Herne. Herne hat vor einem halben Jahr einen „Superblitzer“ angeschafft. Das Gerät hat sich rasend schnell bezahlt gemacht - trotz mehrerer Attacken.
Der „Superblitzer“, der neue Blitzer-Anhänger der Stadt Herne, hat sich rasend schnell bezahlt gemacht. In Betrieb genommen hat das Rathaus die mobile Geschwindigkeits-Überwachungsanlage im Mai 2024. Seitdem wird sie überall in der Stadt eingesetzt - und erwischt Raserinnen und Raser am laufenden Band.
Gut ein halbes Jahr nach seiner Inbetriebnahme hat der Blitzer-Anhänger bereits über 13.500 Fotos geschossen, sagt Stadtsprecherin Carina Loose auf Anfrage unserer Zeitung. Die Kontrollkiste ist ausgestattet mit Nummernschild, Lampen und Blinker und sieht am Straßenrand auf den ersten Blick aus wie ein geparktes Auto oder eben ein geparkter Pkw-Anhänger. Viele Raserinnen und Raser, die nach den bekannten üblichen Blitzern Ausschau halten, schaffen es deshalb oft nicht rechtzeitig, ihren Fuß vom Pedal zu nehmen.
Herne: Eine Woche an einem Standort
Die Stadtkasse profitiert: Bei einem durchschnittlichen Verwarnungs- beziehungsweise Bußgeld in Höhe von 50 Euro sei davon auszugehen, dass seit Mai Strafen in Höhe von insgesamt rund 680.000 Euro verhängt wurden, sagt Stadtsprecherin Loose. Die Anschaffungskosten für den Blitzer-Anhänger in Höhe von rund 280.000 Euro hat die Stadt damit längst raus - und kann die weiteren Einnahmen nutzen, um Löcher im Haushalt zu stopfen. Diese sind bekanntlich riesig.
Im Einsatz hatte die Stadt bislang „nur“ vier Radarwagen mit Blitzer hinter der Heckscheibe. Hinzu kommen die beiden festen Blitzer an der Sodinger Straße und an der Wakefieldstraße sowie der Rotlichtblitzer an der Holsterhauser Straße/Ecke Westring. Der große Vorteil des „Superblitzers“: Er kann in beiden Fahrtrichtungen die Geschwindigkeiten kontrollieren, ist Tag und Nacht auf der Lauer und braucht kein Personal. „Die Anlage wird in der Regel für jeweils eine Woche an einem Standort belassen“, sagt Stadtsprecherin Loose. Dann werde sie an einen anderen Platz transportiert.
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Die Standorte würden nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt. Ein Kriterium seien die Erfahrungen durch Messungen der Radarwagen, ein anderes Bürgerbeschwerden. Außerdem werde die Kontrollkiste an Unfallschwerpunkten sowie verstärkt im Bereich von Schulen und Kindertageseinrichtungen abgestellt. Mit dem neuen Gerät, so hieß es im Rathaus nach der Anschaffung, wolle die Stadt „weiter gegen Raserei im Straßenverkehr vorgehen und so die Verkehrssicherheit erhöhen“. Konkret sollen damit „Gefahrenstellen im Stadtgebiet dauerhaft kontrolliert werden“.
Auch wenn zusätzliche Einnahmen als Anschaffungsgrund nicht genannt werden: Gegen das viele Geld der Raserinnen und Raser hat die Stadt bestimmt nichts einzuwenden. Und das kann sich sehen lassen. Hochgerechnet auf ein Jahr dürfte die Stadt durch die neue Anlage rund 1,3 Millionen Euro verdienen. Zur Einordnung: 2023 hat die Verwaltung durch alle mobilen und stationären Blitzer zusammen „nur“ 2,4 Millionen Euro eingenommen.
Die Stadt Essen, die mit ihrem Superblitzer im halben Jahr in etwa genauso viel Geld verdiente wie die Stadt Herne mit ihrer Neuanschaffung, will sich ob des großen Erfolgs nun einen zweiten und sogar dritten Anhänger anschaffen. Hat Herne ähnliche Pläne? Abwarten: „Ob in Zukunft ein weiteres Gerät angeschafft wird, ist bislang nicht entschieden“, so Stadtsprecherin Loose.
Übrigens: Der Anhänger bleibt nicht frei von Sabotage. Es habe bereits Angriffe gegeben, etwa mit Farbe oder Aufklebern, die gegen die Glasscheibe vor dem Kamera gesprüht beziehungsweise geklebt wurden. „In diesen Fällen meldet die Anlage jedoch eine Störung, sodass die Manipulationen zeitnah behoben werden konnten.“