Kamp-Lintfort/Kreis Wesel. Neue Bioabfallbehandlungsanlage in Kamp-Lintfort ist erfolgreich angelaufen. Warum vor allem mehr Küchenabfälle den Betrieb verbessern könnten.

Mike Karasch-Egelhof ist absolut zufrieden. Der Leiter der neuen Bioabfallbehandlungsanlage am Asdonkshof in Kamp-Lintfort blickt gemeinsam mit seinem Team auf ein spannendes erstes Betriebsjahr zurück und zieht eine durchweg positive Bilanz: Insgesamt wurden seit November 2023 rund 76.000 Tonnen Biomüll – der Inhalt der Biotonnen aus den Kreisen Wesel und Viersen – verarbeitet. Davon wurden 22.300 Tonnen zu Biogas umgewandelt, das anschließend in einem Blockheizkraftwerk zur Stromproduktion genutzt wurde. Zusätzlich wurden 25.000 Tonnen Kompost „höchsten Standards“ und vier Millionen Kilowattstunden Grüner Strom produziert.

„Das erste Jahr ist gut gelaufen“, bilanziert auch Peter Bollig, Geschäftsführer der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA). Die für die KWA erstmalige Zusammenarbeit zwischen den Kreisen Viersen und Wesel funktioniere „hervorragend“: „Wir sind stolz auf das, was wir bisher erreicht haben. Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt für die regionale Kreislaufwirtschaft und trägt durch die Reduktion von CO2-Emissionen maßgeblich zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Ressourcenschonung bei.“

„Wir sind stolz auf das, was wir bisher erreicht haben.“

Peter Bollig
Geschäftsführer KWA

Kamp-Lintfort: Kompost ist vor allem in der Landwirtschaft gefragt

Bollig und Karasch-Egelhof loben unisono die effiziente neue Technik der Anlage, die unter anderem den Prozess der Kompostierung deutlich beschleunige. Der gütegesicherte Kompost made in Asdonkshof sei vor allem in der Landwirtschaft gefragt. Kostenlos profitieren können aber auch die Bürger im Kreis Wesel von dem Endprodukt aus ihren Biotonnen, indem sie sich den Kompost vor Ort abholen. Manche Kommunen, etwa Neukirchen-Vluyn, lassen den Kompost aus Kamp-Lintfort zu bestimmten Terminen auch im Stadtgebiet abkippen, damit die Abholung für die Bürger weniger aufwändig ist.

Der Gasbehälter der Bioabfallbehandlungsanlage.
Der Gasbehälter der Bioabfallbehandlungsanlage. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Erfreut ist Karasch-Egelhof auch darüber, dass mittlerweile deutlich weniger Fremdstoffe in den Biotonnen landen: „Da müssen wir die Bürger wirklich mal loben.“ Hier, sagt Bollig, hätten sicher auch die Aufklärungskampagnen zur richtigen Befüllung in den vergangenen Jahren gefruchtet. Besonders begehrt ist beim Biomüll allerdings vor allem Küchenabfall, am liebsten kohlehydrathaltige Essensreste: „Der Input von energiereichen Küchenabfällen ist für die Fermentation essenziell“, sagt Karasch-Egelhof. „Nur durch ausreichend Küchenabfälle kann im Fermenter genügend Gas produziert werden, um die Anlage optimal zu betreiben und den größtmöglichen energetischen Nutzen aus den Bioabfällen zu ziehen.“

Aufklärungskampagne im Kreis Wesel soll besser informieren

Aktuell sei der Anteil der Küchenabfälle im angelieferten Biomüll saisonal bedingt hoch, könne aber grundsätzlich noch gesteigert werden, sagt der Experte. Auch hier soll Aufklärung helfen. Viele wüssten bei gekochten Essensresten nicht genau, was denn nun in die Biotonne gehöre und was nicht, weiß Bollig. Auch, weil viele Kommunen dies in der Vergangenheit unterschiedlich gehandhabt hätten. Viele Verbraucher entsorgten solche Essensreste noch im Restmüll – aus Angst vor Madenbefall an heißen Tagen. Hier könne allerdings schon der richtige Standort für die Biotonne helfen. Auch solche Fragen werden aktuell im Rahmen der Aufklärungskampagne „Mach‘s richtig“ mit „Mike, dem Müllexperten“ beantwortet.

Die 2024 gestartete und auf drei Jahre angelegte Kampagne, entwickelt vom Kreis Wesel und seinen Kommunen, setzt in diesem Jahr auch einen Info-Schwerpunkt auf das sogenannte Littering, also seinen Müll wild zu entsorgen. Während man Kitas und Grundschulen eigentlich bereits gut erreiche, solle in diesem Jahr der Fokus vor allem auf die weiterführenden Schulen gerichtet sein, erklärte Bollig.

Nach dem ersten Betriebsjahr, in dem man die Anlage „erst mal richtig kennengelernt hat“, freut sich Karasch-Egelhof jetzt auf das zweite: „Das wird ein 100-Prozent-Jahr, da wird sich zeigen, was wir durchsetzen können.“ Bei der anvisierten Optimierung der Anlage soll laut Bollig vor allem der Gasertrag im Mittelpunkt stehen.