Neukirchen-Vluyn. Der Rosenmontagzug in Neukirchen-Vluyn stand zuletzt auf der Kippe. Nun haben die Veranstalter eine Entscheidung getroffen. Was bekannt ist.

Nach langem Hin und Her, vielen Diskussionen und auch einigen Treffen der Karnevalsvereine mit der Stadt ist die Entscheidung nun endlich gefallen: Der Rosenmontagszug in Neukirchen-Vluyn findet statt. Veranstalter ist die KG Blau-Weisse Funken. Auch der Kreispolizei in Wesel war keine anderslautende Entscheidung bekannt, als dass der Zug ziehen soll. Sie hatte den Vorschlag für ein Sicherheitskonzept erhalten, aber bis auf kleinere Beanstandungen keine Einwände.

„Wir entscheiden aber auch nicht für die Veranstalter, ob sie die Züge ausrichten dürfen“, so ein Polizeisprecher am Donnerstag gegenüber der Redaktion. „Wir beraten nur kooperierend - die Entscheidung muss am Ende der Veranstalter treffen. Aber schon Anfang Februar hatten wir mitgeteilt, dass vor dem Hintergrund der Sicherheitslage die Züge im Kreis stattfinden können.“ Und so begleite die Polizei die Züge an Rosenmontag auch in Wesel, Rheinberg, Alpen-Veen und eben Neukirchen-Vluyn.

Wegen hoher Sicherheitsauflagen hatte die Neukirchen Vlü-Ka-Ge Rot-Weiss wie berichtet ihre Bedenken geäußert, die Verantwortung tragen zu können. Denn laut Meinung von Präsident Jörg Thiem und dem Vorstand müsste der Zugweg auch aufgrund seiner Länge von zu vielen Privat-Pkw abgesichert werden, hieß es in einem Statement Ende Januar.

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Die Funken indes hatten ihrerseits ein Konzept vorgelegt, bei dem deutlich weniger Absicherungen nötig wären. In der Folge hatte es Treffen mit der Stadt und den beiden Karnevalsvereinen gegeben, bei dem man sich aber auch noch nicht auf eine finale Entscheidung einigen konnte. Auch das Attentat in München hatte die Diskussionen zuletzt noch beeinflusst. Die Stadt sicherte derweil zu, die Vereine unterstützen zu wollen. Dazu werden auch Fahrzeuge aus Moers nach dem Nelkensamstagszug in der Nachbarstadt aushelfen.

Das sagt die KG Blau-Weisse Funken

„Der Vorstand der KG Blau-Weisse Funken hat in den letzten Tagen in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der Polizei die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen besprochen und umgesetzt“, heißt es nun seitens der Veranstalter. Fahrzeuge werden demnach den Zugweg sichern, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die Zugstrecke ist leicht eingekürzt und die Streckenführung in Vluyn etwas verändert.

Nachdem die Neukirchen Vlü-Ka-Ge als Veranstalter zurückgetreten ist, haben die Blau-Weissen Funken die alleinige Verantwortung übernommen. Präsident Dirk Halfmann betont: „Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, war nicht leicht. Aber der Rosenmontag ist ein unverzichtbarer Teil unseres Brauchtums. Wir möchten den Karneval auch in herausfordernden Zeiten feiern und zeigen, dass wir zusammenstehen. Wir haben alles getan, um die Sicherheit zu gewährleisten, aber letztendlich muss jeder Teilnehmer und Besucher selbst entscheiden, ob er am Zug teilnehmen möchte.“

Auch die Neukirchen Vlü-Ka-Ge arbeite weiter an der Umsetzung des Zuges mit und werde auch im Zug mitziehen. Die Karnevalsvereine hätten nach den Irritationen über die Absage in einer Krisensitzung die Argumente ausgetauscht und abgestimmt, welcher Verein was zur Organisation beitragen kann und will, heißt es weiter.

Die Karnevalsgesellschaft dankt der Stadtverwaltung für die Unterstützung sowie den Freiwilligen, die ihre Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Diese Solidarität, insbesondere von lokalen Firmen und der Bauernschaft, sei bemerkenswert. Trotz der schwierigen Vorbereitungen hoffen die Karnevalisten auf einen friedlichen und fröhlichen Rosenmontagszug.

Rund 60 Fahrzeuge sichern den Zugweg in Neukirchen-Vluyn ab

Mit sehr gemischten Gefühlen blickt Jörg Thiem, Präsident der Neukirchen Vlü-Ka-Ge, dem 3. März entgegen. „Es gibt immer noch ein Restrisiko“, sagt Thiem, „deshalb stellen wir unseren Mitgliedern frei, ob sie mitziehen. Das muss jeder für sich entscheiden. Denn die Gefahr ist ja nicht weg.“ So hätten bereits einige Gruppierungen mitgeteilt, auf die Teilnahme verzichten zu wollen. So werde der Zug auf jeden Fall kleiner, ist der Präsident der Rot-Weissen überzeugt. Die Mottowagen indes würden allesamt an den Start gehen, „die Masse fährt mit.“ Dass der Zug überhaupt stattfinden könne, sei neben der engen Zusammenarbeit mit den Funken auch dem großen Engagement der Bürger zu verdanken. Denn nach der Berichterstattung in den Medien hätten viele ihre Hilfe angeboten.

So werden am Rosenmontag auch rund 60 Fahrzeuge von Firmen aber auch Privatpersonen samt Containern den Zugweg absichern. Weiterhin sei die es aber ein „riesige logistische Aufgabe“, die am 3. März auf die Verantwortlichen warte. „Vielleicht machen sich die Leute nun auch einmal Gedanken über die ganze Sache“, so Thiem. Nämlich was die beiden Vereine hier ehrenamtlich leisten würden - und wieviel Geld die Organisation auch kosten würde. „Nach meiner persönlichen Meinung sehe ich noch immer ein sehr großes Risiko“, gibt Jörg Thiem unumwunden zu. Beispielsweise wenn man daran denke, dass rund 100 Kinder im Zug mitziehen würden.

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In gewisser Weise schätzt der Präsident der Vlü-Ka-Ge die Zukunft des närrischen Brauchtums eher ungewiss ein. „Da wird es künftig nur noch zwei Möglichkeiten geben: Einfach mit der Gefahr leben oder Veranstaltungen eben absagen.“ Auch für den Rosenmontagszug in Neukirchen-Vluyn sieht Jörg Thiem schwarz: „Wer weiß, ob das im nächsten Jahr noch funktionieren kann - bei den Kosten, bei den Auflagen.“ Vor dieser Perspektive sehe er den Karneval auf einem „absteigenden Ast“. Seit einem Vierteljahrhundert sei er nun Präsident, doch eine solch angespannte Situation habe er noch nicht erlebt. „Und sollte in Moers am Nelkensamstag irgendetwas passieren, würden wir unseren Zug sofort absagen.“