Herne. Die Grünen erneuern ihre Forderungen nach S-Bahn-Haltestellen und Linien für Herne. Was geplant ist? Und was aus den ersten Ideen wurde.
Die Grünen bringen in einem Maßnahmenkatalog gleich mehrere S-Bahn-Linien und Bahnhöfe für Herne ins Spiel. Das seit zwei Jahren existierende Papier wurde jetzt noch einmal überarbeitet. Grünen-Vertreterin Sabine von der Beck erklärt, was aus Sicht ihrer Fraktion die Krux ist.
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Neue Bahnhöfe: Horsthauser Straße und Juliastraße
S-Bahnhof Horsthauser Straße? Bahnhof Juliastraße? An diese bislang gänzlich unbekannten Namen müsste man sich gewöhnen, wenn ein Konzept der Grünen tatsächlich umgesetzt würde, die Ideen brächten mächtige Gewinne bei den Fahrtzeiten rund um Herne und Wanne-Eickel. Die Bahnhöfe würden zu den großen Wohnsiedlungen hinrücken. „Das S-Bahn-Netz ist nicht an den Siedlungsbedarfen, sondern an den Industriebedarfen ausgerichtet entstanden“, sagt Hernes Grünen-Ratsfrau von der Beck.
In dem Katalog hat sich die Partei in der Region dezidiert im Bereich zwischen Niederrhein und dem Dortmunder Raum Strecke für Strecke vorgenommen, technische Machbarkeiten, Kurvenradien und Streckenkapazitäten beleuchtet. Die Ideen wurden in einem Punktekatalog nach der Umsetzungsfähigkeit, Kosten-Nutzen und Attraktivität beleuchtet. Die Herner Ideen sind in der Bewertung auf den vorderen Rängen.
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Realistische Ideen oder nur ein weiteres Papier?
Jetzt sind zwei Jahre rum. Was ist aus den Ideen geworden, außer einem neuen Papier? „Wir haben das Konzept landauf landab vorgestellt“, sagt von der Beck. Städte, Parteien und das Regionalparlament seien eingebunden worden. „Die eine oder andere Idee findet sich bereits im Zielnetz des VRR.“ Der Verkehrsverbund erklärt selbst, wie sich der Bahnverkehr künftig entwickeln soll. Der Plan ist die Grundlage für Anträge, Konzepte und letztlich Genehmigungen. Die Grünen greifen auch die Kritik am RE 41 auf, der jetzt zwar durch Herne fährt, aber nicht in Herne hält.
„Natürlich ist es nicht bis ins letzte Detail geplant“, sagt von der Beck. Wie lange soll es dauern, bis die Verbesserungen umgesetzt sind? Plant man in Deutschland zu kompliziert? Das will von der Beck, die die Grünen auch im Ruhrparlament vertritt, trotz aller Ungeduld nicht gänzlich unterschreiben. „Man muss auch viele Dinge bedenken. Dass man einen Zeitvorlauf braucht, um Dinge umzusetzen, ist so. Natürlich würde man sich wünschen, dass manches schneller geht. Da ließe sich auch noch etwas verbessern.“
Grüne: Wollen den politischen Willen organisieren
Von der Beck sieht ihre Aufgabe und die der Grünen nicht in der Umsetzung: „Meine Baustelle ist, den politischen Willen zu organisieren. Man muss den ersten Schritt tun.“ Das habe man so detailliert getan, dass auch andere Parteien beeindruckt sind: „Es gibt ein leichtes Staunen über die Komplexität des Werkes. Respekt ist zu verspüren.“
„Dieses Konzept stellt eine politische Vision dar, ein Ziel, das aus Sicht der Grünen-Ruhrparlamentsfraktion angestrebt und erreicht werden soll“, heißt es in der Beschreibung. Es gebe mit der Planung für das „Zielnetz 2040“ durch das Verkehrsministerium NRW und die Verkehrsverbünde „endlich von der Landesseite einen Blick in die Zukunft des Schienenverkehrs“. Die Grünen weiter: „Für das Ruhrgebiet lässt diese Vision jedoch Potenziale liegen. Das solle sich ändern.
Das sind die drei großen Maßnahmen der Grünen für Herne im Detail:
Projekt 1: Verlängerung der S4
Die Maßnahme im O-Ton: „Die S4 wird über ihren bisherigen Endpunkt in Dortmund-Lütgendortmund weiter ins nördliche Ruhrgebiet verlängert. Die Strecke der Emschertalbahn wird dafür zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Castrop-Rauxel erhält damit eine attraktive Verbindung in die Dortmunder Innenstadt.“ Für die Maßnahme müsste auf Herner Stadtgebiet der Bahnhof Horsthauser Straße neugebaut werden. In einer Kurve zwischen Börnig und Horsthausen müsste eine „höhenfreie Einfädelung reaktiviert“ werden. Die Hauptstrecke Richtung Dortmund müsste komplett viergleisig ausgebaut werden.
Projekt 2: Neue Linie S46
Die Maßnahme im O-Ton: „Aus der RB46 wird die S46. Dazu ist zwischen Gelsenkirchen und Wanne-Eickel ein viergleisiger Ausbau der Strecke nötig. Auf der neuen S-Bahn-Stammstrecke im nördlichen Ruhrgebiet verkehren dann die Linien S2, S42 und S46. Nördlich von Gelsenkirchen fährt die S46 alle 30 Minuten bis Dorsten. Diese Strecke muss für den S-Bahn-Betrieb ertüchtigt werden. Weiter südlich in Richtung Bochum wird die Glück-Auf-Bahn modernisiert, damit neben der S46 auch ein Regionalexpress aus Münster dort fahren kann. Im Bereich des Bochumer Hauptbahnhofes sind größere Maßnahmen erforderlich.“ Herne bekäme die neuen Bahnhöfe Holsterhausen, Juliastraße und Röhlinghausen.
Projekt 3: Neue Linie S36:
Die Maßnahme im O-Ton: „Mit der S36 wird eine neue starke S-Bahn-Achse im nördlichen Ruhrgebiet realisiert. Von Dorsten bzw. Herne-Wanne-Eickel fährt die S36 Richtung Bottrop, wo die beiden Linienäste gemeinsam weiter nach Oberhausen und Moers geführt werden. Die Strecke zwischen Dorsten und Bottrop wird fit für den S-Bahn-Betrieb gemacht. Zwischen Bottrop und Herne-Wanne-Eickel muss die Strecke des anderen Linienastes für den Personenverkehr reaktiviert werden. Im Essener Norden und in Gelsenkirchen stellen drei neue Stationen wichtige Verknüpfungspunkte zur Straßenbahn und zur Stadtbahn her. Die teilweise parallel verlaufende RB44 ermöglicht erstmals eine umsteigefreie Verbindung von Herne-Wanne-Eickel und Bottrop nach Oberhausen-Sterkrade.“
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