mülheim. Mit ihrem Vater hat sie was gebastelt, an dem Nachbarn nicht vorbeikommen.
Es ist ein Blickfang, der zum Stöbern einlädt: ein grüner Holzkasten in Broich, versteckt in einer Hecke, überdacht und liebevoll mit Büchern und Blumen bemalt. Zwei kleine Fenster geben Einblick in die Schätze der Lese(h)ecke und eine Lichterkette sorgt dafür, dass sie in der Dämmerung gut zu sehen ist. An der Seite ein Schriftzug mit klarer Botschaft: Bücher lesen, tauschen, nehmen – und dabei vielleicht noch ein kleines Abenteuer erleben.
Mit etwas Holz, ein paar Pinselstrichen und einer großen Portion Fantasie haben Tamina Rasche (17) und ihr Vater Peter Rasche (55) einen bunten Bücherschrank für ihre Nachbarschaft in Mülheim gebastelt. Die Lese(h)ecke beherbergt aber nicht nur Bücher, sondern bringt auch Menschen zusammen – und das alles, weil Taminas Regale zu voll waren.
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Lese(h)ecke in Mülheim-Broich: Schülerin Tamina bringt die Nachbarschaft zum Lesen
Beide sind leidenschaftliche Leser, und die alte Hecke vor dem Haus brachte schließlich die zündende Idee. „Sie war alt und schon sehr löchrig“, erinnert sich Tamina. Die Pflege war zudem äußerst arbeitsintensiv, und die Hecke wuchs immer weiter in die Höhe. „Meine Arme werden nicht länger“, schmunzelt Peter Rasche. Was also tun mit dem freien Platz? Die Antwort war schnell gefunden: ein Bücherschrank. „Die Idee kam auch dadurch, dass ich noch viele alte Bücher von früher hatte, die ich jetzt aussortiert habe. Ich wollte anderen damit eine Freude machen“, sagt die 17-Jährige. Die Namensgebung war dabei ebenso spontan wie passend.
„Die Idee kam auch dadurch, dass ich noch viele alte Bücher von früher hatte, die ich jetzt aussortiert habe. Ich wollte anderen damit eine Freude machen.“
Die Lese(h)ecke ist nicht nur ein Bücherschrank, sondern auch das Ergebnis eines gemeinsamen Projekts. „Mein Vater hat gesägt und geschraubt, ich habe gemalt und geplant“, berichtet Tamina. Die Aufteilung in zwei Etagen – für kleine und große Leseratten – und das Sichtfenster waren durchdachte Entscheidungen. „Wir haben uns verschiedenste Modelle im Internet angeschaut, bis wir die richtige Form hatten“, erinnert sich Peter Rasche.
Bücher für Broich: Vater-Tochter Projekt für Mülheimer Nachbarschaft
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Während des Malens wurde Tamina oft von Nachbarn angesprochen und für die Idee gelobt. „Ich fand es auch nett, dann dadurch in den Kontakt zu kommen.“ In der Nähe liegen einige Kindergärten und Schulen, viele Kinder kommen auf ihrem Weg nach Hause an dem Bücherschrank vorbei. Ein Ziel, das Tamina von Anfang an wichtig war: „Ich wollte etwas Positives schaffen, das Menschen, besonders die Jüngeren, zum Lesen motiviert.“ Sie selbst geht zurzeit in die Q2 und besucht das städtische Gymnasium Broich.
Das Konzept der Lese(h)ecke ist schnell erklärt: Alte und geliebte Bücher mitbringen und sich dafür etwas Neues aus dem Schrank aussuchen. „Es wäre ganz schön, wenn wirklich ein Austausch entsteht. Es sind nicht nur Bücher drin, manchmal auch Spiele oder Kleinigkeiten.“ Am Anfang haben Vater und Tochter den Bücherschrank noch selbst bestückt. Inzwischen läuft das Modell ganz von selbst.
Austausch über Geschichten: Nachbarschaft in Mülheim-Broich hat einen Bücherschrank
Die Lese(h)ecke ist mehr als nur ein kleiner grüner Bücherschrank – sie ist ein lebendiger Treffpunkt, der zeigt, wie einfach es ist, mit einer guten Idee Gemeinschaft zu schaffen und Freude zu teilen. Stück für Stück soll nun die alte Hecke entfernt werden. „Dann soll hinterher ein offener Zaun dort hin, mit rankendem Blumenbewuchs. Damit Bienchen und Blümchen auch etwas davon haben“, so Peter Rasche.
Noch ist die Lese(h)ecke ein Einzelstück, doch Tamina hat schon Ideen für die Zukunft: „Vielleicht machen wir noch einen Anbau. Dann kommt irgendwann ein zweites Häuschen dazu – oder es wird ein ganzes Dorf“, scherzt sie. So oder so ist klar: Hier werden noch viele weitere Geschichten erzählt.
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