Herne. Herne wird Sitz eines weltweit einmaligen Forschungszentrums. Mit zwei Millionen Euro Fördergeld kann die Planungsphase beginnen.
Ein verwitterter Schriftzug weist noch auf das längst untergegangene Unternehmen hin, das an dieser Stelle seinen Sitz hat, ansonsten sprießen Kräuter und Brombeersträucher in die Höhe. Doch in wenigen Jahren soll an dieser Stelle ein weltweit einmaliges Forschungszentrum stehen: das „Transformationszentrum für Georessourcen und Ökologie“ (TGÖ). Am Freitag brachte der Arnsberger Regierungspräsident Heinrich Böckelühr die Planungen für dieses Zentrum auf den Weg - mit der Übergabe eines Förderbescheids in Höhe von zwei Millionen Euro.
Spitzenforschung, sperriger Name, finanzielle Förderung - all das muss man erklären: 2015 ist an Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) das Forschungszentrum Nachbergbau etabliert worden. „Damals verfolgten wird das Ziel, die Folgen des Bergbaus zu erforschen und ihnen dadurch besser begegnen zu können“, so Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung. Inzwischen sei der deutsche Steinkohlebergbau Geschichte, doch die Herausforderungen blieben, deshalb sei es richtig, das Forschungszentrum weiterzuentwickeln. Das Ergebnis ist das TGÖ, das - wie die Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung - im Funkenbergquartier entstehen soll.
Kompetenzen des Forschungszentrums sind weltweit gefragt
Dass die Forschung, die dort geleistet wird, weit über die Region hinausstrahlt, das betonten bei der Übergabe des Förderbescheids THGA-Präsidentin Prof. Susanne Lengyel und Prof. Christian Melchers, Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau. „Wir haben Kompetenzen, die in der ganzen Welt gefragt sind“. Bergbau bedeute viel mehr als Steinkohlebergbau. Das Ziel der Forschungsarbeit sei es, dass Ressourcen in Zukunft nachhaltiger gewonnen werden können. Die Forschungsergebnisse würden unmittelbar zum Klimaschutz und zum Gelingen der Energiewende beitragen.
Doch in der nahen Zukunft werden auf dem etwas verwunschen Grundstück an der Eschstraße die Brombeeren wachsen. Mit den zwei Millionen Euro können alle Beteiligten in die eineinhalbjährige Planungsphase einsteigen, bevor die Bauphase beginnt. 2028 soll das Forschungszentrum bezugsfertig sein. Dann sollen etwa 80 Beschäftigte ihre innovativen Ideen entwickeln.
Regierungspräsident: Förderung ist gut angelegtes Geld
Die zwei Millionen Euro sind nur der Anfang der Förderung. Insgesamt sollen Bund und Land den Forschungsneubau mit rund 44 Millionen Euro aus dem sogenannten 5-Standorte-Programm unterstützen. Für Regierungspräsident Heinrich Böckelühr ist dies gut angelegtes Geld, denn so könne die Wirtschaftsstruktur der gebeutelten Stadt Herne gestärkt werden.
+++ Nachrichten aus Herne. Lesen Sie auch +++
- Abriss von A43-Brücke in Herne doch halbseitig möglich?
- Traum erfüllt sich: „Exklusivste Eismanufaktur in NRW“
- Ukrainische Familie in Herne: „Wir kehren nicht zurück“
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda freut sich nicht nur, dass nach Jahren des Vorlaufs nun der Bau zweier Hochschuleinrichtungen Fahrt aufnimmt, mit dem TGÖ werde die weit über 100 Jahre alte Geschichte des Bergbaus in Herne um ein zukunftsträchtiges Kapitel ergänzt.
>>> Das 5-Standorte-Programm
Die Bundesregierung stellt bis zum Jahr 2036 insgesamt 662 Millionen Euro für die Transformation der Steinkohlekraftwerksstandorte in NRW zur Verfügung, um eine nachhaltige und innovative Transformation zu ermöglichen. Neben Herne zählen Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm und der Kreis Unna zu diesen Standorten.