Herne. Seit 2017 sind die Mülldetektive von Entsorgung Herne in Sachen Abfall und Dreck unterwegs. Warum ihnen die Arbeit nicht ausgeht.

Manchmal fühlen sie sich womöglich wie Sisyphus, der der Sage nach immer wieder aufs Neue einen Stein den Berg hinaufrollen musste: die Mülldetektive von Entsorgung Herne. Seit mehreren Jahren sind sie nun Schmutzfinken auf der Spur, doch trotz aller Bemühungen - und trotz mehrerer Kampagnen wie „Herne blitzblank“ - geht ihnen die Arbeit nicht aus. Mehr noch: Bei einigen Menschen scheint sich ein Lerneffekt einzustellen - allerdings in die falsche Richtung. . .

Aufwand steigt, um Müllsünder ausfindig zu machen

Die Mülldetektive haben in erster Linie ein Auge auf die Standorte für Altpapier, Glas und Textilien. Nach den Worten von Alexander Rapp und Maik Kämper bewegt sich die Zahl der Verstöße zwar auf dem gleichen Niveau wie in den vergangenen Jahren, allerdings würden die Umweltsünder immer stärker darauf achten, dass ihre Identitäten nicht festgestellt werden können. „Früher haben wir mit wesentlich weniger Aufwand mehr Müllsünder ermittelt“, so Rapp. An den Container-Standorten landeten nach wie vor jede Menge Sachen nicht in den Containern, sondern davor. 40 Prozent Kartonagen, 30 Textilien, gefolgt von Rest- und Sperrmüll mit jeweils 15 Prozent.

Kein seltenes Bild in Herne: Altpapier und Müll landen neben dem Container.
Kein seltenes Bild in Herne: Altpapier und Müll landen neben dem Container. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Tatsache, dass Dinge vor den Containern abgelegt werden, könne auch aus einem Missverständnis heraus geschehen: Menschen sehen Pappe aus der Klappe herausragen und denken, der Container sei voll. Dabei könne in vielen Fällen bequem von der anderen Seite eingeworfen werden. Allerdings machen sich die Detektive keine Illusionen: Manche Menschen seien einfach zu faul, um große Kartons zu zerkleinern.

In der Vergangenheit habe es Standorte gegeben, die als Hotspots für Unrat galten, doch das ist nach den Worten von Rapp und Kämper nicht mehr so. Vermüllte Standorte seien plötzlich sauber - und umgekehrt. „Warum auch immer.“ Wanne sei auch nicht dreckiger als Herne. Damit stehe Entsorgung Herne vor einem Dilemma: Soll man einen Standort auflösen? Das sei aber häufig nicht gewünscht von den Bürgern. Dass eine Auflösung eines Standorts positive Wirkung haben kann, beschreibt Entsorgung Herne-Chef Carsten Sußmann anhand der Juliastraße. Als der Real-Markt noch existierte, habe der Standort unablässig für Probleme gesorgt, doch seit die Container und der Real-Markt verschwunden seien, werde an dieser Stelle kein Müll mehr abgelegt.

Dauerproblem „entführte“ Einkaufswagen

Ein anderes Problem, mit dem sich die Mülldetektive herumschlagen müssen: „entführte“ und abgestellte Einkaufswagen. „Es funktioniert gut, dass die Eigentümer die Wagen wieder bei uns abholen“, so Maik Krämer. Immerhin seien sie ein Kostenfaktor. Ein neuer Einkaufswagen kann mehrere hundert Euro kosten. Es sei allerdings schwer zu ermitteln, wer die Wagen mitgenommen hat. Krämer und Rapp haben erstaunliche Erfahrungen mit abgestellten Einkaufswagen gemacht. So gebe es offenbar jemanden, der bei Lidl in Holsterhausen (gegenüber der Hiberniaschule) einkauft, den Wagen bis zur Bushaltestelle an der nahen Dorstener Straße schiebt und ihn dort stehen lässt. „Ein Einkaufswagen steht immer wieder an dieser Bushaltestelle.“ In einem anderen Fall habe jemand einen Wagen im Hausflur abgestellt, weil die Detektive ihn täglich haben abholen lassen, wenn er auf der Straße stand. „Irgendwann haben wir mal geklingelt und haben den Wagen im Hausflur vorgefunden.“

Carsten Sußmann, Chef von Entsorgung Herne.
Carsten Sußmann, Chef von Entsorgung Herne. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Apropos Altpapiercontainer: Eigentlich sollten neue Container (die statt 3,2 Kubikmeter vier Kubikmeter fassen) in diesem Jahr nach und nach im Stadtgebiet verteilt werden, doch die ersten neuen Container hätten nicht funktioniert wie gewünscht, trotz Nachbesserungen. Deshalb habe man sich nach anderen Containern umgeschaut, was zur Verzögerung des „Ausrollprozesses“ geführt habe, so Sußmann. Nun würden die ersten zehn Container bei Entsorgung Herne an der Südstraße für den Einsatz vorbereitet. Bis Mitte November sollen sie aufgestellt werden. „Wir werden wohl bis zum Herbst 2025 brauchen, um alle Container auszutauschen und die 170 neuen aufzustellen“, so Sußmann im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Wenn die Container getauscht würden, schaue man sich die Standorte an, ob auch Reparaturen oder eine Grundreinigung notwendig sind.

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Am Ende würden weniger Container im Stadtgebiet stehen, die aber das gleiche Volumen wie zuvor fassen könnten. Für Sußmann ist klar: „Es gibt nicht den idealen Container-Standort.“ Es werde auch immer wieder Veränderungen geben. Doch er zeigt sich überzeugt, dass die Zahl der Container ausreichend sein wird, denn die Menge an Altpapier und Pappe sinke. Habe Entsorgung im Jahr 2021 noch etwa 8700 Tonnen gesammelt, würden es in diesem Jahr rund 2000 Tonnen weniger sein. Ein Grund sei, dass die Menge von gedruckten Medien rückläufig sei. Aber auch die Menge - und damit das Volumen - von Kartonagen werde nach dem Boom während der Corona-Pandemie nicht mehr weiter steigen, eher trete ein anderer Trend ein: So verschicke der chinesische Onlinehändler Temu die Ware nur in Plastiktüten, und Amazon sei von Kartons auf feste Papiertaschen umgestiegen.

>>> Wertstoffhof nimmt Altpapier und Pappe kostenlos an

Am Wertstoffhof an der Meesmannstraße 2 können verschiedene Materialien kostenlos abgegeben werden. Dazu gehören: Papier, Pappe, Kartonagen, Wertstoffsäcke, Verpackungen aus Styropor, Altmetall, Altglas und weitere Stoffe. Öffnungszeiten: Montags, 8 – 17 Uhr (Schadstoffannahme), dienstags, 8 – 16 Uhr, mittwochs, 8 – 13 Uhr, donnerstags, 8 – 16 Uhr, freitags, 8 – 17 Uhr (Schadstoffannahme), samstags, 8 – 14 Uhr.