Mülheim. Sozialpädagogen und Lehrer wollen in Mülheim eine Alternative zu gewöhnlichen Schulen aufbauen: „Nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung.“
Lehrkräfte, Schulleiter und Sozialpädagogen aus Mülheim haben sich zusammengeschlossen, „um der Stadt eine neue Schule zu schenken“. Wie die „Kaleidoskop-Schule“ aussehen könnte und wie weit das Prozedere ihrer Gründung schon fortgeschritten ist, darüber informierte Sprecherin Sandra Komm jüngst die Mitglieder des Bildungsausschusses. Nicht alle waren begeistert von der Idee, kommentierten das Vorhaben teils sehr kritisch.
Auf der Tagesordnung war die Rede von einer freien Schule – doch das sei nicht zutreffend, bemerkte Komm gleich zu Beginn: „Wir planen eine anerkannte Ersatzschule des Landes NRW.“ Die Inhalte, die dort vermittelt würden, seien die gleichen wie an herkömmlichen Schulen. „Nur das Wie ist anders.“ Sollte das Vorhaben genehmigt werden, könne man dort auch alle Abschlussprüfungen abnehmen.
Geplant ist eine Sekundarschule für die Jahrgänge fünf bis zehn
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Geplant ist eine Sekundarschule für die Jahrgänge fünf bis zehn, die später zur Gesamtschule ausgebaut werden könnte. Man verhandele aktuell über Räume auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände, wo alsbald die Parkstadt entstehen soll. „Und es sieht ganz gut aus.“
50 Kinder sollen zu Beginn aufgenommen werden, in Klasse fünf, verteilt auf zwei Züge. Unterrichtet werden sie von klassisch ausgebildeten Lehrern aller vorgeschriebenen Fächer. Zum Teil nicht in festen Klassenstrukturen, zum Teil auch jahrgangs- und fächerübergreifend. Komm zitierte Familientherapeut Jesper Juul: „Lernen ist nur über Beziehung möglich.“ Eine veränderte Lehrerrolle sei erklärtes Ziel.
„Jeder weiß doch, dass Schule auch anders gehen muss“
Die Initiatoren engagieren sich aus „persönlicher Leidenschaft“, sagte sie, „und weil jeder weiß, dass Schule auch anders gehen muss“. Die neue Schule werde „so bunt sein wie die Gesellschaft“. Es werde stärker auf selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen gesetzt als an herkömmlichen Schulen. Und man werde projektorientiert arbeiten, so die 46-Jährige.
Unterrichtsformen aus Kanada und Finnland seien Vorbilder, wie der Phänomen-Unterricht, in dem es um ganzheitliches Lernen geht. Man habe sich deutschlandweit über vergleichbare Schulen informiert, teilweise dort hospitiert, „und versucht, von überall her das Bestmögliche mitzunehmen“. Klare Absicht: „Pädagogik steht im Vordergrund – nicht Organisation und Verwaltung.“
Komm warb für eine wohlwollende Betrachtung des Vorhabens
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Komm warb für eine wohlwollende Betrachtung des Vorhabens: Die Stadt, die ja Plätze für immer mehr Schüler schaffen muss, bekomme quasi „eine Schule geschenkt“. Das Ganze sei auch finanzierbar, „bis zu 87 Prozent werden vom Land refinanziert“. Hausmeister und Verwaltungskräfte würden voll bezahlt. Einzig die letzten 13 Prozent müsse man selbst aufbringen: „Sachkosten, Material und Ausstattung müssen wir stemmen.“ Die Initiatoren planen mit 120 bis 150 Euro pro Schüler und Monat als Eigenleistung.
45.000 Euro jährlich fehlen nun noch, um die Miete zahlen zu können – vom Land nämlich gebe es nur 7,80 Euro pro Quadratmeter, „und damit kommen wir nicht sehr weit“. Komm wandte sich direkt an die Ausschussmitglieder: „Wir hoffen auf eine Zusammenarbeit mit Ihnen. Und darauf, dass die Stadt vielleicht zur Ausstattung der Schule beiträgt.“ Das für Neugründungen vorgesehene Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung stehe noch aus. Gespräche aber würden schon geführt.
Heiko Hendriks (CDU) machte den Initiatoren wenig Hoffnung auf Erfolg
Heiko Hendriks (CDU) machte Sandra Komm wenig Hoffnung auf Erfolg: „Das ist jetzt die 18. Initiative für eine freie Schule, die ich erlebe. Die Hürden sind sehr hoch; daran ist es bisher immer gescheitert. Und mir fehlt auch die Fantasie mir vorzustellen, wie wir Ihnen bei der Finanzierung helfen sollten.“ Auch Mathias Kocks (SPD) äußerte sich kritisch: „Wir haben uns vor einigen Monaten ganz bewusst gegen eine Schulneugründung entschieden. Uns ist wichtig, dass sich die bestehenden Schulen entwickeln können.“
Der stellvertretende Leiter der Willy-Brandt-Schule haderte auch mit Komms pädagogischen Ausführungen: Natürlich sei an den bestehenden Schulen nicht alles Gold, was glänzt. „Aber bei Ihnen klingt das ein bisschen so wie: Jetzt zeigen wir euch mal, wie es geht.“ Sandra Komm versprach dem Ausschuss: „Wir werden keine Konkurrenz sein, eher eine Ergänzung und Bereicherung der Mülheimer Schullandschaft.“