Mülheim. Die Vision von Mülheims Kaleidoskop-Schule nahm beim Elternabend konkrete Züge an - Eltern waren begeistert. Leider fehlt noch das offizielle Go.
Welche weiterführende Schule ist für mein Kind die beste? Diese Frage treibt Eltern von Viertklässlern um. Etliche sehnen sich nach Alternativen zum herkömmlichen System, kritisieren zu volle Klassenzimmer, sind unglücklich über mangelnde individuelle Förderung. Dieses Sehnen führte in der vergangenen Woche gut 100 Mütter und Väter zum ersten Elternabend der Kaleidoskop-Schule, die 2025 auf Mülheims ehemaligem Tengelmanngelände an den Start gehen soll. Die Besucher ließen sich gern von der Begeisterung der fünf Initiatoren mitreißen, formulierten aber auch Zweifel. Noch nämlich steht in den Sternen, ob diese besondere Bildungseinrichtung überhaupt genehmigt wird.
Es war ein stetes Hin und Her am Donnerstagabend in den Räumen der Hochschule Ruhr West auf dem Parkstadt-Areal, die die drei Lehrerinnen und zwei Lehrer für ihren Infoabend nutzten. Die Zuhörer hingen Jan Henning Hansen an den Lippen, als dieser den Stundenplan vorstellte, von Kindern im Mittelpunkt aller Überlegungen sprach, und von sozialem, eigenverantwortlichen Lernen. Sie waren begeistert von Tanja Schuhs Schilderungen zur Atmosphäre, die an der staatlich anerkannten Ersatzschule herrschen soll. Neben Sitzsäcken und Sofas wird es Lernwaben geben, in denen es sich die Fünft- bis Zehntklässler mit Büchern, Laptops und anderen Materialien gemütlich machen können. „Eine Raumgestaltung, die allen kindlichen Bedürfnissen nahe kommt“, sei das Ziel. Auch die Ausführungen zu flexiblen Klassenarbeitsterminen und jährlichen Klassenfahrten waren wunderbar - doch zugleich waren da viele Fragezeichen: Klappt das überhaupt mit dem tollen Vorhaben? Was bedarf es, damit die Bezirksregierung endlich grünes Licht gibt?
Mülheimer Lehrkräfte suchen solventen Partner, damit der Mietvertrag zustande kommt
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Was es für die Verwirklichung des Traums vor allem braucht, ist ein finanzkräftiger Partner. Das machte Petra Münstermann sehr deutlich, die an der neuen Schule Biologie und Sport unterrichten will, sich aber aktuell vor allem ums Genehmigungsverfahren kümmert. Die Schule selbst, für die man die rechtliche Form der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft (gUG) gewählt hat, habe in der Kürze der Zeit noch keine ausreichende Bonität, um von Parkstadt-Investor Soravia als Mietvertragspartner akzeptiert zu werden. Ebenso sei ein früherer Partner nicht anerkannt worden. „Wir brauchen jemanden, der die Räume für uns anmietet und diese dann an unseren Förderverein weitervermietet“, erklärte Münstermann. Sie wandte sich gezielt an die Zuhörer: „Vielleicht kennen Sie ja Unternehmen oder Stiftungen, die uns unterstützen möchten?“ Dieses Thema sei für das Team derzeit „die größte Herausforderung“.
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Denn erst, wenn besagter Mietvertrag unter Dach und Fach ist, beginne Soravia mit dem notwendigen Umbau für die schulische Nutzung. In einem nächsten Schritt gehe es um Brandschutz, „und wenn dann alles abgenommen ist, kann genehmigt werden“. Tatsächlich rechne man mit diesem ersehnten Akt der Bezirksregierung erst für Sommer 2025, parallel also zu dem Zeitpunkt, an dem die Schule bereits an den Start gehen soll. Damit dieser Plan noch aufgehen kann, müsse man „bis zu den Herbstferien“ hinsichtlich des Mietvertrages Klarheit haben, betonte Mit-Initiatorin Sandra Komm.
Mutter will ihren Sohn sehr gern anmelden - „wenn wir das finanziell hinkriegen“
Lena Bergmann hofft inständig, dass alles klappt: „Das Konzept ist gut“, findet die 37-Jährigen, die ihren Sohn gern an der Ersatzschule anmelden möchte. Einer der Vorteile gegenüber herkömmlichen Schulen seien die höchstens 17 Schüler und Schülerinnen innerhalb einer Lerngruppe, anderswo gebe es „viel zu viele Kinder in einer Klasse“. Auch die Art und Weise, wie die Lehrer „ganzheitlich“ Wissen vermitteln und eigenverantwortliches Lernen fördern wollen, gefällt Bergmann. „Das ist großartig. Wenn wir es finanziell hinkriegen, melden wir unser Kind auf jeden Fall hier an.“ 280 Euro werden für den Schulbesuch monatlich pro Kind anfallen plus fünf Euro täglich für die Verpflegung, hat sie an diesem Abend erfahren.
Auch Nina Hasagic, Mutter einer Tochter, erwägt eine Anmeldung. Sie verspürt schon lange „Neugierde auf Alternativkonzepte“, zumal sie als Schülerin bei einem Austauschjahr selbst andere Formen von Unterricht kennengelernt hat. Hasagic bedauert, dass Selbstlernen für gewöhnlich selten abgefragt wird: „Ich glaube, es ist eine gute Idee, eigenverantwortliches Lernen frühzeitig beizubringen.“ Auch eine dreifache Mutter (49) hält das Konzept der Kaleidoskop-Schule für zukunftsträchtig: „Lernen im Gleichschritt ist nicht mehr zeitgemäß“, findet sie, „ebenso wenig Frontalunterricht.“ Sie ist sicher, dass ihr Kind an der neuen weiterführenden Schule gut aufgehoben wäre, „zumal mir meine Fragen heute Abend alle gut beantwortet wurden“. Auch andere Eltern hatten das so empfunden, bedankten sich für „den Mut und die Vision, eine solche Schule ins Ruhrgebiet zu holen“. Man spüre deutlich die Lust der fünf Lehrkräfte auf das Wagnis und wünsche viel Erfolg.
Bezirksregierung Düsseldorf kann „noch keine Aussage treffen, wann die Entscheidung fällt“
Die Bezirksregierung Düsseldorf bestätigte auf Nachfrage, dass das Genehmigungsverfahren andauert. Eine Sprecherin teilte knapp mit: „Für die geplante Errichtung der Kaleidoskop-Schule sind unter anderem bauliche Maßnahmen erforderlich, die zunächst abgeschlossen werden müssen, um den Antrag auf Erteilung einer Ersatzschulgenehmigung vervollständigen zu können.“ Man stehe „im Dialog mit dem Schulträger“, könne derzeit aber „noch keine verlässliche Aussage“ treffen, „wann mit einer abschließenden Entscheidung zu rechnen ist“.
Weitere Informationen zur Mülheimer Kaleidoskop-Schule auf kaleidoskop.schule.
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