Herne. Ein knappes Jahr nachdem einem Herner sein Penis brutal abgetrennt wurde, fehlt immer noch der Täter. Es gibt einen Verdacht, aber keinen Beweis.

Nach der Freilassung des Verdächtigen treten die Ermittler auch ein knappes Jahr nach dem brutalen Angriff auf einen 66-Jährigen (✝) auf der Stelle – den Durchbruch vor Augen, aber aktuell unerreichbar. Dem Mann war im Februar 2024 in seinem Haus an der Magdeburger Straße in Eickel sein Penis abgetrennt worden. Ein 32-jähriger naher Verwandter galt als überführt, bevor ihn ein Gutachten soweit entlastete, dass die Beweise nicht mehr als gerichtsfest galten.

Oberstaatsanwalt: Warten auf neue Ergebnisse

Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann kann auf Nachfrage keinen neuerlichen Durchbruch bei den Ermittlungen vermelden. Die Staatsanwaltschaft warte weiter auf die Ergebnisse von in Auftrag gegebenen Gutachten. Ein solches Gutachten hatte nach einem vermeintlichen Vermittlungserfolg für die Freilassung des für den sicheren Täter gehaltenen Mannes geführt.

Die Ausgangslage ist ungewöhnlich: Der 32-Jährige gilt weiter als Verdächtiger, aber es fehlen Beweise, die ihn zum dringend Tatverdächtigen werden lassen, was entscheidend für eine neuerliche Festnahme wäre. Die Staatsanwaltschaft lässt aktuell weitere Spuren untersuchen, die in der Wohnung gefunden wurden. Diese könnten möglicherweise eine bessere Qualität haben. Sicher ist das aber nicht. Es könnte auch ein ganz anderer Täter in Frage kommen. Bachmann hatte im September erklärt, dass er solch eine Wende in seinem Berufsleben zum ersten Mal erlebt habe.

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DNA-Gutachten brachte die überraschende Wende

Der 32-Jährige war im Juni 2024 festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft stand kurz vor der Anklageerhebung für ein Verfahren vor Gericht, als das entsprechende Gutachten eintraf. Rückblende: Mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als „30 Milliarden zu eins“ sei die Spur dem 32-Jährigen zuzuordnen, hieß es zunächst. Die Einschätzung galt allerdings nur für Menschen, die nicht mit dem Opfer verwandt sind. Das neue Gutachten schätzte die Wahrscheinlichkeit dann auch für Verwandte ein – wie im Fall des 66-Jährigen und des Verdächtigen. Dabei fiel die Wahrscheinlichkeit unter die Grenze von 30 Milliarden. Diese Grenze gilt, so hieß es, trotz der vermeintlichen Eindeutigkeit aber als wesentlich für eine Verurteilung.

Der 66-Jährige wurde in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 2024 lebensgefährlich in seinem Haus an der Magdeburger Straße gefunden. Er verstarb unerwartet im August, laut Ermittlern aber an einer Ursache, die nicht im Zusammenhang mit der Tat steht.