Herne. Herne hat eine Liste erstellt und teilt damit mit, wie der ÖPNV verbessert werden kann. Gute Chancen hat aber wohl nur eine Maßnahme.

Das Land NRW will wissen: Wie können Bus und Bahn besser aufgestellt werden? NRW überarbeitet den ÖPNV-Bedarfsplan aus dem Jahr 2006 und fragt deshalb in den Städten nach, welche Maßnahmen dort (noch) gewünscht sind. Herne hat acht Vorschläge nach Düsseldorf geschickt. Dass es für alle Fördergelder gibt, ist angesichts der leeren Kassen utopisch. Überhaupt: Fast alle Vorschläge liegen schon seit Jahren auf dem Tisch, Geld dafür floss nicht, auch nicht in jenen Jahren, als noch mehr Geld vorhanden war. Nur eine Maßnahme aber hat laut Stadt kurz- bis mittelfristig Chancen für eine Förderung. Hier ein Überblick.

Seilbahn-Bau
Die Stadt plant eine Seilbahn. Sie soll auf einer Länge von 1050 Metern den Hauptbahnhof Wanne-Eickel mit dem Blumenthal-Gelände verbinden. Auf der heutigen Zechenbrache südlich des Hauptbahnhofs plant das Rathaus eine „Techno Ruhr International“, eine internationale Technologiewelt mit einem Mix aus Unternehmens- und Forschungseinrichtungen, Wohngebäuden, Freizeitstätten und Grün. Dort sollen bis zu 4000 Menschen arbeiten. Die Seilbahn mit zwei Kabinen für jeweils 40 Menschen soll rund 32 Millionen Euro kosten und in den ÖPNV eingebunden werden. Dass diese Maßnahme vom Land mit einer hohen Millionensumme gefördert werde, sei „relativ realistisch“, sagte Baudezernent Stefan Thabe in der vergangenen Ratssitzung, als der ÖPNV-Bedarfsplan abgesegnet wurde. Alle anderen Vorschläge aus Herne hätten dagegen kaum bis keine Chancen auf Fördergelder - zumindest vorerst nicht. Wenn alle Hürden genommen sind, dann könnte die Seilbahn 2029 ihren Betrieb aufnehmen, heißt es bei der Stadt.

Eine Seilbahn soll in Herne den Hauptbahnhof Wanne-Eickel mit einer Internationalen Technologiewelt verbinden.
Eine Seilbahn soll in Herne den Hauptbahnhof Wanne-Eickel mit einer Internationalen Technologiewelt verbinden. © funkegrafik nrw | Anna Stais

U35-Verlängerung
Vor 35 Jahren wurde die U35 zwischen Bochum und Herne eröffnet. Mittlerweile heißt die U35 auch Campuslinie und endet auf Herner Gebiet am Schloß Strünkede in Baukau. Ursprünglich sollte diese Linie sogar bis Recklinghausen gebaut werden, was aber an der Ablehnung der Nachbarstadt scheiterte. In den Folgejahren wurde eine Verlängerung bis Recklinghausen immer wieder diskutiert und gefordert. Eine Finanzierung, hieß es bei der Stadt, sei aus eigener Kraft nicht drin. In den ÖPNV-Bedarfsplan 2006 wurde die Verlängerung aber aufgenommen - mit der Hoffnung auf hohe Fördergelder, die sie möglich machen. Auch im neuen Plan soll die Verlängerung stehen. Zwei zusätzliche Stadtbahnhöfe sollen entstehen: an den Kreuzungen Bahnhofstraße/Hoverskamp auf Herner Stadtgebiet und an der Bochumer Straße/Am Stadthafen auf Recklinghäuser Stadtgebiet. Einer Förderung dieser Maßnahme - wie auch der folgenden - werden aber bis auf Weiteres kaum Chancen eingeräumt.

Bahnhaltepunkt Rottbruchstraße
Auch diese Maßnahme hat die Stadt dem Land gemeldet: den Neubau eines Bahnhaltepunkts Herne-Holsterhausen an der Rottbruchstraße. Diesen gab es schon mal, er wurde aber 1990 stillgelegt. Der Zugang für die Fahrgäste soll über die Buschkampstraße erfolgen, die dann die zukünftige Linie RE2 (Münster - Bochum - Wuppertal - Köln) nutzen können sollen, heißt es. Ohne diesen Haltepunkt würde die Linie Herne ohne Halt durchfahren, da ein Halt am Hauptbahnhof Wanne-Eickel und Bahnhof Herne nicht möglich sei. Was die Kosten in die Höhe treiben dürfte: Für die Umsetzung des Haltepunkts ist laut Stadt voraussichtlich ein zweigleisiger Ausbau der Strecke bis Recklinghausen-Süd und eine zusätzliche Kanalbrücke notwendig. 

An der Rottbruchstraße in Herne gab es schon früher einen Bahnhof - unter der Brücke Rottstraße.
An der Rottbruchstraße in Herne gab es schon früher einen Bahnhof - unter der Brücke Rottstraße. © Herne | Ralph Bodemer

Bahnhaltepunkt Herne - Unser Fritz
Als notwendig erachtet die Stadt auch einen Bahnhaltepunkt Herne - Unser Fritz. Eingerichtet werden soll dieser östlich der Straße Zum Logistikpark an der Linie RB43. Ziel ist eine Anbindung an den Rhein-Herne-Kanal. Dort will das Rathaus in den kommenden Jahren die „Wasserlagen“ erschließen. Konkret entstehen sollen mit einem „Masterplan Wasserlagen“ mehr Grünflächen an Kanal und Emscher, außerdem Wohnungen und Büros, Gastronomien und Freizeitmöglichkeiten.

Bahnhaltepunkt Herne - Rottstraße
Um den Kanal für die Menschen besser anzubinden, wünscht die Stadt auch den Bau eines Bahnhaltepunkts Herne - Rottstraße. Entstehen soll er im Bereich der Eisenbahnbrücke Rottstraße mit Anbindung an die Rottstraße.

Weitere Maßnahmen
Darüber hinaus hat die Stadt für den ÖPNV-Bedarfsplan Folgendes angemeldet: Auf dem Streckenabschnitt der RB43 von Dortmund bis Wanne-Eickel soll der Takt von 60 auf 30 Minuten verdichtet werden, die S4 soll von Dortmund bis mindestens Herne verlängert werden, außerdem soll der Streckenausbau der Emschertalbahn insgesamt vorangetrieben werden.

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>>> Der ÖPNV-Bedarfsplan

  • Mit dem sogenannten ÖPNV-Bedarfsplan will sich das Land NRW einen Überblick darüber verschaffen, welche Maßnahmen in den kommenden Jahren in den Kommunen und Kreisen des Landes anstehen. Diese signalisieren dem Land, welche Projekte wünschenswert, ja nötig wären, um den ÖPNV nach vorne zu bringen.
  • Nur jene Projekte, die in den ÖPNV-Bedarfsplan aufgenommen werden, sind auch förderfähig. Heißt: Nur für diese Maßnahmen können die Städte und Gemeinden Fördermittel beim Land beantragen. Wofür das Geld schließlich fließt, entscheidet das Land - abhängig davon, wie viel Geld überhaupt zur Verfügung steht.