Herne/Gelsenkirchen. Kommt endlich ein Alternativstandort für die Zentraldeponie Emscherbruch? Ein Ersatz muss dringend her. Welche beiden Orte im Gespräch sind.

Wird doch noch rechtzeitig ein neuer Standort für eine Mülldeponie gefunden? Voraussichtlich 2030/2031, wenn die Kapazitätsgrenze für die Zentraldeponie Emscherbruch auf der Stadtgrenze Herne/Gelsenkirchen erreicht ist, soll sie geschlossen werden. Dann aber muss, ohne Verzögerung, eine neue Deponie öffnen. Jetzt werden erstmals zwei mögliche Ersatzstandorte genannt: die Bergehalden Lohmannsmühle in Moers/Duisburg und die in Dorsten-Hürfeld. Daniel Wirbals von der Stadt Herne spricht von einer „guten Wendung“. Um einzuschränken: Entschieden sei aber noch lange nichts.

Die Städte Herne und Gelsenkirchen stehen vor einem Dilemma: Sie, allen voran die etwa 4000 Anwohnerinnen und Anwohner beider Kommunen drumherum, wollen, dass die umstrittene Zentraldeponie so schnell wie möglich schließt. 2030/2031, so die Schätzung, könnte es so weit sein, denn dann ist die Müllhalde picke packe voll. Allein: Wenn in einer Stadt eine Deponie dicht macht, muss die Stadt auf ihrem Gebiet Platz für eine neue schaffen - so will es das Gesetz. Das ist hier aber nicht möglich. Es bleibe dabei, „dass alternative Standorte im Stadtgebiet nicht verfügbar sind und auch absehbar nicht verfügbar sein werden“, stellte Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung in Herne, jetzt im Umweltausschuss klar.

Herne: Klagen gegen den Alternativstandort

Hat seine Kapazitätsgrenze bald erreicht: die Zentraldeponie Emscherbruch.
Hat seine Kapazitätsgrenze bald erreicht: die Zentraldeponie Emscherbruch. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Was also tun? Herne hofft, wie andere Kommunen im Ruhrgebiet, dass eine neue Deponie in einer anderen Stadt gefunden wird, die dann in einer Kooperation mitgenutzt werden kann. Im Ruhrgebiet werden Deponien ohnehin bereits von der AGR-Gruppe, einer Tochter des Regionalverbands Ruhr (RVR), betrieben und verwaltet. Bei der Suche drängt die Zeit, denn die Genehmigung einer neuen Müllhalde dauert viele Jahre. Nun, so berichtete Wirbals der Politik, seien dabei wichtige Hürden genommen worden.

So habe die zuständige Bezirksregierung für den geplanten Deponiestandort Lohmannsheide zwischen Duisburg und Moers den Antrag auf Erteilung eines Planfeststellungsbeschlusses im Sommer genehmigt. Gestellt habe ihn die AGR vor vier Jahren. Durch den Beschluss sei der Betrieb einer Deponie auf der Bergehalde Lohmannsheide somit genehmigt. Allerdings: Gegen diesen Planfeststellungsbeschluss seien bereits mehrere Klagen eingereicht worden, auch die Stadt Moers und der Umweltverband BUND hätten angekündigt, dass sie dagegen vorgehen wollten. Beim zweiten möglichen Deponiestandort Dorsten-Hürfeld, den die AGR als „sehr gut geeignet“ bezeichnet, sei man dagegen noch nicht so weit: Die AGR, so Wirbals, habe sich nun entschlossen, die Planfeststellung für eine Deponie zu beantragen.

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Heißt also: Aussichtsreiche Kandidaten für einen Ersatz für die Zentraldeponie Emscherbruch werden nun erstmals genannt, aber ob am Ende auch zumindest einer kommt und das auch noch pünktlich, ist fraglich. Daniel Wirbals von der Stadt Herne spricht deshalb vorsichtig von „Unsicherheiten“, die Herne weiterhin bei der Suche nach einem Alternativstandort habe. Die Stadt fordert deshalb, dass das Land verantwortlich sein soll für die Schaffung einer neuen Deponie und nicht jede Kommune einzeln. Mindestens aber, so heißt es im Rathaus, soll das Land einen „dialogorientierten Prozess“ mit den betroffenen Kommunen starten, um endlich einen Platz für eine neue Müllhalde zu finden.

„Gute Wendung“: Daniel Wirbals (Stadt Herne).
„Gute Wendung“: Daniel Wirbals (Stadt Herne). © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

In der Herner Politik wurde die Nachricht, dass es zwei mögliche Standorte gibt, wohlwollend aufgenommen. Das seien „neue Nachrichten“, die „sehr positiv“ seien, sagte Bezirksbürgermeister Uwe Purwin jetzt in der Bezirksvertretung Wanne. Pascal Krüger, Vorsitzender des Herner Umweltausschusses, spricht gegenüber unserer Zeitung von einem „sehr guten Zeichen“. Krüger sieht ebenfalls das Land in der Plicht. Es müsse sich stärker engagieren und das Verfahren beschleunigen. „Die Zeit drängt“, weiß auch der Ratsherr der Grünen.

>>> Straßenführung auf Halde soll geändert werden

  • Der Deponiebetreiber Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet (AGR) hat in den vergangenen Jahren immer wieder Änderungen auf der Müllhalde vorgenommen. So startete das Unternehmen zuletzt mit dem Verpressen und Lagern von Abfällen. Die Methode: Aus groß wird klein. Um mehr Platz auf der Deponie zu haben, wird Müll gepresst und dann auf der Halde verklappt.
  • Nun stellte die AGR einen Antrag zur Änderung der Straßenführung. Begründet wird der Antrag laut der Stadt Herne damit, dass mit dem geplanten Verfüllende 2030/2031 und aufgrund der zu erwartenden Anlieferungsmengen die bisher genehmigte Vekehrsführung für die Bewirtschaftung aller Ablagerungsbereiche nur unzureichend geeignet sei. Ein entsprechender Antrag liege der Bezirksregierung vor.