Mülheim. Seit Monaten steht eine Baugrube in Mülheim-Dümpten still. Anwohner beklagen Parkplatznot, verdächtige Rohre, Mückenplage. Was macht die Stadt?

Die gestapelten Baucontainer, das blaue Dixiklo, der rostrote Kran und der in einer Ecke ausgelegte Kies können nicht darüber wegtäuschen, dass im Karree an der Möllhofstraße 28a nichts mehr geht. Seit gut sechs Monaten sei das so, sagen direkte Anwohner. Anderthalb Jahre lang schon starren sie auf die 1300 Quadratmeter große Baugrube, wo vorher Wiese war und Bäume standen - und ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage geplant war. Und das kann noch ein Jahr lang so weitergehen.

Denn seine Baugenehmigung vom August 2021 darf die Bauherrin – die Wohncarree Möllhof GmbH – großzügig ausschöpfen: Sie gilt für drei Jahre, in dieser Zeit muss die Bauherrin mit der Maßnahme beginnen und darf sie nicht länger als ein Jahr ruhen lassen. Nur wer kontrolliert die „Ruhephasen“ oder kann sie kontrollieren?

Mülheims Bauaufsicht: Bauherrin soll auf Lieferung warten

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Die Bauaufsicht hat inzwischen durchaus ein besonderes Auge auf den Fortschritt der bei vielen Anwohnern umstrittenen Baustelle geworfen. „Nach Rückfrage beim Bauherren mussten im laufenden Verfahren Umplanungen zu einzelnen Bauteilen erfolgen, welche bestellt wurden. Es wird wohl auf die Lieferung gewartet“, gibt der Leiter der Bauaufsicht, Axel Booß, Auskunft.

Verdächtige Rohre verschwinden unter der Grubenverschalung. Flüssigkeit soll aus ihnen austreten. Welchen Zweck haben sie? Die Stadt will das prüfen.
Verdächtige Rohre verschwinden unter der Grubenverschalung. Flüssigkeit soll aus ihnen austreten. Welchen Zweck haben sie? Die Stadt will das prüfen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Doch manches entgeht auch seinen Blicken: dass dort nirgendwo mehr das verpflichtende Baustellenschild hängt, welches den Bauherrn ausweist. Dass in der Grube grüne Rohre mit Säcken beschwert worden sind, die im Nirgendwo verschwinden. Anwohner wollen gesehen haben, dass hin und wieder dort Flüssigkeit austritt – „vielleicht Abwasser“, vermutet ein Nachbar, „da müsste das Umweltamt mal ‘ne Probe nehmen“.

Oder dass dort das Wasser monatelang steht, weil der Lehmboden eine Versickerung kaum zulasse. „Im Sommer gab’s bei uns eine Mückenplage“, führt ein Anwohner diese auf den langsam ansteigenden Grubenteich zurück. Booß verspricht, dies prüfen zu lassen. Der Anwohner spricht von einer „Kloake mit Gefahren für spielende Kinder und die Bewohner rundherum“.

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Stillstand der Baugrube schafft Probleme – mancher soll deshalb weggezogen sein

Seit anderthalb Jahren Bauphase ringt das Quartier mit seinen engen Straßen auch mit der Parksituation. Der Druck sei zwar etwas gelindert, seit Parkplätze wieder freigegeben wurden, doch die Baustelle erstreckt sich bis auf die Fußwege, so dass man als Fußgänger die Straßenseite wechseln muss. Damit diese Fußwege aber nicht durch parkende Autos blockiert werden, hat man an diesen Stellen Halteverbote ausgewiesen. Nicht alle halten sich daran.

Und noch ein weiteres Begleitphänomen sehen Anwohner mit Sorge: „Hier sind schon vier Wohnungen leergezogen“, angeblich, weil manche entnervt von der Situation sind und Familien keinen Platz mehr für ihre Kinder finden.

Bis Juli 2024 ist die Baugenehmigung erteilt. Wird das Bauvorhaben nicht weitergeführt, müsse das Gelände wieder hergestellt werden, bestätigt Bauaufsichtsleiter Booß der Redaktion, zumindest die Rasenfläche, ob auch die Anpflanzung der Bäume gefordert werden könnte, würde mit dem Umweltamt abgestimmt werden.

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